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Sonntag, 25. März 2018

High-Rise



Hallo meine Lesehasen,

als damals die ersten Trailer zu High-Rise erschienen, mit Tom Hiddleston in der Hauptrolle, wollte ich den Film unbedingt sehen. Wie das aber meistens so ist, meinte eine Stimme in meinem Kopf dann, dass ich zuerst das Buch lesen sollte. Nun ja, das hat tatsächlich bis jetzt gedauert, und den Film habe ich immer noch nicht geschaut. Ob ich das noch nachhole, wird sich zeigen.
 
Die Fakten:
  • Autor: J. G. Ballard
  • Titel: High-Rise
  • Erschienen: 2016 (erstmals 1975)
  • Verlag: Fourth Estate - HarperCollins
  • Seiten: 248
  • Preis: 7,49 Euro
  • Klappentext: "Within the walls of a high-tech forty-storey high-rise, the residents are hell-bent on an orgy of sex and destruction, answering to the primal urges that their utopian surroundings can't satisfy. The high-rise is a would-be paradise turned dystopia, ruled by intimidation and violence, and, as the residents organize themselves for war, floor against floor, no one wants it to stop..."
Zur Handlung: In einem utopischen Hochhaus leben 2000 Menschen. Es gibt einen Supermarkt, eine Schule, zwei Schwimmbäder, ein Restaurant und einen Friseur, Sportplätze und Spielplätze auf dem Dach. Jeden Tag ist eine große Party. Nur angesehenen Personen aus dem öffentlichen Leben, aus den Universitäten und dem Fernsehen gelingt es, eine Wohnung in diesem Hochhaus zu ergattern. Doch nichts ist, wie es scheint. Plötzlich läuft alles aus dem Ruder.

Obwohl alle Personen im Hochhaus gebildet sind und gutes Geld verdienen, entsteht schnell eine Hierarchie, die aus der Lage der Stockwerke abgeleitet wird. Alle unter dem 10. Stock bilden die Unterschichte, die High Society beginnt mit dem 35. Stock. Im 40. Stock, ganz oben, lebt einer der Architekten dieser Utopie, und beobachtet fasziniert, wie sein Werk im Chaos versinkt.

Als der Film damals erschien, habe ich einige wenig überwältigte Stimmen gehört. Daher hatte ich nicht allzu große Hoffnungen für das Buch. Dennoch hat mich das Thema sehr interessiert, denn es ist schon ein spannendes Sozialexperiment. Die Idee dahinter ist, dass eine ganz neue Stadt um das Hochhaus herum entstehen soll. In dieser Stadt soll es dann noch weitere solche Häuser geben. Ein Charakter, dem wir folgen, unterrichtet am medizinischen College in dieser utopischen Welt.

Wir folgen insgesamt drei Charakteren. Neben dem Arzt haben wir noch den Architekten, der im obersten Stockwerk in einem Penthouse lebt, und einen Filmemacher, der in den unteren 10 Etagen zuhause ist, aber einen eifrigen Aufstieg plant. Dieser Mann heißt sehr passenderweise Wilder. Man sieht dabei schnell, dass Perspektiven von Frauen in dieser Geschichte völlig vernachlässigt werden. Wir sehen die Frauen im Hochhaus immer nur durch die Augen der Männer, die ihnen klassische Themen wie Kinder zuordnen. Das hat mich schon ein wenig gestört. Es wäre mit Sicherheit auch interessant zu sehen, wie sich die gesamte Entwicklung verändert, wenn man den Frauen die führende Rolle gibt.

Ich fand vor allem die Kapitel aus Sicht von Wilder sehr anstrengend. Er hat eine furchtbare Sicht auf seine Ehefrau, treibt sich dauernd in fremden Betten herum und verroht am Ende vielleicht am meisten von den drei Herren. Sein Ende wird dann etwas offen gehalten, man kann sich aber seinen Teil denken. Der Architekt kommt erst später auf den Plan. Ich fand es schwer, mich mit ihm zu identifizieren, fand seine Perspektive aber irgendwie spannend. Aus seiner Sicht wird auch deutlich, wie viel Menschen sich einreden können, wenn sie das nur wollen. Wir beginnen die Geschichte aber mit dem Arzt. Da wir mit ihm beginnen, erscheint er uns zunächst als völlig normaler Mensch. Nach und nach driftet auch sein Charakter aber in ungeahnte Tiefen ab, die für mich doch sehr schwer nachzuvollziehen waren. Seine Situation am Ende ist auf jeden Fall ein riesiger Alptraum für mich gewesen.

Anhand dieser drei Perspektiven steigen wir nun viele Stufen im Hochhaus hinauf und hinab und werden dabei mit der zunehmenden Verrohung der Bewohner konfrontiert. Dabei ist es etwas schwierig, die Auslöser zu identifizieren, weswegen es für mich total schwer war, viel Realistisches an dieser Dystopie zu finden. Würden Menschen sich denn wirklich so verhalten? Einiges war schon interessant, zum Beispiel die Herausbildung eines neuen Klassensystems, aber die tiefen Abgründe, die sich schließlich auftun, sind doch sehr fiktional.

Alles in allem fällt es mir schwer, ein klares Urteil zum Buch zu fällen. Ich fühlte mich immer mehr auf Distanz zu den Charakteren, konnte ihre extremen Entwicklungen nicht ganz nachvollziehen. Es war ein spannendes Gedankenexperiment, aber mir fehlte ein bisschen die Logik dahinter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen wirklich so handeln würden (will ich gar nicht). Wer aber solche spekulativen Geschichten mag, der findet sicherlich interessante Denkanstöße in dieser Geschichte. Und man darf nicht vergessen, wann das Buch geschrieben wurde.

Habt ihr das Buch gelesen oder den Film gesehen? Ich bin gespannt, was ihr dazu denkt.

Bis bald,
Eure Kitty Retro




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