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Samstag, 25. Februar 2023

Long Way Down


Hallo meine Lieblingsleser,

in den USA ist Black History Month und dafür wollte ich auch ein wenig lesen. Dieses Buch habe ich in der Bibliothek gesehen und es schien mir perfekt dafür. Es ist geschrieben für Jugendliche und in Versen, und es ist außerdem illustriert. Das Thema ist jedenfalls kein leichtes, aber ein wichtiges.

Die Fakten:

  • Autor: Jason Reynolds
  • Illustrator: Chris Priestly
  • Titel: Long Way Down
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Faber & Faber
  • Seiten: 323
  • Preis: 8,37 Euro
  • Klappentext: "If someone you love // gets killed, // find the person // who killed // them and // kill them. // No crying. // No snitching. // Get revenge."

Zur Handlung: Will ist ein Teenager, der miterleben muss, wie sein Bruder Shawn auf offener Straße geötet wird. Er lebt in einem Stadtteil, indem Banden ihre Reviere ziehen und verteidigen, und Shawn musste in ein feindliches Revier gehen, um die medizinische Creme seiner Mutter zu kaufen. Das überlebt er nicht.

Inmitten der Trauer und dem unfassbaren Schmerz dieses Verlusts muss Will nun entscheiden, was er tut. Er weiß, dass sein Bruder eine Waffe besitzt, die im mittleren, etwas schiefen Kasten einer Kommode liegt. Eine Waffe, in der eine Kugel bereits fehlt. Will schleicht sich mit der Waffe aus der Wohnung, doch im Fahrstuhl begegnen ihm über die acht Stockwerke verschiedene Personen, die ihm neue Perspektiven auf das Erlebte geben.

Das Buch beschäftigt sich also mit einem sehr schwierigen Thema: der Bandenkriminalität und den damit verbundenen Morden in vorwiegend von Schwarzen Amerikanern bewohnten Stadtvierteln. Diese Menschen kennen Armut, Hoffnungslosigkeit und den Schmerz von Verlust. Und es gibt einen klaren moralischen Codex, der Will vorschreibt, was er nun zu tun hat. Doch dieses Buch versucht einen möglichst umfassenden Blick auf dieses Thema zu geben.

Will als Hauptcharakter lernen wir vor allem in seinem Schmerz kennen. Wir bekommen ein paar Rückblenden auf sein Leben von dem Mord an seinem Bruder, aber hauptsächlich sehen wir einen verängstigten und leidenden jungen Mann, der nun eine schwere Entscheidung treffen muss. Wir lernen ihn dadurch nicht unbedingt sehr gut kennen, aber wir sehen seine Gefühle in den Versen dieses Buches, und die berühren. Ich finde, dass seine Gefühle sehr gut nachhvollziehbar beschrieben werden. 

Die Sprache in diesem Buch ist wundervoll. Durch die Verse und auch kreative Nutzung von den Seiten entstehen einige Gänsehautmomente beim Lesen. Auch die Illustrationen passen sich sehr gut ein, auch wenn es nicht unbedingt ein Zeichenstil ist, der mir sehr gut gefällt. Aber es trifft den Ton des Textes und macht dadurch die Handlung und die Gefühle der Hauptfigur nochmal greifbarer.

Auf seinem Weg im Fahrstuhl vom 8. Stock in die Lobby wird Will dann von anderen Charakteren heimgesucht. Einige erkennt er recht schnell, bei anderen muss er sich auf die Sprünge helfen lassen. Gerade für das weiße Publikum handelt es sich vielfach um Menschen aus Wills leben, die bei uns eher noch am Leben sind. Dadurch wird das Thema nochmal eindringlicher, denn es sind Personen, die wir so oder ähnlich alle im Leben haben oder hatten.

Diese Charaktere bekommen dann je eine eigene Stimme (bis auf eine bestimmte Figur), die das Thema aus unterschiedlichen Richtungen betrachten und uns auch unterschiedliche Argumente und Perspektiven offenbaren. Es hat mich fast ein wenig an die Geister in der Weihnachtsgeschichte erinnert, denn in einer gewissen Weise handelt es sich auch im bestimmte Aspekte von Wills Vergangenheit und Familiengeschichte.

Das Ende wird dann bewusst offen gehalten, was das Buch perfekt dafür macht, dass man es, zum Beispiel im Rahmen von Schulklassen, weiter diskutiert. Wie wird Will sich wohl entscheiden und welche Konsequenzen wird das haben? Wie würden wir uns an seiner Stelle entscheiden? Und warum werden viele von uns wohl nie in solch eine Situation kommen werden? Das hat mir sehr gut gefallen und dann auch zu meiner Gesamteinschätzung beigetragen.

Alles in allem ist dies ein gelungenes Buch über Kriminalität und familiale Ehre für Jugendliche. Ich denke, sowohl Teenager, die in einem solchen Milieu aufwachsen, als auch solche, die ganz weit davon entfernt sind, können durch dieses Buch neue Perspektiven und Denkanstöße gewinnen. Es ist ein sehr wichtiges Buch und sollte meiner Meinung nach in Lehrpläne integriert und in Klassen diskutiert werden. Sprachlich und im Aufbau ist es auch sehr gut gelungen, und durch die Versform und die Illustrationen entstehen viele Gänsehautmomente beim Lesen. Ich kann das Buch nur aus vollem Herzen empfehlen.

Habt ihr von dem Buch schon gehört? Eine deutsche Übersetzung unter dem gleichen Namen gibt es schon einige Jahre, aber zu ihrer Qualität kann ich leider nichts sagen.

Bis bald,
Eure Kitty Retro






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