Hallo meine
Lesehasen,
als damals
die ersten Trailer zu High-Rise erschienen, mit Tom Hiddleston in der
Hauptrolle, wollte ich den Film unbedingt sehen. Wie das aber meistens so ist,
meinte eine Stimme in meinem Kopf dann, dass ich zuerst das Buch lesen sollte.
Nun ja, das hat tatsächlich bis jetzt gedauert, und den Film habe ich immer
noch nicht geschaut. Ob ich das noch nachhole, wird sich zeigen.
Die Fakten:
- Autor: J. G. Ballard
- Titel: High-Rise
- Erschienen: 2016 (erstmals 1975)
- Verlag: Fourth Estate - HarperCollins
- Seiten: 248
- Preis: 7,49 Euro
- Klappentext: "Within the walls of a high-tech forty-storey high-rise, the residents are hell-bent on an orgy of sex and destruction, answering to the primal urges that their utopian surroundings can't satisfy. The high-rise is a would-be paradise turned dystopia, ruled by intimidation and violence, and, as the residents organize themselves for war, floor against floor, no one wants it to stop..."
Zur
Handlung: In einem utopischen Hochhaus leben 2000 Menschen. Es gibt einen
Supermarkt, eine Schule, zwei Schwimmbäder, ein Restaurant und einen Friseur,
Sportplätze und Spielplätze auf dem Dach. Jeden Tag ist eine große Party. Nur
angesehenen Personen aus dem öffentlichen Leben, aus den Universitäten und dem
Fernsehen gelingt es, eine Wohnung in diesem Hochhaus zu ergattern. Doch nichts
ist, wie es scheint. Plötzlich läuft alles aus dem Ruder.
Obwohl alle
Personen im Hochhaus gebildet sind und gutes Geld verdienen, entsteht schnell
eine Hierarchie, die aus der Lage der Stockwerke abgeleitet wird. Alle unter
dem 10. Stock bilden die Unterschichte, die High Society beginnt mit dem 35.
Stock. Im 40. Stock, ganz oben, lebt einer der Architekten dieser Utopie, und
beobachtet fasziniert, wie sein Werk im Chaos versinkt.
Als der Film
damals erschien, habe ich einige wenig überwältigte Stimmen gehört. Daher hatte
ich nicht allzu große Hoffnungen für das Buch. Dennoch hat mich das Thema sehr
interessiert, denn es ist schon ein spannendes Sozialexperiment. Die Idee
dahinter ist, dass eine ganz neue Stadt um das Hochhaus herum entstehen soll.
In dieser Stadt soll es dann noch weitere solche Häuser geben. Ein Charakter,
dem wir folgen, unterrichtet am medizinischen College in dieser utopischen
Welt.
Wir folgen
insgesamt drei Charakteren. Neben dem Arzt haben wir noch den Architekten, der
im obersten Stockwerk in einem Penthouse lebt, und einen Filmemacher, der in den
unteren 10 Etagen zuhause ist, aber einen eifrigen Aufstieg plant. Dieser Mann
heißt sehr passenderweise Wilder. Man sieht dabei schnell, dass Perspektiven
von Frauen in dieser Geschichte völlig vernachlässigt werden. Wir sehen die
Frauen im Hochhaus immer nur durch die Augen der Männer, die ihnen klassische
Themen wie Kinder zuordnen. Das hat mich schon ein wenig gestört. Es wäre mit
Sicherheit auch interessant zu sehen, wie sich die gesamte Entwicklung
verändert, wenn man den Frauen die führende Rolle gibt.
Ich fand vor
allem die Kapitel aus Sicht von Wilder sehr anstrengend. Er hat eine furchtbare
Sicht auf seine Ehefrau, treibt sich dauernd in fremden Betten herum und
verroht am Ende vielleicht am meisten von den drei Herren. Sein Ende wird dann
etwas offen gehalten, man kann sich aber seinen Teil denken. Der Architekt
kommt erst später auf den Plan. Ich fand es schwer, mich mit ihm zu
identifizieren, fand seine Perspektive aber irgendwie spannend. Aus seiner
Sicht wird auch deutlich, wie viel Menschen sich einreden können, wenn sie das
nur wollen. Wir beginnen die Geschichte aber mit dem Arzt. Da wir mit ihm
beginnen, erscheint er uns zunächst als völlig normaler Mensch. Nach und nach
driftet auch sein Charakter aber in ungeahnte Tiefen ab, die für mich doch sehr
schwer nachzuvollziehen waren. Seine Situation am Ende ist auf jeden Fall ein
riesiger Alptraum für mich gewesen.
Anhand
dieser drei Perspektiven steigen wir nun viele Stufen im Hochhaus hinauf und
hinab und werden dabei mit der zunehmenden Verrohung der Bewohner konfrontiert.
Dabei ist es etwas schwierig, die Auslöser zu identifizieren, weswegen es für
mich total schwer war, viel Realistisches an dieser Dystopie zu finden. Würden
Menschen sich denn wirklich so verhalten? Einiges war schon interessant, zum
Beispiel die Herausbildung eines neuen Klassensystems, aber die tiefen
Abgründe, die sich schließlich auftun, sind doch sehr fiktional.
Alles in
allem fällt es mir schwer, ein klares Urteil zum Buch zu fällen. Ich fühlte
mich immer mehr auf Distanz zu den Charakteren, konnte ihre extremen
Entwicklungen nicht ganz nachvollziehen. Es war ein spannendes
Gedankenexperiment, aber mir fehlte ein bisschen die Logik dahinter. Ich kann
mir nicht vorstellen, dass Menschen wirklich so handeln würden (will ich gar
nicht). Wer aber solche spekulativen Geschichten mag, der findet sicherlich
interessante Denkanstöße in dieser Geschichte. Und man darf nicht vergessen,
wann das Buch geschrieben wurde.
Habt ihr das
Buch gelesen oder den Film gesehen? Ich bin gespannt, was ihr dazu denkt.
Bis bald,
Eure Kitty RetroMeine Bewertung:
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