heute wird es schaurig-traurig, denn ich möchte mit euch über Frankenstein sprechen. Zwei Umstände haben mir dieses Buch versüßt, einerseits habe ich es mit Caro gelesen, wobei wir über Facebook die ganze Zeit Kommentare geschrieben haben, und dann schaue ich zur Zeit mit meinem Freund Penny Dreadful, wo Frankenstein und sein Monster auch eine wichtige Rolle spielen. Dadurch hatte ich einige Szenen bildlicher vor Augen.
Die Fakten:
- Autor: Mary Shelley
- Titel: Frankenstein
- Erschienen: 1999 (zuerst: 1818)
- Verlag: Wordsworth Classics
- Seiten: 170 + Anhänge
- Preis: ebook kostenlos oder für wenige Cent gebraucht
- Klappentext: "Begun when the author was only eighteen and conceived from a nightmare, Frankenstein is the deeply disturbing story of a monstrous creation which has terrified and chilled readers since its first publication in 1818. The novel has thus seared its way into the popular imagination while establishing itself as one of the pioneering works of modern science fiction."
Angeregt durch sein Studium entdeckt Frankenstein schließlich das einzige große Geheimnis des Lebens. Er findet heraus, wie er selbst Leben erzeugen kann. In einer Art Trance gelingt es ihm über viele Monate, einen Menschen nach seinen Vorstellungen zu formen. Doch just in dem Moment, wo seine Schöpfung die Augen aufschlägt, wird dem jungen Frankenstein bewusst, wie sträflich er gehandelt und welches Übel er über die Welt gebracht hat, und er flieht seine Verantwortung.
Ich muss sagen, obwohl man gemeinhin denkt, dass man weiß, worum es in Frankenstein geht, so hält es doch einige Überraschungen bereit. Die möchte ich euch natürlich nicht nehmen. Allerdings gab es doch Momente, in denen ich mich gewundert habe, was gerade geschieht. Daher denke ich, dass man das Buch auch heute trotz der Bekanntheit von Frankenstein noch gut lesen kann.
Das Buch beginnt schon ungewöhnlich. Anstelle von der Geschichte Frankensteins hören wir von einem jungen Mann, der unbedingt den Nordpol erkunden möchte. Er ist getrieben von Neugier und Entdeckerwahn und stellt sich eine Crew zusammen, um mit einem Schiff den Nordpol zu erreichen. Auf einer Eisscholle treibend findet er einen Mann, der sich als Frankenstein herausstellt und anschließend seine unglaubliche Geschichte erzählt.
Frankenstein war äußerst nervig. Mit heutigen Menschen kann man ihn nicht vergleichen. Er ist über alle Maße selbstsüchtig, sieht immer nur den eigenen Vorteil, vielleicht wurde er von seinen Eltern doch zu sehr geliebt, und außerdem fällt er bei jeder Gelegenheit in Ohnmacht oder fieberhafte Krankheiten. Man kann ihn gut mit den weiblichen Protagonisten solcher Bücher vergleichen, die immer wieder umkippen. Allerdings entscheidet er sich auch, wann immer es geht, völlig falsch. Und das ist auf Dauer schon schwer zu ertragen.
Das Monster hingegen fand ich schwer verständlich. Durch die Serie Penny Dreadful habe ich das Monster eigentlich ins Herz geschlossen. Allerdings finde ich, dass man seine inneren Kämpfe zwischen dem Bedürfnis nach Liebe und dem Hass auf seinen Schöpfer und die Menschheit sehr schlecht nachvollziehen kann. Einerseits hält es sich selbst für ein Ungeheuer, andererseits will es doch irgendwie Mitleid erwecken. Aber so richtig konnte ich mich in das Buch-Monster nicht hineinversetzen.
Insgesamt merkt man dem Buch seinen romantischen Ursprung an. Es enthält viele Reisen, viele Naturbeschreibungen, eine Ode an das ländliche Leben aus den Augen des Monsters, aber eben auch die dunklen Schatten, die dem Ganzen gegenüberstehen. Das Buch wird als ambivalent beschrieben, und das ist es auch. In der Tat weiß man am Ende nicht, was man davon halten soll. Ich zumindest nicht. Ist Frankenstein jetzt nicht selbst das Monster? Er hat alles geopfert, weil er seinen Stolz nicht verletzen wollte, immer nur an seinen eigenen Vorteil gedacht hat und dabei auch alles auf sich selbst bezogen hat. Und ist das Monster nun ein Monster? Es hat so viele Sünden begangen, aber wie viel davon ist seine Schuld und was kann es auf Frankenstein abwälzen? Ich denke, darüber soll sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Positiv bewerten muss man den Schreibstil. Einzig das Wort "wretch" will ich in meinem Leben nie wieder lesen. Ich würde gern mal nachzählen, wie oft das Wort auf den 170 Seiten vorkam. Sicherlich öfter als ein Mal pro Seite. Alles andere ist aber sprachlich wunderschön und ich hatte oft das Bedürfnis, Passagen laut vorzulesen, weil sie so toll klangen.
Ich denke, man kann über dieses Buch viel diskutieren. Das Vorwort in meiner Ausgabe ist dazu ein toller Ausgangspunkt. Es diskutiert beispielsweise Geschlechterfragen. Immerhin hat Frankenstein ohne weibliches Zutun Leben erschaffen und dies war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Aber auch das Opfern aller weiblichen Charaktere wird thematisiert. Auch wird die Frage gestellt, warum Shelley aus Sicht dreier Männer schreibt und den Frauen keine Stimme gibt, die als Hauptfiguren in dem Genre ja durchaus eine Stellung haben. Wen so etwas interessiert, dem kann ich das Buch nur empfehlen.
Es handelt sich also um einen Klassiker, von dem man nicht zu viel erwarten sollte, der aber trotz sehr bekannter Geschichte doch im Detail überraschen kann. Ich bin froh, dass ich das Original endlich kenne, auch wenn ich mit den TV-Serien-Charakteren mehr anfangen kann. Aber das ist eben auch eine moderne Adaption und zeigt uns, wie das Monster aus heutiger Perspektive aussehen würde. Für mich hat sich das Lesen auf jeden Fall gelohnt.
Ich möchte Caro noch mal danken, die mich immer angespornt hat, weiterzulesen, und viele interessante Gedanken mit mir geteilt hat. Schaut unbedingt auf ihrem YT-Kanal vorbei!
Bis bald,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung:
Hach, ich hab ja Frankenstein schon ewig auf dem SUB. Für dieses dünne Büchlein scheint es ja wirklich sehr komplex zu sein! Ich werde es auf jeden Fall auch lesen!
AntwortenLöschenLG
Anja
Man sollte es nicht unterschätzen. :) Aber sehr empfehlenswert.
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