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Sonntag, 10. April 2016

Gewalt ist eine Lösung: Morgens Polizist, abends Hooligan - mein geheimes Doppelleben

Hallo zusammen,

es ist wieder soweit, die Sonne kommt raus, ich habe ein bisschen Zeit und schwubs wird viel weggelesen. Dieses mal jedoch ein ganz anderes Buch, welches ich auch gar nicht so richtig einordnen kann.

Fakten:
  • Autor: Stefan Schubert
  • Tatsachenroman
  • 2010 erschienen
  • 336 Seiten
  • Riva Verlag
  • Preis (gebundene Ausgabe): 19,90€

Klappentext: 
"Polizist als Hooligan entlarvt - diese Schockmeldung erschütterte 1996 die ganze Nation. Nach einem Fußballspiel hatten Hooligans in der Bielefelder Innenstadt eine Straßenschlacht mit 55 Verletzten angezettelt – an vorderster Front dabei Stefan S., Polizist. Acht Jahre lang hatte der Polizeiobermeister in zwei Welten gelebt: Während er unter der Woche in Uniform auf Streife ging, zog er am Wochenende deutschland- und europaweit durch die Stadien. Hart und ehrlich berichtet Stefan Schubert von dem süchtig machenden Rausch der Gewalt und deckt zugleich das Versagen der Polizei auf, die ihn unbehelligt ließ, obwohl sie von seinem blutigen Hobby wusste. Nach einem geheimen Deal zwischen Staatsanwaltschaft, Gericht und Polizeiführung schied er aus dem Polizeidienst aus – jetzt packt er aus."

Vom Inhalt her ist denke ich alles gesagt. Viel wichtiger ist, dass diese Geschichte wirklich Schlag auf Schlag geht, im wahrsten Wortspiel begriffen. Wir beginnen in der Jugend von Stefan, der von Ausländern gefobbt wird und sich schließlich wehren will. Dies scheint der Beginn einer unaufhaltsamen gewalttätigen Laufbahn.

Er war schon immer Fußballfan und beobachtet eine Weile den Zusammenhalt im Fanblock seiner Mannschaft. Eines Tages wird er aufgenommen und erlebt viel Zuspruch. Diesen bekommt er auch im Job. In der damaligen BRD wird er als Polizist ausgebildet. Eine Karriere in beiden Welten beginnt und endet schließlich da, wo der Klappentext beginnt.

All die Geschehnisse bis dahin werden völlig unkompliziert und direkt von Stefan selbst erzählt. Er verzichtet dabei gänzlich auf große Umschreibungen, nur bei den Verletzungen und den Gefühlen die er im Gewaltrausch hat, wird er sehr genau. Diese Stellen und der Weg zum Rausch haben mir auf eine absurde Art und Weise Angst eingejagt. Auf der anderen Seite überträgt sich auch das Adrenalin sofort. Es ist ein hin und her zwischen Euphorie und Schrecken. So fühlte Stefan sich wahrscheinlich auch wirklich, denn wir haben es hier mit einem Tatsachenroman zu tun.

Nicht nur er ist von seiner nicht vorhandenen Skrupel entsetzt, sondern er steckt einen auch sofort damit an. Der Titel selbst stellt genau dieses Problem in den Vordergrund. Es ist unglaublich wichtig, dass Stefan im Buch und wohl auch in seinem Leben, reift und sich seiner Handlungen bewusster wird. Ich will nicht sagen, er wird zu einem besseren Menschen, denn er war kein Schlechter, dennoch wird er auf eine gute Art ruhiger und standfest. Ich habe keine Ahnung wie solche Kämpfe, die von beiden Seiten offensichtlich gewollt sind, geregelt sind, jedoch sollte doch jeder logische Menschenverstand einen dazu bringen, nicht nachzutreten, wenn der andere am Boden liegt. Dies wird hier aus den Angel gehoben und Gewalt pur präsentiert.

Das Klischee Mann und wie dieser sich messen muss um sich wirklich als Mann zu fühlen, kommt ebenso zum Ausdruck. Instinktiv würde ich dem bei dieser Geschichte sogar Bedeutung zu messen, aber mal im Ernst, klar wünschen sich Frauen im Notfall einen Beschützer, aber gewiss niemanden, der sich gern schlägt, und sich dann auch noch gut fühlt. Da kann irgendetwas auch nicht ganz richtig laufen. Oder?

Als ich mich mit Stefan ein wenig näher beschäftigt habe, habe ich auch Bilder von ihm gefunden und es ist wie immer, man sieht einfach nicht, zu was Menschen fähig sein können, sieht man nicht auch was sie tatsächlich tun.

Die Geschichte hat viele kleine Nebenschauplätze, so kommen wir auf das Thema Ausländer zu sprechen, es geht dabei nicht wirklich um Feindlichkeit. Wir haben es mit Polizisten zu tun die irgendwie anders handeln als man es von ihnen erwarten würde. Es scheint eine Balance aus - dies und jenes muss zu gelassen werden, dafür passiert da und da dann nichts. Was ich damit genau meine, möchte ich gar nicht weiter ausführen, das würde nur zu fehl leitenden Aussagen führen.

Fest steht, dieses Buch war mitreißend und hat mich unglaublich aufgewühlt. Es hat eine Ausdrucksstärke die ich selten vorgefunden habe, mag das jetzt gut oder schlecht sein. Empfehlen möchte ich es vor allem unseren männlichen Lesern und denen, die sich mit Gewalt auseinander setzen können, ohne dabei die Fassung zu verlieren oder sich auf eine Seite zu schlagen,

eure Blue Diamond.



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