heute kommen wir zu einem Buch, das mit gewaltige Gänsehaut gemacht hat - leider nicht im positiven Sinne, denn dieses Buch hat mich nicht des Inhalts wegen gegruselt, sondern weil es meiner Meinung nach grottenschlecht war. Genaueres dazu erfahrt ihr wie immer nach den Daten.
- Autor: Sabine Thiesler
- Titel: Der Menschenräuber
- Erschienen: 2010
- Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
- Seiten: 463
- Preis: 9,99 Euro (Taschenbuch)
Zum Inhalt: Jonathan ist ein mehr oder weniger erfolgreicher Photograph. So richtig Anerkennung bekommt er nur, weil seine Frau die Primaballerina von Berlin ist - bis sie schwanger wird. Damit ist ihr Traum vorbei und Jonathan startet richtig durch. Während sich seine Frau Zuhause um die verwöhnte Zicke von einer Tochter kümmert, bringt Jonathan immer nur Geschenke mit. Mit zunehmendem Alter stellt sich heraus, dass die Tochter die begabteste Malerin in Berlin ist. Damit kommt ihre Mutter erst recht nicht klar. Nur mit Mühe kann Jonathan seine Familie zusammenhalten. Doch dann wird eines Tages seine Tochter bei einem unnötigen Autounfall getötet und alles ändert sich.
Nach drei Jahren rastet Jonathan schließlich aus und verlässt seine Frau. Er findet sich schließlich in Italien wieder, wo er auf einem abgelegenen Dorf ein Ebenbild seiner Tochter trifft. Die wenige Jahre ältere Sofia ist blind und lebt zusammen mit ihren Eltern sehr abgeschieden. Jonathan beschließt zu bleiben und baut eine merkwürdige Beziehung zu Sofia auf, die schließlich in einer Ehe endet. Doch eines Tages bekommen sie auf ihrem Hof Besuch von alten Bekannten, die Jonathan in seine Vergangenheit zurückwerfen...
Wie bei jeder Kritik, möchte ich nun zunächst ein paar positive Aspekte nennen: Ich finde das Cover nach wie vor sehr hübsch und ansprechend. Außerdem gefällt mir das Mainsetting der Geschichte: ein abgelegenes Dorf in der Toskana. Allerdings hört es da dann leider schon auf, und wenn ihr negative Schwingungen nicht mögt, solltet ihr euch jetzt rausklicken. ;) Zuende gelesen habe ich dieses Buch nur in der Vorfreude, diesen Post hier darüber schreiben zu können.
Leider versprechen sowohl Titel, Cover als auch Klappentext einen Thriller, und geboten wird ein konfuses Wirrwarr ohen jegliche Spannung. Aber lasst mich vorn beginnen. Dieses Buch ist ein Monster im Vergleich zu anderen Büchern, die wesentlich mehr Inhalt und wesentlich weniger Gewicht haben. Ich bin nicht ganz sicher, warum man so ein dickes Buch mit so dickem Papier und so großer Schrift braucht, aber das ist ja nur Formsache. Außerdem muss ich dazu gleich noch anmerken, dass die Bindung des Buches in der Badewanne abgefärbt hat, was mir vorher noch nie passiert ist...
Die Ehe von Jonathan und seiner Frau fand ich schon ein wenig schräg, so viel Perfektionismus ist in meiner Welt leider nicht zu finden und damit auch irgendwie nicht glaubhaft. Auch die übermäßig begabte Tochter hat da dann wunderbar reingepasst. Die Gefühle, die nach ihrem Tod aufkamen, fand ich mehr als fragwürdig. Aber das sei mal dahingestellt. Viel verstörender fand ich dann die Idee, dass Jonathan in Italien eine Frau findet, die genau wie seine Tochter aussieht und kaum älter ist, und diese schließlich heiratet. Allein tröstlich ist ja, dass er nur einmal Sex mit ihr hat, was dann aber die Stimme seiner Tochter in seinem Kopf verbietet. Wer kommt denn bitte auf sowas?
Leider konnte ich mich mit keiner einzigen Figur in diesem Buch auch nur im Ansatz identifizieren, dabei gibt die Autorin doch so viele detaillierte Beschreibungen von der pupsigsten Nebenfigur, dass einem am Ende der Kopf schwimmt. Ehrlich gesagt fand ich das einfach nur störend und nervig, das Buch wäre nur halb so dick, hätte sie einfach ihre Geschichte erzählt. Auch die Leben des Nebenpersonen, die man sie zwangsläufig lesen musste, waren unspektakulär, langweilig, überzogen und haben der Geschichte sehr selten weitergeholfen. Stattdessen hatte man noch mehr veraltete deutsche Vornamen im Kopf und wusste gar nicht mehr, wer eigentlich wer war. Am schrecklicksten tat mir eine Stelle weh, die so offensichtlich von Loriot geklaut war, dass es einem ins Gesicht sprang.
Auch sprachlich ist bei Frau Thiesler leider nicht viel zu holen. Vom Germanistikstudium merkt man leider nicht viel. So kommt für mich auch keinerlei Spannung auf, denn ich kann mich in niemanden einfühlen, die Sprache zieht mich nicht in die Welt hinein und die Geschichte wird dauernd für banale Nebenstories unterbrochen. Und dann ist die Geschichte an sich eben auch gar nicht spannend, sondern (vor allem durch den Prolog, der dann 1:1 noch einmal im letzten Drittel des Buches steht - das ist mir auch noch nie so passiert) jederzeit vorhersehbar und langweilig erzählt.
Ich muss sagen, ich habe mich bei diesem Buch wirklich nur gefreut, einmal eine schlechte Rezension schreiben zu können, sonst hätte ich auch nie mehr als das erste Drittel gelesen. Ich weiß nicht, wer so etwas als gut bewertet. Für mich war das wieder einmal ein Reinfall in Sachen deutsche Autoren, und ob ich von diesem Trauma jemals geheilt werde, ist noch offen.
Dennoch bin ich nun voller Freude, denn endlich kann ich die tollen Bücher lesen, die ich über Weihnachten bekommen habe. :D
In diesem Sinne hoffe ich, ihr hattet auch mal Spaß daran, von einem richtig schlechten Buch zu lesen.
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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