Hallo meine Rebellen,
heute soll
es um ein Hörbuch gehen, dass sehr viel Popularität und ein sehr krasses Thema
hat. Nachdem immer wieder in den Nachrichten von Polizisten berichtet wird, die
in den USA schwarze Personen erschießen, angeblich in Notwehr, ist dieses Buch
inspiriert von der Black Lives Matter-Bewegung erschienen. Mir ist es fast ein
bisschen peinlich, dass ich es nicht eher gelesen habe…
Die Fakten:
- Autor: Angie Thomas
- Sprecher: Bahni Turpin
- Titel: The Hate U Give
- Erschienen: 2017
- Verlag: HarperAudio
- Dauer: 11 Std 40 Min (ungekürzt)
- Preis: 9,95 Euro im Abo
- Klappentext: „Sixteen-year-old Starr Carter moves between two worlds: the poor neighborhood where she lives and the fancy suburban prep school she attends. The uneasy balance between these worlds is shattered when Starr witnesses the fatal shooting of her childhood best friend Khalil at the hands of a police officer. Khalil was unarmed. Soon afterward, his death is a national headline. Some are calling him a thug, maybe even a drug dealer and a gangbanger. Protesters are taking to the streets in Khalil’s name. Some cops and the local drug lord try to intimidate Starr and her family. What everyone wants to know is: what really went down that night? And the only person alive who can answer that is Starr. But what Starr does—or does not—say could upend her community. It could also endanger her life.“
Zur
Handlung: Starr weiß nicht, wo sie hingehört. In ihrem Viertel ist sie immer
nur die Tochter ihres Vaters, die manchmal im Lebensmittelgeschäft aushilft.
Sie hat kaum Freunde aus ihrem Viertel, seit sie in einem schickeren Teil der
Stadt auf die Schule geht. Ihren Eltern ist es wichtig, dass sie eine gute
Bildung erhält und damit bessere Chancen im Leben hat – trotz ihrer Hautfarbe.
Doch an der
Schule fühlt Starr sich auch nicht immer heimisch. Klar, die hat die Mädchen
von Basketballteam, mit denen sie sich gut versteht, und da ist auch ein Junge,
mit dem sie nun eine ganze Weile zusammen ist. Dennoch fühlt Starr sich wie ein
Außenseiter, wird von manchen Mädchen gemieden und der einzige schwarze Junge
der Klassenstufe wird immer wieder als ihr Freund deklariert. Doch an einem
Abend wird ihr ganzes Leben völlig auf den Kopf gestellt.
Zunächst
möchte ich festhalten, dass dieses Buch Themen behandelt, die in Deutschland
und vor allem in meinem netten behüteten Leben eine geringere Rolle spielen. Es
ist also nicht immer einfach nachzuvollziehen, wie Charaktere handeln, welche
Folgen das nach sich zieht, und ähnliches. Deswegen ist es besonders wichtig,
sich auch ein bisschen einzulassen auf die Handlung. So kann man durchaus
hinterfragen, warum Khalil tut, was er tut, was zu seinem Tod führt. Man kann
aber auch einfach so an die Sache herangehen: Egal, wie dumm man sich vielleicht
anstellt, nichts rechtfertigt es, dass ein unbewaffneter Teenager erschossen
wird. Ich konnte das sehr gut, aber ich wollte es als Vorwarnung mit einbauen.
Starr ist
unsere Hauptfigur und diejenigen, in deren Kopf und Gefühlswelt wir uns
bewegen. Ich fand es einfach einen Zugang zu ihrer Figur zu finden, denn gerade
Gefühle des Ausgeschlossenseins sind mir nicht fremd. Sie hat zwar Freunde,
viele sind nett zu ihr, aber irgendwie gefühlt sie nie richtig dazu. So schämt
sie sich, wenn es darum geht ihren weißen Freunden zu zeigen wo sie wohnt.
Dennoch will sie nicht wegziehen, da das ihr Zuhause ist. Auch spürt man
schnell, dass sie ihre schwarzen und weißen Freunde nicht mischen will, sondern
selbst zu ihren Geburtstagsfeiern unterschiedliche Tische existieren. Das
geschieht vielleicht auch ganz unbewusst.
Um Starr
herum haben wir sehr viele verschiedene Charaktere, die wichtige Funktionen für
die Handlung erfüllen. Starrs Eltern sind liebevoll und besorgt, geben aber
auch klare Regeln vor. Während ihr Vater früher kriminell war, inzwischen einen
Lebensmittelladen führt und den Respekt der Straße hat, ist die Mutter eher
besorgt und würde gern in einen sicheren Teil der Stadt umziehen, um ihre
Familie zu schützen. Starr hat außerdem einen großen Halbbruder, der
gelegentlich als ihr Beschützer auftreten will und auf mich ein wenig stereotyp
wirkte, und einen kleinen Bruder, der eher am Rande der Handlung bleibt.
Insgesamt erfährt Starr viel Unterstützung aus ihrer Familie, was angenehm zu
lesen war.
Im
Freundeskreis hat Starr eine Freundin, die weiß ist und sich zunehmen
abschottet. Sie will nicht akzeptieren, dass gewisse Aussagen, die sie trifft,
durchaus rassistisch sind. Als Figur fand ich sie sehr spannend und sie regt
wichtige Diskussionen an. Außerdem hat Starr an der Schule noch eine asiatische
Freundin, mit der sie durch den Minderheitenstatus mehr verbindet. In ihrem
Viertel ist Starr außerdem mit der Halbschwester ihres Halbbruders eng
befreundet. Diese ist enttäuscht davon, dass Starr nicht alles tut um, den Tod
ihres Freundes zu rächen und ermutigt Starr immer wieder zu ihrer Herkunft zu
stehen.
Wichtig ist
außerdem noch ihr Freund, der ebenfalls weiß ist. Sie teilen die Liebe zu Prinz
of Bel Air und zu coolen Sneakern. Seine Figur dient dazu Diskussionen über
Beziehungen zwischen verschiedenen Ethnien anzuregen. Es kann etwas nerven,
dass Probleme in ihrer Beziehung daraus resultieren, dass die beiden nicht
richtig miteinander reden, aber generell fand ich alles glaubwürdig und sehr
gesund dargestellt für eine Teenager-Romanze.
Warum ich
das so ausführlich schreibe, ist, dass wir in diesem Buch vor allem erleben,
wie Starrs Umfeld darauf reagiert, was ihr widerfährt. Natürlich sehen wir auch
mediale Reaktionen, aber spannender ist für mich, auf welche Seite und
Positionen sich die Menschen um Starr herum stellen. Dabei kommen viele
spannende Diskussionen auf und werden meist auch sehr konstruktiv angegangen.
Am Ende gibt
es dann auch noch ein bisschen Action und da hat die Handlung für mich dann
stark nachgelassen. Sicherlich brauchte es irgendwie etwas, was das Buch noch
etwas dramatischer und spannender macht. Ich fand es allerdings fast störend
und ein bisschen übertrieben. Da hat mir der überwiegende Teil des Hörbuchs,
der ruhiger war, deutlich besser gefallen.
Alles in
allem empfehle ich jedem das Buch, der sich in den Kopf eines schwarzen
Teenagermädchens eindenken möchte. Es werden interessante Themen angesprochen
und viele gute Aussagen getroffen. Das Buch ist bewegend, aber am Ende auch
actionreich. Es gibt lustige und traurige Momente, und wir durchleiden doch
einiges mit Starr. Ganz am Ende geht das Buch dann nochmal unter die Haut, vor
allem das Hörbuch. Warum? Findet es selbst heraus.
Wart ihr
schneller als ich? Kennt ihr das Buch schon? Und was war eure Meinung?
Bis bald,
Eure Kitty
Retro
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