nachdem ich dieses Jahr die Dilogie rund um Shazi und ihren Kalifen gelesen habe, bin ich in der Bibo über dieses Buch gestolpert. Es handelt sich dabei um die Übersetzung einer der ältesten erhaltenen Versionen von 1001 Nacht. Ich habe gar nicht wirklich darüber nachgedacht, sondern es direkt mitgenommen, denn ich liebe es, die Originale von Dingen zu lesen, die quasi jeder kennt aber niemand wirklich...
Die Fakten:
- Autor: unbekannt
- Titel: Tausendundeine Nacht
- Übersetzung: Claudia Ott
- Erschienen: 2004
- Verlag: C.H.Beck
- Seiten: 637 + interessantes Nachwort zur Übersetzung
- Preis: 29,90 Euro (Hardcover)
- Klappentext: "Diese Neuübersetzung von Tausendundeine Nacht macht erstmals die älteste arabische Fassung der berühmten orientalischen Erzählsammlung in deutscher Sprache zugänglich. Die Übersetzerin Claudia Ott führt den Leser mit einer Frische und Ungezwungenheit durch das Labyrinth der kunstvoll verwobenen Erzählfäden, dass man meint, Schahrasad selbst zu hören."
Zur Handlung: In einem fernen Land lebt ein König, der seine Königin sehr liebt. Eines Tages wird ihm jedoch berichtet, dass diese Frau immer, wenn er seinen Palast verlässt, eine Orgie mit Sklaven veranstaltet. Daraufhin beschließt er vorzugeben, dass er verreist, und beobachtet dann, was sich in seinem Palast zuträgt.
Daraufhin erschlägt er seine Frau, und weil er Frauen nun nicht mehr trauen kann, beschließt er, sich jeden Tag eine neue Braut zu nehmen und diese am nächsten Morgen hinzurichten. So kann keine Frau ihn jemals wieder betrügen. Irgendwann heiratet er jedoch Schahrasad und diese beginnt, ihm Geschichten zu erzählen, die jeden Morgen auf einen Cliffhanger enden, sodass er sie nicht töten kann.
Mich faszinieren solche althergebrachten Geschichten sehr und die arabische Kultur ist etwas, womit ich ein Stück weit aufgewachsen bin, wovon ich aber einfach nicht genug weiß. Ich lese unglaublich gern Bücher über und aus diesem Kulturkreis, um die gröbsten Wissenslücken zu schließen. Daher hat mich das Buch direkt angesprochen.
Aus dem Nachwort ist viel über die Besonderheit von 1001 Nacht zu entnehmen. So wurde dieser vorliegende Text im 18. Jahrhundert ins französische übersetzt und ein Verkaufsschlager. In Ermangelung einer Fortsetzung (der Text endet mit der 282. Nacht) zogen nun verschiedene Zeitgenossen los, um mehr arabische Geschichten zu finden. So entstanden dann vor allem europäisierte Geschichten, die nur auf arabischen Grundlagen beruhten oder gänzlich "gefälscht" wurden.
Wer also nach Alladin und Alibaba sucht, wird bei diesem Buch enttäuscht sein. Abgesehen von der Rahmenhandlung hatte ich von keiner Geschichte bisher gehört. Man merkt auch schnell, dass dies eine nicht-europäisierte Variante ist. Frauen sind hier beispielsweise immer als ziemlich böse dargestellt, es gibt nur sehr wenige Ausnahmen. Außerdem sind die Schönheitsideale der Zeit sehr besondere, ich sage nur Monde, Zweige und Gazellen.
Obwohl wir hier also mit Werten und Ansichten konfrontiert werden, die sich durchaus fremd und auch falsch anfühlen, so kann man doch auch für unsere Gesellschaft lehren finden. So geht es vor allem darum, dass Charaktere, die falsch handeln, schlimme Strafen erleiden. Auch findet sich in vielen Geschichten das Thema, dass man mit der Wahrheit besser fährt als mit Lügen. Dies sind also universelle Themen.
Die Geschichten sind mitunter sehr kompliziert ineinander verstrickt, sodass in der einem Handlungsstrang jemand eine neue Geschichte erzählt, in der eventuell wieder jemand eine Geschichte erzählt. Hier verliert man dann leider doch mal den Überblick, zumal sich die Geschichten nicht unbedingt an einem Abend weglesen lassen. Insgesamt habe ich fast 4 Monate an dem Buch gelesen, denn pro Stunde habe ich es auf etwa 35-40 Seiten geschafft.
Etwas störend ist natürlich auch die Repetition immer am Anfang und am Ende der Nacht. So beginnt jede Geschichte mit kleinen Variationen damit, dass sie sich ins Bett begeben und Schahrasads Schwester sie auffordert, eine Geschichte zu erzählen, sie stimmt dem zu und der Kalif besteht darauf, dass es aber die Fortsetzung der letzten Nacht sein muss. Und jede Nacht endet dann mit der Morgenröte, woraufhin die Schwester Bewunderung über die Geschichte ausdrückt und Schahrasad ihr verspricht, dass die Geschichte in der nächsten Nacht noch viel toller sein wird, wenn der Kalif sie bis dahin am Leben lässt. Da einige Nächte nur eine Seite lang sind... naja, bei 282. Nächten macht das viele Wiederholungen. Hier lernt man dann doch schnell, einfach zu überspringen.
Alles in allem bin ich froh, dass ich dieses Buch gelesen habe. Ich finde, es gehört ein Stück weit zur Allgemeinbildung dazu. Außerdem interessiert es mich persönlich. Dennoch hat das Buch seine Längen und ich habe auch immer wieder zwischendurch andere Geschichten gelesen, die leichter zugänglich sind. Wer aber wissen möchte, was wirklich hinter 1001 Nacht steckt, der sollte sich dieses Buch mal genauer anschauen. Außerdem kann ich das Nachwort und ein bisschen Recherche zum Thema wirklich empfehlen, denn Vieles habe ich einfach noch nicht gewusst über diesen Klassiker der frühen Literatur. Als nächstes Projekt sind nun wohl die Grimms Märchen dran.
Habt ihr schon mal solche "Klassiker" im Original gelesen oder reicht es euch, das zu wissen, was common knowledge dazu ist?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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