Hallo meine Sci-Fi-Leser,
ich muss ehrlich gestehen, dass ich mich bisher schwer damit tue, kurze Bücher zu lesen. Irgendwie sehe ich es nicht ein, dass ich genauso viel für 120 Seiten bezahlen soll wie für 350 Seiten. Aber letztes Jahr habe ich dann zum Magical Readathon einfach ein paar kurze Sachen gebraucht und endlich dieses Buch gelesen, das mich schon viele Jahre interessiert hat.
Die Fakten:
- Autor: Martha Wells
- Titel: All Systems Red
- Reihe: The Murderbot Diaries 1
- Erschienen: 2017
- Verlag: Tor.com
- Seiten: 144
- Preis: 13,99 Euro
- Klappentext: "In a corporate-dominated space-faring future, planetary missions must be approved and supplied by the Company. For their own safety, exploratory teams are accompanied by Company-supplied security androids. But in a society where contracts are awarded to the lowest bidder, safety isn’t a primary concern. On a distant planet, a team of scientists is conducting surface tests, shadowed by their Company-supplied ‘droid--a self-aware SecUnit that has hacked its own governor module and refers to itself (though never out loud) as “Murderbot.” Scornful of humans, Murderbot wants is to be left alone long enough to figure out who it is, but when a neighboring mission goes dark, it's up to the scientists and Murderbot to get to the truth."
Zur Handlung: Murderbot ist ein humanoider Security Roboter, der eine Gruppe von Wissenschaftlern auf einem bisher unbekannten Planeten begleitet. Eigentlich hat er nur ein Interesse: in Ruhe seine Soaps schauen. Denn Murderbot hat sein eigenes System gehackt und kann nun eigenständig Entscheidungen treffen. Das Problem ist, dass er sich trotzdem verhalten muss, als sei er voll funktionstüchtig, damit niemand den Hack bemerkt.
Das führt dazu, dass Murderbot die Wissenschaftler zum Schutz begleitet, als es unerwartet Angriff stattfindet. Schnell wird dann klar, dass dieser Planet gefährlicher ist, als bisher erwartet wurde. Als die Crew dann herausfindet, dass eine benachbarte Station auf dem Planeten per Funk nicht mehr antwortet, beginnt eine waghalsige Rettungsaktion und das Aufdecken einer Verschwörung, bei der Murderbot nun wirklich nicht den Helden spielen will.
Diese Novelle folgt also einem eher ungewöhnlichen Charakter, einem Roboter, der gern allein gelassen gewerden will, Menschen furchtbar anstrengend findet, und kein Interesse an Heldentaten hat. Gerade das macht die Geschichte dann vielleicht doch nahbar, denn der etwas schrullige Roboter mit seiner Liebe zu schlechtem Fernsehen, wer kann damit nicht irgendwie eine Verbindung aufbauen? Gleichzeitig fand ich die Handlung aber auch überraschend spannend.
Murderbot als Hauptfigur fand ich direkt spannend. Ich hatte schon viel über diesen Charakter gehört und war somit auf seine Art und vor allem die Liebe zu Soaps eingestellt. Als Roboter sieht sich Murderbot keinem Geschlecht zugehörig und hat auch keine sexuellen Interessen. Alle Interaktionen mit Menschen findet Murderbot ziemlich unangenehm, vor allem wenn die Menschen anfangen ihn als menschlich wahrzunehmen. Ich fand, dass die Autorin es gut schafft, uns diesen nicht-menschlichen Hauptcharakter zu erzählen.
Auf der anderen Seite haben wir dann die Gruppe der Wissenschaftler, wobei die Anführerin eine besondere Rolle spielt. Dennoch bleiben sie für Murderbot auch ein Stück weit diese Gruppe von Menschen, die eben negative Gedanken und Gefühle auslösen. Eigentlich will Murderbot mit ihnen nichts zu tun haben und kann mit ihrer Menschlichkeit und Zuneigung gar nichts anfangen. Als Leser kann man aber die Wissenschaftler schon auch verstehen, die lernen, diesem Roboter ihr Leben anzuvertrauen.
Die Handlung fand ich dann auch überraschend spannend. Irgendwie hatte ich nie wen darüber reden hören, was in dem Buch eigentlich passiert, und deswegen nicht viel erwartet. Aber wir starten ziemlich direkt mit einer Action-Szene und die Gefahr für die Menschen, die Murderbot beschützen soll, wird schnell deutlich. Ein bisschen schade fand ich dann an diesem Kurzformat, dass am Ende auf eines meiner am wenigsten geliebten Tropes zurückgegriffen wird: im Finale wird Murderbot irgendwann ohnmächtig und wir machen einen Zeitsprung ins Happy End.
Das Ende des Buches nach dem Finale fand ich dann aber wieder sehr gelungen, und es hat mir direkt Lust auf den nächsten Band gemacht. Im Moment sind die Hörbücher übrigens kostenlos im Audible-Abo enthalten, wenn ihr mal reinhören mögt. Vielleicht werde ich dem zweiten Band diesen Monat noch mein Ohr widmen, mal schauen. Ich habe auf jeden Fall nach dem Ende des ersten Bandes wieder keine Ahnung, was mich erwarten wird.
Alles in allem kann ich das Buch empfehlen. Auch wenn ich mich mit diesen kurzen Geschichten immer noch schwer tue, und ich beispielsweise für das Finale auf dem Planeten gern mehr Seiten oder weniger Koma gehabt hätte, habe ich mich hier gut unterhalten gefühlt. Mit einem Roboter als Hauptfigur hatte es für mich etwas Neues und Aufregendes zu bieten, und auch die Handlung hat mich gut abgeholt. Ich habe Lust auf mehr.
Wie steht ihr denn zu Novellen? Gerade im Sci-Fi und Horror-Bereich sind sie ja inzwischen sehr verbreitet.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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