und wieder wenden wir uns einem nicht so gesellschaftsfähigen Thema zu: Selbstmord. Wie der Titel schon sagt, lügen tote Mädchen nicht. Deswegen kann Hannah Baker auf ihren Kassetten auch die ganze Wahrheit erzählen, alle Gründe, die zu ihrem Selbstmord geführt haben, und alle Personen, die über Jahre in die Geschehnisse verwickelt waren. Doch bevor ich zu viel verrate, hier die Fakten:
- Autor: Jay Asher
- Titel: Tote Mädchen lügen nicht (Original: Thirteen Reasons Why)
- Übersetzung: Knut Krüger
- Verlag: cbt Taschenbücher
- Erschienen: 2009
- Seiten: 283
- Preis: 8,99 Euro
Zur Handlung: Clay ist ein ganz normaler Teenager, er ist schüchtern, schreibt gute Noten, versteht sich mit den meisten Leuten seiner Schule gut. Er kommt eines Tages nach Hause und findet ein Paket ohne Absender, an ihn adressiert. Darin befinden sich Kassetten, beschriftet von 1 bis 13. 13 Gründe. Auf diesen Kassetten ist die Stimme von Hannah eingefangen, eine Mitschülerin, die sich umgebracht hat. Clay mochte Hannah, und kurz vor ihren Tod hatte er sie sogar geküsst. Warum sollte er nun einer der Gründe sein, wegen denen Hannah tot ist?
Clay muss sich jedoch durch alle Kassetten hören, denn er weiß nicht, welche Nummer er hat. Und was er hört, macht ihm das Leben nicht leichter. Viele seiner Schulkameraden wird er danach nicht mehr anschauen können. Einem wurde sogar schon das Fenster eingeschlagen von den Leuten, die vor ihm die Kassetten hatten. Und auch er muss sie schließlich weiterschicken, denn sonst kommt alles an die Öffentlichkeit...
Tja, die Idee hinter diesem Buch finde ich wirklich interessant. Dennoch wusste ich schon nach 10 Seiten, dass ich dieses Buch wohl nicht lieben werde. Ich habe verschiedene Rezensionen gelesen, in denen stand, dass man am Ende einfach nur froh ist, dass Hannah tot ist. Und auch mir ist sie sehr auf die Nerven gefallen. Sicherlich bin ich kein Experte für Selbstmord, aber so wie Hannah sich selbst darstellt, ist sie einfach nur wehleidig und rachsüchtig. Ich bin ja der Meinung, dass man einen Selbstmord vor allem für sich selbst begeht. Durch diese Kassettensache erscheint es eher, als wöllte Hannah sich an den anderen rächen. Denn die Kassetten sind nur an die Leute gerichtet, die ihrer Meinung nach schuld sind.
Ich denke, das ist auch das größte Manko: das Buch suggeriert, dass andere für einen Selbstmord schuld sind. Und da kann ich absolut nicht zustimmen. Natürlich ist auch nicht nur derjenige schuld, der sich selbst umbringt. Aber jede Handlung ist nicht nur sozial bedingt. Man muss das schon auch selbst wollen. Und dann die Gründe... da hat sich mir jedes Verständnis entzogen. Deswegen bringt man sich um?
Also ich schätze, auf gewisse Weise soll es um Mobbing gehen, so verstehe ich das. Allerdings werden dann die richtigen Mobbing-Elemente kaum thematisiert. Also die Reaktionen der anderen Schüler auf Hannah sind mir gar nicht logisch. Wenn man ein Opfer von Mobbing ist, dann machen sich ja auch die anderen Schüler irgendwie über einen lustig, und Hannah hat dann doch immer wieder erstaunlich viele "Freunde", die sie aber permanent selbst wieder verschreckt und verscheucht.
Ich finde den Charakter von Hannah einfach so schlecht gewählt, und ich finde ihn auch so unreflektiert, dass diese ganze Geschichte einfach nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Außerdem geht es natürlich um Clay. Clay hatte durchaus gute Ansätze, doch auch er ging mir immer wieder auf den Keks. So wird er vor allem gegen Ende des Buches so weinerlich. Und er sagt immer wieder: Aber ich hätte doch.... Du hast doch aber.... heulheulschluchz. Das war dann einfach too much.
Auch der Schreibstil wurde mitunter schwierig. Die Teile von Hannah waren kursiv gedruckt, die von Clay normal. Wenn ich dann aber einmal im Lesefluss bin, seh ich das ehrlich gesagt meist nicht mehr. Daraufhin war ich dann immer wieder irritiert und musste Stellen doppelt lesen, weil ich zunächst nicht beachtet hatte, wer jetzt was erzählt. Da es sich mitunter nur um einzelne Zeilen handelt, die Clay einwirft, kam das gegen Ende vor allem öfter vor.
Alles in allem will ich nicht behaupten, dass sich niemand aus solchen Gründen umbringt. Andererseits bin ich einfach zu alt, habe zu viele Erfahrungen mit dem echten Leben gemacht, als dass ich diese Geschichte irgendwie realistisch und berührend finde. Sie macht mich lediglich nachdenklich in der Hinsicht, dass es sich manche Leute mit dem Selbstmord vielleicht doch zu einfach machen... Ich weiß es nicht. Ich denke, wer ähnliches "durchmacht", wie Hannah, der wird immer einen Weg finden, damit zu leben. Ich habe so viel berührendere Geschichten gelesen, diese hier kann man getrost ungelesen lassen.
Und damit schließ ich hier ab. Wenn euch das Buch gefallen hat, bitte lasst mich wissen, warum. :)
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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