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Sonntag, 19. Februar 2017

Die Maschinen

Hallo meine Sci-Fi-Freunde,

dieses Genre ist mir bisher noch sehr fremd geblieben. Einige zaghafte Schritte habe ich gewagt, aber mit richtigen Sci-Fi-Büchern kenne ich mich nicht aus. Mein Chef hat dieses Buch für meinen Geburtstag ausgesucht. Er kennt sich in dem Genre gut aus und meinte, dieses Buch wäre für mich besonders interessant. Warum das so ist, erzähl ich euch jetzt.

Die Fakten:
  • Autor: Ann Leckie
  • Titel: Die Maschinen (Original: Ancillary Justice)
  • Reihe: Roman aus der fernen Zukunft 1
  • Übersetzung: Bernhard Kempen
  • Erschienen: 2015
  • Verlag: Wilhelm Heine Verlag
  • Seiten: 531
  • Preis: 14,99 Euro
  • Klappentext: "Breq ist eine Kämpferin, die auf einem einsamen Planeten auf Rache sinnt. Allerdings ist sie keine sterbliche Frau, sondern eine perfekt konstruierte Maschine, abgerichtet zum Erobern und Töten. Als sie vernichtet werden soll, beschließt sie das Unmögliche: Ganz allein will sie es mit dem unbesiegbaren Herrscher des Imperiums der Radch aufnehmen - ihrem Schöpfer. Breqs Suche nach Freiheit führt sie quer durch die bewohnte Galaxis..."

Zur Handlung: Die Gerechtigkeit der Torren ist ein Schiff, welches auf das Erobern von fremden Planeten und Völkern ausgerichtet ist. Sie verfügt über eine Vielzahl von Leutnantinnen und Offizierinnen. Dabei hat jedes Schiff auch seine Favoritinnen, die besonders in ihrer Gunst stehen. Leutnantin Awn ist eine der Favoritinnen der Gerechtigkeit der Torren.

Gemeinsam mit den Hilfseinheiten Eins Esk ist Leutnantin Awn auf einem neu eroberten Planeten eingesetzt, auf dem plötzlich Widerstand deutlich wird. Dann taucht auch noch die Herrin der Radch auf und alles wird verwirrend für die Gerechtigkeit der Torren. Eins Esk ist plötzlich auf sich allein gestellt und muss ihren Weg finden - getrennt von sich selbst, der Gerechtigkeit der Torren.

Ja, wie ihr vielleicht seht, ist dieser Roman sehr vielschichtig. Wir beginnen mit Breq, deren Namen wir aber nicht wirklich erfahren. Sie findet auf einem kalten Planeten eine zusammengeschlagene Person, die sich als ein vor 1000 Jahren verschwundenes Besatzungsmitglied herausstellt. Aus irgendeinem Grund nimmt sie diese Person mit sich. 

Im nächsten Kapitel springen wir in die Vergangenheit zur Gerechtigkeit der Torren und ihren Hilfseinheiten, die Leutnantin Awn begleiten. Wir lernen, dass die Gerechtigkeit der Torren eine ganz besondere KI ist, die unter anderem gern Lieder lernt und summt. Wir wissen auch, dass sie irgendwie gleichzeitig auch Breq ist, aber wie passt das eine zum anderen und was ist dazwischen geschehen?

Erschwerend kommt hinzu, dass alle Beschreibungen im Buch im generischen Femininum geschrieben sind und auch Personen, die als männlich "enttarnt" werden weiterhin "sie" sind. Das macht das Lesen am Anfang anstrengend, da man sowas einfach nicht gewohnt ist. Aber es hat auch eine Begründung in der Kultur der Radch, aus der die Gerechtigkeit der Torren stammt. Irgendwann gewöhnt man sich daran, von den meisten Protagonisten nicht zu wissen, welches Geschlecht sie haben, und es wird auch irgendwann total unwichtig.

Die Geschichte ist vor allem in der ersten Hälfte des Buches aber noch sehr undurchsichtig, und man muss Vieles einfach erstmal hinnehmen. Richtige Spannung kommt dann erst gegen Ende des Bandes auf, wenn man einige Teile endlich zusammensetzen kann und versteht, was ungefähr vor sich geht. Das sorgt natürlich dafür, dass die Handlung nicht vorhersehbar ist, aber kann auch sehr anstrengen.

Die Welt ist natürlich sehr besonders und durchaus faszinierend. Man lernt einiges schon kennen, zum Beispiel die Medizin, die Hierarchie der Gesellschaft, in der die Maschinen eher unten stehen, und auch die Eroberungszüge der Radch, die mit Aliens, von denen wir bisher noch nichts weiter erfahren, Friedensverträge haben. Dennoch bleibt auch viel offen - wie zum Beispiel die KIs und Hilfseinheiten nun eigentlich entstehen, was nur immer wieder angerissen wird. Hier ist also noch einiges, was in de Folgebänden aufgedeckt werden kann.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich. Breq bzw Eins Esk ist als Maschine natürlich eher unmenschlich, sie versucht aber Vieles nachzuahmen und als Mensch durchzugehen. Sie ist kühl und berechnend, hat aber auch ihre Schwierigkeiten mit gesellschaftlichem Umgang, da sie alles bedenken muss und nicht natürlich in solchen Situationen ist. Seivarden als ihre seltsame Begleiterin, um mal beim Feminin zu bleiben, obwohl es glaube ich ein Mann war, ist die, die mich durch die Geschichte getragen hat. Sie hat ihr Schiff vor 1000 Jahren verloren, wachte dann in einer Zeit wieder auf, in der von ihrer Familie und ihrem Rang nichts übrig war. Sie nahm Drogen, bis sie schließlich Breq in die Hände fällt. Ich mag die Dynamik der beiden vor allem am Ende sehr und bin da echt gespannt, wie es weitergeht.

Leutnantin Awn spielt eine wichtige Rolle. Sie ist ebenfalls eher berechnend und eine starke Person, die sich trotz niederer Herkunft hochgearbeitet hat. Sie schätzt Eins Esk und Eins Esk schätzt sie. Zusammen leben sie lange Zeit auf diesem fremden Planeten und beschützen und verwalten die Einwohner. Sie hat eine Art Beziehung mit einer Person namens Awer, die ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, aber für den Leser und Breq undurchschaubar bleibt. Zuletzt ist da die Feindin und Herrin der Radch Anaander Mianaai (vermutlich auch ein Mann). Ich finde die Idee hinter der Figur spannend, aber auch sehr abstrakt und schwer zu verstehen. Ich bin gespannt, wie das weitergeht.

Insgesamt ist dieses erste Buch vor allem Aufbau. Man lernt die Welt kennen, die wichtigsten Charaktere und deren Motive, und einige Sachen deuten sich am Ende langsam an. Dennoch war es teilweise sehr anstrengend, weiterzulesen. Das Ende macht aber deutlich Lust auf mehr, und ich habe den zweiten Band auch schon im Bibo-Katalog gesehen und werde es mir wohl demnächst ausleihen. Ihr solltet auf den Klappentext allerdings nicht so viel geben, da er die Komplexität der Geschichte nicht gut widergibt. 

Wer also Lust hat auf eine echte Heldin, die keine typische Frau in dem Sinne ist, auf Genderneutralität, was durchaus eine Leseerfahrung ist, auf ein Weltraumabenteuer, das komplex aus der Sicht einer KI beschrieben wird, der sollte dem Buch eine Chance geben.

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:

* Dieses Buch habe ich im Rahmen des Frauenpower-Februars gelesen!

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