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Samstag, 9. März 2024

European Travel for the Monstrous Gentlewoman


Hallo meine Historienhasen,

gestern hatte ich euch von Band 1 dieser Reihe berichtet, der mir an sich gut gefallen hat, auch wenn er mit meinen Erwartungen nicht mithalten konnte. Heute kommen wir zu Band 2, der aus bis heute ungeklärten Gründen fast doppelt so lang ist wie Band 1. Und die Frage drängt sich auf: ist es das wert?

Die Fakten:

  • Autor: Theodora Goss
  • Titel: European Travel for the Monstrous Gentlewoman (dts. Die wilde Jagd nach der monströsen Dame)
  • Reihe:  The Extraordinary Adventures of the Athena Club 2
  • Erschienen: 2018
  • Verlag: Saga Press
  • Seiten: 706
  • Preis: 12,79 Euro
  • Klappentext: "Mary Jekyll's life has been peaceful since she helped Sherlock Holmes and Dr Watson solve the Whitechapel Murders. Beatrice Rappaccini, Catherine Moreau, Justine Frankenstein, and Mary's sister, Diana Hyde, have settled into the Jekyll household in London, and although the sometimes quarrel, the members of the Athena Club get along as well as any five young women with very different personalities. As least they can always rely on Mrs Poole. But when Mary receives a telegram that Lucinda Van Helsing has been kidnapped, the Athena Club must travel to the Austro-Hungarian Empire to rescue yet another you woman who has been subjected to horrific experimentation. Where is Lucinda, and what has Professor Van Helsing been doing to his daughter? Can Mary, Diana, Beatrice, Catherine, and Justine reach her in time? Racing against the clock to save Lucinda from certain doom, the Athena Club embarks on a madcap journey across Europe. From Paris to Vienna to Budapest, Mary and her friends must make new allies, face old enemies, and finally confront the fearsome, secretive Alchemical Society. It's time for these monstrous gentlewomen to overcome the past and create their own destinies."

Zur Handlung: Um sich weiter ein gutes Leben leisten zu können, müssen im Athena Club-Haushalt alle mit anpacken. Beatrice stellt aus ihren Pflanzen Medizin her, Catherine schreibt Bücher und Mary arbeitet bei Sherlock Holmes als Schreibkraft. Doch als sie ein Telegramm erhalten, dass ihre detektivischen Fähigkeiten erbittet, begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise.

Zwischen Zugfahrt, deutschen Spionen, Zirkuskünstlern, psychiatrischen Anstalten, wissenschaftlichen Konferenzen und viiiielen Törtchen und Dinnern müssen sie versuchen, Lucinda von Helsing zu finden. Dabei treffen sie auch auf neue Verbündete, wie Laura und Carmilla, und machen sich neue quasi-prähistorische Feinde. Und es gibt viele Törtchen und Dinner.

Nach dem ersten Band war ich echt gespannt, was nun hier auf 700 Seiten auf mich wartet. Ich fand den ersten Teil zwar interessant, aber auch enttäuschend. Darum hatte ich Hoffnung, dass es in Band 2 nun richtig losgeht, und die Reihe meine Erwartungen mehr erfüllt, vor allem wenn es um den Punkt Frauenpower geht. In zwei Aspekten passiert das auch: erstens können wir recht früh Holmes abschütteln, und das Buch versucht sogar selbstironisch damit umzugehen, dass er sich so sehr in das erste Buch hineingedrängt hatte; zweitens haben wir jetzt hier bei all den Frauen auch mal ein gleichgeschlechtliches Paar - wenig überraschend inspiriert von dem Klassiker Carmilla.

Trotzdem war dieser Band noch mehr Enttäuschung als Band 1. Das hat viele Gründe. Wir haben als Hauptfigur wieder Mary, die nach wie vor so unnahbar ist wie in Band 1. Wir bekommen aber etwas mehr Einblicke in Justine, was ich sehr mochte, und für Beatrice gibt es eine Liebesgeschichte, die ich an sich auch mochte, die aber so plump geschrieben war und wo ich Catherine so richtig ätzend fand. Ansonsten bleibt Diana weiter laut und nervig. Mrs Poole lassen wir in England zurück, aber die würde es woanders eh nie aushalten. Zum Glück gilt das gleiche für Holmes und Watson. Dazu kommen dann neue Charaktere, wie Lucinda, Carmilla, Laura und Holmes' Ex Irene Adler.

In diesem Buch wartet sehr viel Herumgereise auf uns. Natürlich war reisen zu dieser Zeit nicht unbedingt komfortabel, und hat auch echt eine Weile gedautert. Aber abgesehen davon passiert hier dann auch nicht viel. Was mich allerdings besonders angestrengt hat, war das viele Essen. Ich liebe eigentlich Essen in Geschichten, denn ich bin auch so ein großer Foodie. Hier nimmt es aber so viel Überhand, und in den seltsamsten Momenten wird ein Picknick gemacht oder ein Dinner gegessen. Unser Feind hat uns in eine gruslige Ruine entführt, lasst uns erstmal was essen? Ok. 

Die Länge des Buches ist dabei völlig übertrieben. Die Geschichte gibt letztlich kaum mehr her als in Band 1. Noch dazu ist hier alles noch viel offensichtlicher. Und ich muss ehrlich zugeben, dass die kreativen Entscheidungen in diesem Band für mich keinen Sinn gemacht haben. In Band 1 hat sich die Autorin entschieden eine heutzutage kontrovers diskutierte Figur klar zum Bösen zu machen, was ich so nicht hatte erwartet. In Band 2 jedoch wird jetzt eine eigentlich recht klar böse Figur der Literatur plötzlich zum Guten gemacht und dafür die gute Figur böse? Und sobald ihr ein bisschen Wissen über Klassiker habt und dann van Helsing und Carmilla hört, da wisst ihr ja, was der Mystery-Aspekt ist. Aber unsere Damen nicht, und wir dürfen da dann irgendwie hinterherstümpern.

Wenn das dann endlich soweit abgehakt ist, geht es dann noch weiter nach Budapest, wo der Entgegner der alchemischen Gesellschaft auf sie wartet. Auch hier wird dann viel gesessen, viel beraten, viel gegessen. Dann nochmal kurz Action, aber nicht zu viel. Das hat mir für 700 Seiten einfach nicht gereicht. Das Ende ist dann zwar etwas überraschender als die Hintergründe von Lucindas Entführung, aber konnte das Buch nicht mehr retten für mich.

Genervt hat mich auch, dass so viele kleine Fehler in dem Buch waren. So ist Justine angeblich ein absolutes Sprachgenie und stammt auch aus der Schweiz. Trotzdem sind dann grammatische Fehler in den Sachen, die sie auf Deutsch sagt. Für die anderen Sprachen bin ich dann kein Experte, aber es kommt auch einiges an Französisch, Italienisch und Ungarisch vor. Seltsam ist vor dem Hintergrund, dass das Buch ja von Catherine geschrieben wird, auch, dass sie die ungarischen Namen perfekt buchstabieren kann und dann hinterher schreibt, wie es ausgesprochen wird. Da hätte man glaube ich mehr im Konzept bleiben können. Und neben sprachlichen Sachen waren auch so ein paar Dinge inkonsistent, zum Beispiel wenn über Stockwerke gesprochen wird, die im Englischen anders gezählt werden als im Deutschen. Eine Frau, die seit Jahren als Spionin in Österreich lebt, sollte das wissen, zählt aber weiter britisch. In der deutschen Übersetzung ist das dann vielleicht alles glattgebügelt - man sollte es hoffen.

Alles in allem war das Buch auch wieder eine Enttäuschung, und das nachdem ich meine Erwartungen nach Band 1 schon deutlich gesenkt hatte. Ich habe hier dann auch gemerkt, dass ich mit den Charakteren einfach nicht warm werde, war vor allem daran liegt, dass sie dann doch recht flach bleiben und sich eigentlich auch null entwickeln. Das gilt vor allem für Mary, aber auch Diana und Catherine sind einfach absolut gleich durch alle Bücher hinweg. Etwas mehr Justine fand ich gut, von Beatrice hätte ich etwas mehr erhofft. Aber wenn einem die Charaktere egal sind, kann halt auch in der Handlung passieren, was da will.

Ich würde es also nicht empfehlen, diese Reihe weiterzulesen, außer ihr seid absolut verliebt in Band 1 und wollt unbedingt weiter und lange diesen Charakteren folgen. Band 3 habe ich dann trotzdem auch noch gelesen, dazu morgen mehr.

Bis bald,
Eure Kitty Retro






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