heute kommen wir nun zu dem Buch, auf das ich mich riesig gefreut habe: Die Bücherdiebin. Auf der Rückseite wirbt es damit, dass es in ein Regal mit Büchern wie dem Tagebuch der Anne Frank gehört. Ich muss ja ehrlich sein: Für mich tut es das. Aber das ist nicht unbedingt etwas Gutes. Als Deutsche habe ich ja immer ein bisschen Bammel, solche Bücher zu bewerten. Man steht ja doch viel zu schnell als Nazi da. Dennoch möchte ich euch natürlich meine ehrliche Meinung nicht vorenthalten.
Die Fakten:
- Titel: The Book Thief
- Autor: Markus Zusak
- erschienen: 2005
- Verlag: Alfred A. Knopf
- Seiten: 550
- Preis: 7,40 Euro
Zur Handlung: Liesel Meminger treffen wir zum ersten Mal in einem Zug, denn da trifft der Erzähler, der Tod, das erste Mal auf das Mädchen. Sie ist auf dem Weg nach München, um dort an Pflegeeltern übergeben zu werden, als ihr Bruder Werner im Zug erfriert. Nach der Beerdigung findet Liesel ein Buch auf den Friedhof, und sie nimmt es an sich, um immer eine Erinnerung an ihren Bruder zu haben. Liesel versteht nicht, warum sie ihre Mutter verlassen muss, doch bald findet sie ein echtes Zuhause bei ihren ungleichen Pflegeeltern. Hans ist sehr ruhig und liebevoll, wohingegen Rosa nur am Schimpfen und Fluchen ist. Dennoch kümmern sich beide sehr um das kleine Mädchen.
In der Schule hat Liesel vor allem ein Problem: Sie kann nicht lesen. Und auch Alpträume quälen sie. Ihr Papa Hans bemüht sich jede Nacht, mit ihr das Alphabeth zu lernen, wenn sie aufgrund der Träume nicht mehr schlafen kann. Die Bücher werden für Liesel zu einer Rettungsleine, welche ihr später sogar das Leben retten soll. Doch zunächst wird alles noch Dramatischer, als ein junger jüdischer Boxkämpfer bei ihnen auftaucht und einen Unterschlupf im Keller findet. Schnell freundet sich Liesel mit ihm an, doch in Deutschland zu dieser Zeit war das keine praktische Freundschaft.
Ich hatte aufgrund von vielen Reviews aus dem englischsprachigen Raum sehr hohe Erwartungen an das Buch. Auch die Grundstory klingt einfach nur toll. Liesel ist ein sehr sympathisches Mädchen und sie hat das Talent, mit den interessantesten Figuren Freundschaft zu schließen. Neben dem Juden Max sind da noch ihr Nachbar Rudy und die Frau des Bürgermeisters, welche in Trauer um ihren Sohn das Haus nicht mehr verlässt. Auch ihre Pflegeeltern sind wirklich tolle Charaktere.
Leider muss ich jedoch sagen, dass diese Geschichte mich nicht in den Bann ziehen konnte. So sehr ich die Idee mochte, dass der Tod die Geschichte erzählt, so wenig fand ich es dann passend. Natürlich macht es im Kontext schon Sinn, aber die Erzählstruktur fand ich sehr anstrengend. Die Kapitel waren sehr kurz, was viele sicher angenehm finden. Allerdings gaben sie kaum Raum, irgendwelche Gefühle ansprechend zu beschreiben. Dadurch konnte ich einfach nicht viel damit anfangen. Man musste sich alle Gefühle in die Geschichte hineindenken, was ich anstrengend finde.
Auch fand ich es ein bisschen schade, dass die größten und wichtigsten Sachen alle innerhalb von maximal 30 Seiten passiert sind. Ich möchte darauf natürlich nicht genauer eingehen, da es alles spoilern würde, aber sagen wir: 3 dramatische Ereignisse auf 30 Seiten. Im Rest des Buches passiert dafür herzlich wenig: Liesel stiehlt allein und mit Rudy Bücher, Essen und lebt eben. Sicherlich ist das auch richtig, auch in dieser Zeit war nicht jede Handlung dramatisch, aber der Fokus des Buches liegt irgendwie auf den Sachen, die mich nicht so berührt haben, wohingegen alle dramatischen Momente strikt abgearbeitet wurden.
Der Charakter, zu dem ich als einziges eine wirkliche Beziehung aufbauen konnte, war der Jude Max. Das war mir von vorn herein klar, da er der Typ Mann ist, den ich in Büchern am ansprechendsten finde. Ich persönlich dachte, dass diese Beziehung, die ja sehr ungleich ist, noch mehr im Vordergrund steht. Die Momente, die Max und Liesel betroffen haben, haben mich auch sehr berührt, und zumindest ein ganz klein wenig meine Tränendrüsen gekitzelt. Dennoch hätte ich mir von sowas mehr gewünscht.
Auch der Ausdruck hat mich wirklich nicht angesprochen. Es waren sehr wenige Beschreibungen von richtigen Gefühlen im Buch, und abgesehen vom Wetter auch sehr wenige Adjektive überhaupt. Auch mochte ich die Dictionary-Einschübe und, was da noch so stand, nicht besonders. Am meisten stört mich jedoch, dass das Buch sich permanent selbst spoilert. So weiß man das Ende eigentlich schon in der Mitte und nur eine Sache bleibt offen: Was passiert mit Max?
Alles in allem ist dies natürlich kein schlechtes Buch. Aber es hat meine Erwartungen leider nicht erfüllen können. Ich denke aber, dass wir als Deutsche auch schon so viel über diese Zeit wissen, weil wir es in der Schule gelernt haben, dass wir vielleicht nicht mehr so schockiert davon sind wie andere Leute. Abgesehen davon finde ich es sehr sehr sehr wichtig, dass sich alle Menschen auf der Welt mit diesem Thema beschäftigen und solche Geschichten hören und lesen. Vielleicht bilden sich heute noch viel zu viele ein, dass dies ein spezifisch deutsches Problem war, aber so sehe ich das nicht. Vielleicht wird es so etwas nie wieder geben, aber es können andere kranke Regime in dieser Welt herrschen. (Und ich denke, da ließen sich auch einige finden mit einem tieferen Blick...)
Ich denke, dieses Buch kann man lesen, erhoffe mir aber ehrlich mehr vom Film. Ich mag die Besetzung und den Look des Trailers sehr. Ich denke, das die Gefühle auch beim Anblick der Szenen mehr transportiert werden, und werde mir vorsorglich Taschentücher einpacken.
In diesem Sinne noch einen schönen Tag,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung:
- Dieses Buch ist Teil meiner Buchverfilmungschallenge. -
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