von diesem Buch hatte ich schon sehr viel gehört und hatte immer ein leichtes Interesse. Gekauft hätte ich es mir vermutlich nie, aber dann stand es eines Tages in der Bibliothek. Daher habe ich es dann eingepackt und wollte einfach schauen, wie es mir gefällt. Die Serie Sherlock hatte mich ja dieses Jahr sehr enttäuscht.
Die Fakten:
- Autor: Brittany Cavallaro
- Übersetzung: Anja Galic
- Titel: Holmes & ich - Die Morde von Sherringford (Original: A Study in Charlotte)
- Reihe: Holmes & ich 1
- Verlag: dtv
- Erschienen: 2016
- Seiten: 365
- Preis: 9, 95 Euro
- Klappentext: "Jamie Watson hat es nicht leicht: Zum einen muss er sein geliebtes London verlassen, weil er einen Platz an einem Elite-Internat an der Ostküste der USA erhalten hat. Zum anderen trifft er dort zum ersten Mal auf die eine Person, von der er schon sein gesamtes Leben geträumt hat - Charlotte Holmes, Nachfahrin des legendären Sherlock. Und dann geschieht auch noch ein Mord. Hauptverdächtige: Jamie Watson und Charlotte Holmes! Ihnen bleibt nichts übrig, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen..."
Zur Handlung: Jamie ist sauer. Wut war schon immer sein Problem. Er will sich aber nicht damit abfinden, dass seine Mutter ihn einfach in die USA verfrachtet hat. Natürlich versteht er, dass seine Schulgebühren für die Familie eine große Belastung waren und sein Stipendium daher hilft. Aber er mag den Sport nicht einmal, für den er jetzt quasi bezahlt wird.
Als er jedoch auf Charlotte Holmes trifft, ändert sich alles. Jamie hat schon als kleiner Junge davon geträumt, mit dieser Seelenverwandten Mordfälle aufzuklären und düstere Abenteuer zu erleben. Allerdings haben sich die Familien noch doch ganz schön auseinander gelebt seit den Zeiten von Sherlock und John. Da ist es vielleicht gut, dass eine Mordserie die beiden plötzlich zur Zusammenarbeit zwingt.
Zu meinem Vorwissen: Ich habe bisher noch kein einziges Sherlock Holmes-Buch gelesen. Ich kenne lediglich die Serie Sherlock und die beiden Blockbuster-Filme.
Wir bekommen die Geschichte - wie man erwarten würde - von James Watson berichtet. Ich bin nicht ganz sicher, wie alt die Charaktere sein sollen, aber Jamie kam mir total jung vor. Die Dinge, die ihn so bewegen, seine Impulsivität und wie unerfahren er mit Mädchen ist. Ich hätte ihn vom Lesen her auf 12 geschätzt. Auch seine verklärten Träume von Charlotte, die er immer noch ein Stück weit hat, scheinen wie die eines Kindes. Da Jamie aber bereits älter sein soll, fand ich das schwierig.
Charlotte leidet ein Stück weit darunter, dass sie nun in die Rolle des weiblichen Sherlock gepresst wird. Sie hat natürlich Drogenprobleme, Probleme mit der Familie und lässt keinen an sich heran. Das erscheint zunächst natürlich nicht sehr weiblich. Am meisten gestört hat mich in dem Zusammenhang aber Watson, denn als dieser im Krankenflügel liegt und Holmes ihn besucht und die besorgte Freundin mimt, wünscht er sich doch tatsächlich, Holmes wäre wirklich so. Na vielen Dank dafür... Ansonsten fand ich Charlotte zwar ein bisschen zu klischeehaft, aber unterhaltsam.
Die beiden kämpfen natürlich mit einer ganzen Menge an Problemen, weil sie so unterschiedlich sind. Holmes ist am Anfang auch wenig begeistert von der Freundschaft. Sie hält häufig Informationen zurück, um Watson zu schützen. Dabei überschreitet sie aber natürlich auch zwischenmenschliche Grenzen. Ich denke, wer auch nur ein bisschen weiß, wie es zwischen Sherlock und John aussieht, wird hier nicht überrascht sein.
Dann haben wir den Mordfall. Hier geht mir natürlich einiges verloren, da ich die Originalfälle nicht kenne. Es wird zwar immer darauf hingewiesen und auch kurz rekapituliert, was in den Fällen geschah, aber ein nostalgisches Gefühl oder ähnliches blieb mir natürlich verwehrt. Es werden einige spätere Werke angeschnitten. Aber der Fall hat seine eigene Dynamik und ist eher eine Homage. Am Ende hat mir aber einfach ein bisschen das clevere Kombinieren und die verschiedenen Knackpunkte des Falles gefehlt. Stattdessen stolpert Jamie meist planlos hinter Holmes her, die mal mehr und mal weniger weiß, was eigentlich los ist.
Außerdem fand ich das Buch sehr vorhersehbar - und da habe ich noch nie eine Holmes-Geschichte gelesen. Allein aus der Serie kam mir der Plot total offensichtlich vor. Spannende Überraschungen bleiben total aus. Auch die Dynamik der Charaktere hält da nicht viel bereit. Ich meine, dass romantische Gefühle aufkommen, kann man sich bei Jugendbüchern ja immer denken. Aber wo kommen die her? Keine Ahnung.
Alles in allem war dieses Buch also unterhaltsam aber keinen Deut mehr. Die Anspielungen auf die Holmes-Klassiker habe ich leider nur am Rande mitnehmen können. Die Geschichte selbst war dann leider nur ein mittelmäßiger Abklatsch. Alles Wendungen sieht man von weit her kommen. Und einige Dinge sind eben auch völlig unrealistisch (ich sage nur Watson senior). Die ganzen lobenden Stimmen kann ich daher nicht nachvollziehen. Wenn ihr aber einfach mehr nach dem Holmes-Schema-F möchtet, dann wird das Buch euch gefallen.
Der zweite Band ist in meiner Bibliothek verfügbar, vielleicht schaue ich ihn mir nächstes Jahr dann mal an. Wird er besser? Was meint ihr?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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