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Sonntag, 5. Januar 2020

Salz für die See

Hallo meine Historienfreunde,

ich habe dieses Jahr mit einem recht kurzen Buch begonnen, damit ich gleich etwas für meine Lesestatistik tue. Dieses Buch hatte vor einigen Jahren ordentlich Hype bekommen und ich habe es beim letzten Gang durch die Bibliothek entdeckt. Da habe ich es gleich eingepackt und kann euch heute davon berichten.

Die Fakten:
  • Autor: Ruta Sepetys
  • Übersetzung: Henning Ahrens
  • Titel: Salz für die See (Original: Salt to the Sea)
  • Erschienen: 2016
  • Verlag: Königskinder Verlag
  • Seiten: 393 + Anhang
  • Preis: 8,95 Euro
  • Klappentext: "Die letzten Kriegstage des Jahres 1945: Tausende Menschen flüchten aus Angst vor der Roten Armee nach Westen. Darunter Florian, ein deutscher Deserteur, Emilia, eine junge Polin, und Joana, eine litauische Krankenschwester. Eine Notgemeinschaft, in der jeder ein Geheimnis hat, das er nicht preisgeben will. Denn der Krieg hat sie Misstrauen gelehrt. Im eiskalten Winter wählt der kleine Flüchtlingstreck den lebensgefährlichen Weg über das zugefrorene Frische Haff. In Gotenhafen, so heißt es, warte die Wilhelm Gustloff, um sie nach Kiel zu bringen. Doch auch auf dem Schiss sind sie noch lange nicht in Sicherheit."

Zur Handlung: Joana hat nur noch ein Ziel in diesem Krieg, sie will ihre Mutter wiederfinden, die vermutlich einzig Überlebende ihrer Familie, und dabei möglichst vielen Menschen helfen zu überleben. Deswegen hat sie eine kleine Gruppe Menschen um sich versammelt. Als Krankenschwester ist sie für viele überlebenswichtig.

Alles ändert sich an dem Tag, als ein junger Deutscher und eine Polin zu ihnen stoßen. Die beiden sind ein ungleiches Paar, doch sie bringen beide ihre Geheimnisse mit. Schnell wird klar, dass ihr Überleben sicherer ist, wenn sie zusammen bleiben. Und so machen sie sich mit vielen anderen Menschen auf den Weg zu den letzten ostpreußischen Häfen, der letzte Weg in die Sicherheit.

Wir folgen in diesem Buch insgesamt vier Charakteren, die sich immer mit sehr sehr kurzen Kapiteln abwechseln. Die Kapitel sind meist nur etwa 2-3 Seiten lang. Einige mochten das nicht gern, aber mich hat das sofort in die Geschichte hineingezogen. Sie wirkt dadurch noch schneller und hektischer, was für mich zum Thema passt. Es ergeben sich an manchen Stellen dann Wiederholungen, weil man dieselbe Sache aus unterschiedlichen Blickwinkel erfährt, aber da es immer nur so kurze Abschnitte waren, hat mich das nicht gestört.

Für mich war die führende Person der Geschichte Joana. Sie ist auch die Anführerin des Trecks, ob sie will oder nicht. Mit ihr kann man sich gut identifizieren, denn sie ist relativ rational, will anderen Menschen unbedingt helfen und trägt ihre eigenen Schuldgefühle gut verborgen. Durch Florians Brille sehen wir sie außerdem als sehr hübsch und begehrenswert, liebevoll und fürsorglich. Florian bleibt eine Weile ein Geheimnis, aber ich mochte das Element, das Thema, das durch ihn eingeführt wird. Emilia hat auch ihr Geheimnis, obwohl es für mich schon nach wenigen Seiten offensichtlich war. Sie wirkt ein bisschen anstrengend, da sie sich fast vergeblich an andere klammert, um zu überleben, aber ihre Figur macht dennoch Sinn für mich. Alfred ist der, über den sich immer alle beklagen, aber natürlich braucht man in so einer Geschichte nun mal auch einen Nazi. Er ist ziemlich eklig und schleimig und tut seinen Zweck. Da die Kapitel so kurz sind, fand ich es nicht schlimm, aus seiner Perspektive zu lesen.

Insgesamt nimmt das Buch zwei sehr spannende Themen des Zweiten Weltkriegs auf. Einerseits geht es offensichtlich und sehr ausführlich um die Wilhelm Gustloff und das damit verbundene Unglück, von dem bis heute nicht sehr viele Menschen wissen. Es wird auf jeden Fall in seiner Schrecklichkeit dargestellt, auch wenn man noch etwas mehr hätte betonen können, dass die Russen hier trotz allem nicht unbedingt die Bösen waren. Aber das war für mich alles gut gemacht. 

Andererseits geht es aber auch ein bisschen um den Kunstraub durch Hitler und die Verschleppung wichtiger Kunstwerke aus Polen und Russland nach Ostpreußen. Das vielleicht sagenumwobenste Kunstwerk davon war das Bernsteinzimmer. Als Kind habe ich immer liebendgern Dokumentationen darüber geschaut. Allerdings habe ich dann seit Jahren nicht mehr daran gedacht. Nach dem Beenden des Buches habe ich mir dann erstmal eine schöne Doku dazu gesucht.

Vor allem geht es aber natürlich um die Schrecken des Krieges. Wir folgen hier vier Kindern, die sich durch Schnee und Kälte schleppen, viele Verluste mit ansehen und erleben, um zu einem Hafen zu kommen, ohne zu wissen, ob dort noch ein Schiff ist um sie zu retten. Links und rechts davon sind Gewalt, Zerstörung und Tod. Wie Ruta Sepetys dies für jugendliche Leser umsetzt, fand ich sehr gelungen. Denn hier wird nichts beschönigt, aber trotzdem nichts unnötig in seiner Blutrünstigkeit dargestellt. Das Buch ist dadurch sicherlich keine leichte Kost, aber für die richtigen Leser sicherlich informativ.

Alles in allem hat mir das Buch also gut gefallen. Es ist recht kurz und kurzweilig, wir folgen Charakteren, mit denen man sich irgendwie identifizieren kann, und schauen dabei zu, wie sie in den Wirren des Krieges ums Überleben kämpfen. Jeder, der die Geschichte der Gustloff kennt, ahnt schon das Ende. Trotzdem ist es nicht völlig hoffnungslos, es ist auch nicht zu grausam oder zu heroisch geschrieben. Für mich bildet es die Zeit sehr gut ab. Ich kann es nur weiterempfehlen, wenn euch das Thema interessiert.

Kennt ihr das Buch? Habt ihr auch gern Dokus über verschwundene Schätze und gesunkene Schiffe geschaut als Kind?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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