Hallo meine Lieblingsleser,
dieses Buch habe ich vor einigen Jahren geschenkt bekommen und komme nun endlich dazu es zu lesen. Bei dem Titel dachte ich, es ist eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Patriarchat und was wir noch alles dagegen tun können, aber bei genauerem Hinsehen habe ich festgestellt, dass es sich um eine Sammlung von Zeitungsartikeln handelt, die die Autorin über die Jahre verfasst hat.
Die Fakten:
- Autor: Margarete Stokowski
- Titel: Die letzten Tage des Patriarchats
- Erschienen: 2018
- Verlag: Rowohlt Taschenbuch
- Seiten: 307
- Preis: 14,00 Euro
- Klappentext: "Brauchen wir den Feminismus noch? Oder ist die Revolution bereits geschafft? Margarete Stokowski hat darauf eine eindeutige Antwort. Seit 2011 zeigt sie in ihren Kolumnen, dass es noch einiges zu tun gibt auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft. Sie analysiert den Umgang mit Macht, Sex und Körpern, die #MeToo-Debatte und Rechtspopulismus. Ihre Texte machen Mut, helfen, wütend zu bleiben und doch den Humor nicht zu verlieren."
Da ich es ein bisschen viel finde, meinen Senf zu allen einzelnen Artikeln abzugeben, gehe ich hier stattdessen die Kapitel durch und gebe oder meine Low- and Highlights.
Meine Meinung zu den einzelnen Kapiteln:
- Flirten und Vögeln und Liebe
In diesem Kapitel haben wir acht Beiträge, die zwischen 2011 und 2017 geschrieben wurden. Zum ersten Beitrag schreibt die Autorin selbst, dass sie ihn schrecklich findet, aber auch etwas von den sehr frühen nicht sehr guten Sachen einbeziehen wollte. Das ist eine interessante Art das Buch zu beginnen. Allgemein fand ich das Kapitel nur mäßig gut. Die ersten Beiträge haben mir nichts gegeben, vielleicht auch, weil Sex für mich einfach kein so großes Thema im Leben ist. Besonders blöd fand ich den Beitrag zum hessischen Dialekt, und dass der nicht sexy sei. Die späteren Beiträge z.B. zur Bundespräsidentengattin oder zu Sexboykotten fand ich dagegen anregend.
- Feminismus
Im zweiten Kapitel haben wir sieben Beiträge von 2015 bus 2018. Es geht dabei vor allem um Einordnungen des Begriffs Feminismus, verschiedene Strömungen, und wer jetzt eigentlich Feministin sein darf und wer nicht. Ich fand diese Beiträge auf jeden Fall ansprechender als im ersten Kapitel, auch wenn jetzt für mich nichts fundamental Neues dabei war. Es ist aber eine interessante kleine Zeitkapsel, so welche Themen wann diskutiert wurden.
- Bekloppte Zustände
Die acht Artikel in Kapitel 3 stammen von 2012 bis 2018 und versammeln die Meinung der Autorin zu verschiedensten Themen. Es geht um die Jagd nach der Identität von Elena Ferrante, Politiker, die mal wieder einen Realitätscheck bräuchten, den G20-Gipfel in Hamburg und vieles mehr. Dadurch wirkt es etwas eklektisch, und wenn ich der Meinung der Autorin auch in vielen Bereichen zustimme, weiß ich nicht, ob so eine Restkategorie als Kapitel in einem Buch Sinn macht.
- Männer
In diesen acht Artikeln von 2013 bis 2018 geht es nun um das starke Geschlecht, die Männer. Es geht um den Weihnachtsmann, die Privilegien für Mittelmäßigkeit, Penisse und die Me-Too-Bewegung. Auch hier war es wieder durchwachsen, manche Beiträge haben mir aber sehr gut gefallen. Einiges ist einfach sehr in der Zeit und den Debatten verankert, über die sie erschienen sind. Aber mag aber die kleinen Verweise auf Kommentare und die generelle Rezeption der Artikel an manchen Stellen.
- Bauch, Beine, Po
In neun Artikeln aus den Jahren 2012 bis 2017 geht es schließlich um weibliche Körper. Das ist ein Thema, das für mich immer gleichzeitig besonders spannend und langweilig ist, denn dazu forsche ich selbst. Daher kann ich meistens in der Populärliteratur nicht Neues dazu lernen, gleichzeitig aber interessiert mich, wie bestimmte Themen für Nicht-Wissenschaftlerinnen heruntergebrochen werden. In dem Sinne war auch dieses Kapitel langweilig und interessant für mich. Besonders schrecklich fand ich den einen Kommentar von einem männlichen Journalist zu diesen Themen... da sieht man eben, dass große Teile der Welt von einem positiven Umgang mit Körpern nichts halten will.
- Gewalt
Kapitel 6 besteht aus acht Artikeln aus den Jahren 2015 bis 2018 und beschäftigt sich mit dem Thema Gewalt gegen Frauen. Die Beiträge stammen damit zum Teil aus der Zeit vor MeToo, und sind dann vor allem zu diesem Thema geschrieben. Dieses Thema gibt mir persönlich immer noch unglaublich viel Bauchweh, weil man hier für mich am deutlichsten sieht, dass Frauen nach wie vor Menschen zweiter Klasse sind. Jeder neue Mord wirft die gleiche Täter-Opfer-Umkehr auf, warum war sie nachts allein im Park, warum hatte sie das an, warum warum? Das wird in den einzelnen Beiträgen natürlich angeprangert und andiskutiert.
- Für Rechte
Die acht Artikel aus den Jahren 2014 bis 2017 in diesem Kapitel beschäftigen sich erwartbar mit den vier großen rechtlichen Themen: trans- und non-binary-Rechte, Abtreibungsgesetze, Ehe für alle und der rechtliche Schutz bei sexualisierter Gewalt. Glücklicherweise haben wir in all diesen Bereichen inzwischen Fortschritte gemacht, aber der Weg ist lang und der Blick in andere Länder zeigt, wie schnell die Rolle rückwärts hier geht. Daher vielleicht eher ein deprimierendes Kapitel.
- Gegen Rechte
Wenig überraschend beschäftigen sich diese sechs etwas längeren Beiträge von 2015 bis 2018 mit der erstarkenden Rechten in Deutschland - zunächst PEGIDA (oh Gott, hatte ich das schon gut verdrängt), und dann AfD. Gleichzeitig geht es natürlich auch um Flüchtlinge und vor allem um die Instrumentalisierung von Frauen als etwas, das für ebenjenen geschützt werden muss. Auch hier habe ich jetzt nix Neues für mich entdeckt, eher die ganzen feinen Sachen, über die ich an einem Sonntagnachmittag lieber mal nicht nachdenken will.
- Medien und Diskurs
Vom Titel her spricht mich dieses Kapitel wirklich am wenigsten an. Es sind sechs Beiträge von 2016 bis 2018, die sehr unterschiedlich auf Medien schauen. Einige fand ich tatsächlich ziemlich gut, wie das Interview im Tierhimmel, wo verschiedene Tiere zusammenkommen, die aus Gründen von Menschen getötet wurden (oder gerade nicht). Auch der Beitrag zu den Beschreibungen von erfolgreichen Frauen, die irgendwie immer "überraschend zierlich" sind, fand ich sehr anregend.
- Für die Zukunft
Das letzte Kapitel besteht aus sechs Beiträgen aus den Jahren 2013 bis 2018 und ist wieder ein Sammelsurium an Themen, die auch eher schlecht als recht zur Übersicht passen. Bei manchen Beiträgen war mir völlig unklar, was sie in dem Buch machen (wie der erste zur Kettensägennutzung), bei anderen war schon eher ein Bezug herstellbar. Richtig Zukunft kam mir aber irgendwie nirgendwo hier auf.
So, da haben wir es. Insgesamt bin ich jetzt kein Riesenfan dieses Buches, aber einige Artikel waren schon ganz spannend. Ich habe nicht viel Neues gelernt, aber ein paar kleine Sachen hier und da. Manches war für mich als Bezug irgendwie schon so veraltet, dass ich mich nicht daran erinnere... Die Pandemie hat da sicher viel beigetragen. Daher würde ich das Buch nicht brennend empfehlen, aber wenn ihr es schon im Regal habt, ist es auch flott weggelesen und tut nicht weh.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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