heute kommen wir zu einem verstörenden Buch. Ich habe dieses in einem Video gesehen und wollte es nach einer kurzen Review sofort haben. Es handelt sich ebenfalls um einen Klassiker, allerdings kann ich schon sagen, dass dieses Buch im Vergleich zu den anderen beiden bisher gelesenen Klassikern The Island of Dr. Moreau und Frankenstein durchaus viel verstörender, abgedrehter und grusliger ist.
Die Fakten:
- Autor: Robert W. Chambers
- Titel: The King in Yellow
- Erschienen: 2010 (erstmals 1895)
- Verlag: Wordsworth Classics
- Seiten: 179
- Preis: (ebook) kostenlos, (Taschenbuch) 4,27 Euro
- Klappentext: "With its strange, imaginative blend of horror, science fiction, romance and lyrical prose, Robert W. Chambers' The King in Yellow is a classic masterpiece of weird fiction. This series of vaguely connected stories is linked by the presence of a monstrous and suppressed book which brings fright, madness and spectral tragedy to all those who read it. An air of futility and doom pervade these pages like a sweet insidious poison. Dare you read it?"
Bekanntlich stelle ich mich ja manchmal wirklich blöd an. So habe ich erst gar nicht gecheckt, dass es sich bei diesem Buch mehr um eine Kurzgeschichtensammlung als eine durchgehende Erzählung handelt und war von der ersten Geschichte, die ich für ein erstes Kapitel hielt, völlig verwirrt. Ein Glück habe ich dann aber mal den Klappentext gelesen und alles machte viel mehr Sinn.
Das Buch enthält 10 einzelne Geschichten, die mehr oder weniger miteinander verbunden sind. Dabei existiert im Hintergrund immer ein sagenumwobenes Buch namens The King in Yellow, welches seine Leser in der Regel in den Wahnsinn treibt. Die Geschichten fühlen sich alle unterschiedlich an, mal bedrohlicher, mal trauriger, mal schauriger. Am Ende ist es, als würde man eine Sammlung von Alpträumen lesen, was mir wirklich richtig gut gefällt.
Ich möchte nun wieder kurz zu jeder Geschichte einzeln etwas sagen. Ich versuche, das so kurz wie möglich zu halten.
"The Repairer of Reputation" ist etwa 30 Seiten lang und handelt von einem Mann, der viel Zeit mit einem scheinbar Durchgedrehten verbringt. Beide sind besessen von King in Yellow und glauben sich als Nachfolger, wenn ich es richtig verstanden habe. Diese Geschichte fand ich sehr wirr, ich hatte aber ja auch noch nicht verstanden, dass es um Kurzgeschichten geht. Dennoch finde ich, es ist eher ein schwacher Einstieg, dafür kommt der King in Yellow aber schon viel vor. Ich würde der Geschichte 3 von 5 Punkten geben.
"The Mask" ist etwa 15 Seiten lang und es geht hier um Alchemie. Ein Bildhauer hat ein Mittel gefunden, welches jedes Lebenwesen in wunderschönen Marmor verwandelt. Das Mittel ist sehr gefährlich und könnte dem Bildhauer auf die eine oder andere Weise das Leben zerstören. Ich mochte die Geschichte sehr, das Mittel ist sehr seltsam und beängstigend. Auch das Ende war sehr interessant. Ich würde die Geschichte mit 4 von 5 Punkten bewerten.
"In the Court of the Dragon" ist keine 10 Seiten lang. Wir folgen einem Mann zur Kirche, doch nachdem er The King in Yellow gelesen hat, scheint alles verändert. Die Orgelmusik verstört ihn zutiefst und dann trifft er auf einen Mann, der ihn zu verfolgen scheint. Hier liegt in der Kürze die Würze. Ich fand die Geschichte schon sehr bedrohlich und gruselig, denn man weiß nicht, was den Protagonisten verfolgt. Auch hier finde ich 4 von 5 Punkten angemessen.
"The Yellow Sign" hat definitiv auch einen hohen Gruselfaktor auf 15 Seiten. Eines Tages sieht ein Maler auf dem Platz vor seinem Fenster einen gruseligen Mann, der in den Alpträumen seines Models vorkam. Diese ist daraufhin völlig verängstigt, denn der Mann war in ihrem Traum ein Totengräber und im Sarg lag der Maler, den sie liebt. Die Beschreibung dieses Totengräbers und das Ende haben mir definitiv eine Gänsehaut verschafft. Ich gebe der Geschichte deswegen 5 von 5 Punkten.
"The Demoiselle D'Ys" ist fast 20 Seiten lang und eher eine traurige Geschichte. Ein Jäger verirrt sich im Moor und trifft auf eine wunderschöne Frau, die allerdings nicht aus seiner Zeit zu stammen scheint. Ich fand, dass man hier schon schnell wusste, worum es geht. Dennoch war das Ende ungewöhnlich. Ich mag solche Geschichten und gerade als Kurzgeschichte macht sich das Thema toll. Ich gebe gleich nochmal 5 von 5 Punkten dafür.
"The Prophet's Paradise" geht kaum über 4 Seiten. Es handelt sich um eine Reihe scheinbar nicht zusammenhängender, fast schon lyrischer Prosa-Texte. Irgendwie bauen die einzelnen Teile dennoch aufeinander auf. Vor allem die Wiederholung von ganzen Sätzen ist auffällig. Völlig anders als alles, was ich bisher erlebt habe, und erinnert selbst wieder an eine Reihe von Träumen, die durch die dauernde Wiederholung und dadurch auch Unendlichkeit verstörend wirken. Das ist mir 5 von 5 Punkten wert.
"The Street of the four Winds" ist ebenfalls sehr kurz mit 6 Seiten. Ein Mann findet in seiner Wohnung eine Katze, die er versorgt. Diese führt ihn schließlich zu ihrer Besitzerin, die er auch einst kannte. Ich fand die Geschichte etwas verwirrend und zu kurz. Man weiß ja gar nicht, was los ist. Für die Katze gibt es noch 3 von 5 Sternen.
"The Street of the First Shell" wird auf 30 Seiten erzählt und war für mich eher verwirrend. Es handelt sich dabei um eine Geschichte, die während des Deutsch-Französischen Krieges spielt. Der Krieg ist allgegenwärtig, dagegen kommt The King in Yellow nicht vor. Ich muss sagen, dass ich mit den vielen kriegsrelevanten und teils französischen Wörtern Verständnisprobleme hatte. Auch hat die Geschichte zwar eine bedrohliche Atmosphäre, aber für mich passt sie nicht richtig zum Rest. Ich denke, ich gebe der Geschichte dennoch 3 von 5 Sternen, denn für mich ist Krieg absolut ein Alptraum.
"The Street of our Lady of the Fields" ist 35 Seiten zu lang. Diese Geschichte hätte ich im Buch nicht gebraucht. Wir begleiten einem wohlerzogenen jungen Künstler, wie er als Amerikaner in Paris eintrifft und sich in eine Frau mit anfechtbarer Reputation verliebt. Es passiert nichts. Es ist nichts gruselig. Schön geschrieben ist es. Das gibt 2 von 5 Sternen.
Auch "Rue Barrée" sind knapp 20 verschwendete Seiten. Wir begleiten noch einen jungen Künstler, der nach Paris kommt. Er verliebt sich in ein Mädchen, das alle Männer abweist. Ein Freund verliebt sich ebenfalls in sie, wird zurückgewiesen und am Ende betrinken beide sich. Absolut seltsam und langweilig. Und weil es irgendwie nochmal wie die vorherigen beiden Geschichten war, gibt es nur 1 von 5 Punkten.
Dieses Buch fängt also richtig stark an und ich dachte wirklich, es schafft es zu einem meiner Lieblingsbücher. Leider zerstört das Ende das Bild komplett. Da man aber das Ende normalerweise zum Schluss liest, finde ich die Sammlung gerade eher dürftig. Allerdings waren viele gute und spannende Kurzgeschichten enthalten. Vielleicht lest ihr die letzten beiden Geschichten einfach nicht. Sie haben nichts mit dem King in Yellow zu tun, sondern gehören irgendwie zum Vorwerk In The Quarter. Pariser Künstler interessieren mich so gar nicht. Schade.
Könnt ihr eine Kurzgeschichtensammlung empfehlen?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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