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Mittwoch, 1. März 2017

Letztendlich sind wir dem Universum egal

Hallo meine Jugendbuchfreunde,

aufgrund meiner zahlreichen Reisen in letzter Zeit habe ich dringend ein Hörbuch gebraucht. Als ich mit der lieben Blue in der Bibliothek gestöbert habe, hat sie irgendwie dieses hier entdeckt und meinte, sie fände es sicher schön. Also habe ich mal ein Ohr riskiert und das Hörbuch auf meine Reisen mitgenommen.

Die Fakten:
  • Autor: David Levithan
  • Titel: Letztendlich sind wir dem Universum egal (Original: Every Day)
  • Leser: Adam Nümm
  • Übersetzung: Martina Tichy
  • Dauer: 8 Stunden 45 Minuten (ungekürzt)
  • Verlag: argon Verlag
  • Erschienen: 2014
  • Preis: 16,95 Euro
  • Klappentext: "Kann man jemanden lieben, der jeden Tag ein anderer ist? A hat keine Freunde, keine Familie, kein Zuhause – und keinen eigenen Körper. Er ist nie länger als einen Tag dieselbe Person. Mal männlich, mal weiblich taucht er in die unterschiedlichsten Leben ein. Das ist sein Alltag, etwas anderes kennt er nicht. Doch dann lernt er Rhiannon kennen und verliebt sich unsterblich in sie. Und auf einmal wünscht er sich mehr Kontinuität, als das Universum ihm zugesteht."

Zur Handlung: Jeden Morgen aufzuwachen und nicht zu wissen, wer man heute ist - das klingt nach einem Alptraum. Aber für A ist das ganz selbstverständlich, denn es war schon immer so. Nie ist er oder sie zweimal die gleiche Person. Für ihn oder sie war es ein langer Lernprozess, aber heute passieren keine Fehler mehr. Anpassung ist hier das A und O.

Doch eines Tages wacht A auf und ist Justin. Sofort stellt er fest, dass er Justin nicht leiden kann. Zum Glück muss er/ sie nur für einen Tag in seiner Haut stecken. Doch in der Schule begegnet A Justins Freundin Rhiannon und verliebt sich in sie. Die beiden brechen für einen Tag aus dem Alltag aus, der Schule, der kaputten Beziehung von Rhiannon und Justin. Sie fahren ans Meer und nichts ist mehr, wie es war.

Bevor ich angefangen habe zu hören, habe ich mir keinen Klappentext durchgelesen. Ich habe wirklich nur auf Play gedrückt und wusste nicht, was mich erwartet. Allerdings ist man sofort drin in der Geschichte, und obwohl die Situation von A so skurril ist, versteht man direkt, was los ist. Ich hatte keinerlei Probleme, in die Geschichte zu finden, und ich habe direkt mit A mitgefiebert.

Der Sprecher macht seine Sache hier wirklich gut. Dies war das erste Hörbuch, das nicht von Rufus Beck gelesen wurde, das ich je gehört habe, und es hat mir wahnsinnig gut gefallen. Adam Nümm hat eine sehr jugendliche und frische Stimme, die gut zu einem Jugendbuch passt. Außerdem hat er eine klare und schöne Aussprache, sodass das Hören wirklich ein Genuss war.

An dem Buch hat mir sehr Vieles richtig gut gefallen, angefangen überraschenderweise mit der unmöglichen Liebesgeschichte. Rhiannon ist in einer unglücklichen Beziehung gefangen, als sie auf A trifft. Da man sie durch As Augen sieht, ist sie einem eigentlich sympathisch, obwohl sie auch negative Charakterzüge hat. Sie ist sie doch eher ein bisschen homophob in manchen Teilen, und natürlich betrügt sie Justin auf eine Art oder eine andere. Dabei ist sie immer wieder verunsichert, von ihren Gefühlen für Justin und von der Unmöglichkeit einer Beziehung mit einem Geist quasi.

Es geht im Buch natürlich immer wieder hin und her, aber ich fand es nie zu drüber. Im Gegenteil konnte ich Rhiannons innere Kämpfe immer gut nachvollziehen, und A eben auch. Es gibt aber auch viele unglaublich niedliche Momente, bei denen ich grinsend im Zug saß. Beim Einkaufen bin ich auch mal richtig rot geworden, aber auch diese Szene war gut gelöst und für Teenager geeignet.

Was ich auch mochte, war der Blick, der auf Gender geworfen wird in diesem Buch. A ist körperlos und hat damit kein körperliches Geschlecht, als sex. Darüber hinaus hat er/sie aber auch keine Geschlechtsidentität (gender) entwickelt, da er/sie in weiblichen, männlichen und transsexuellen Körpern gesteckt hat. Außerdem hat A vor Rhiannon bereits einen Jungen geliebt. Die Geschichte stellt Liebe somit als etwas dar, was ganz unabhängig von eigenen und anderen Geschlecht passieren kann, und das hat mich überzeugt, denn es ist genau meine Meinung.

Das Buch hat sicher auch einige Fehler. So wird neben der Geschichte auch ein Licht darauf geworfen, was A nun eigentlich ist und ob es noch mehr von ihm gibt. Dies wird aber nur am Rande behandelt und eigentlich schreit dies nach einer Fortsetzung, andererseits finde ich es aber irgendwie gut, dass das offen gelassen wurde, sodass durch eine Auflösung am Ende nicht alles zerstört wird. Denn es bleibt ja einfach die Frage: was zur Hölle ist A nun? Ein Mensch, ein Alien, ein Geist?

Gestört hat mich letztlich vor allem das Kapitel, in dem A eine übergewichtige Person ist. Da ich in diese Richtung forsche, finde ich es sehr unpassend dargestellt. Hier wird nicht mit der üblichen Vorsicht erzählt, andere Menschen nicht zu stigmatisieren. Und das zeigt, dass die Diskriminierung von Übergewichtigen in den Köpfen der Menschen total ok ist, während man aufgrund von Geschlecht, Rasse und sexueller Orientierung nicht diskriminieren darf.

Mir hat dieses Hörbuch einfach gut gefallen. Es war spannend, niedlich, hatte tolle Emotionen und beleuchtet auch viele Seiten der Gay-Community oder allgemein einige LGBTQ+Themen. Außerdem erlebt A eine Menge Leben von innen und das beleuchtet auch die Vielseitigkeit der Jugendlichen in Amerika - von Drogenabhängigen bis zu musikalischen Träumern. Ich hatte immer Lust, endlich weiterzuhören, und das ist doch ein gutes Zeichen.

Kennt ihr das Buch? Liest es sich so gut, wie es sich hört? Kennt jemand die Fortsetzung/den Perspektivwechsel?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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