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Sonntag, 17. Juni 2018

Circe

Hallo meine Sagensänger,

dieses Buch hat sofort mein Interesse geweckt, als ich das erste Mal davon hörte. Das Cover ist ein richtiger Eye-Catcher, das Buch hat auch ein sehr interessantes Format, da es wirklich sehr hoch und groß ist. Außerdem geht es um die erste Hexe in der westlichen Mythologie - Kirke. Viele kennen sie sicher aus der Odysee, aber ihre Geschichte ist um einiges umfangreicher und deutlich spannender, als man meint. Dieses Buch versucht nun, einen Einblick in das Leben der Kirke zu geben, zugleich gibt es dieser uralten Sagengestalt und Göttin aber auch einen ganz neuen Charakter.

Die Fakten:
  • Autor: Madeline Miller
  • Titel: Circe
  • Erschienen: 2018
  • Verlag: Bloomsbury Publishing
  • Seiten: 333
  • Preis: 11,99 Euro
  • Klappentext: "In the house of Helios, god of the sun and mightiest of the Titans, a daughter is born. But Circe has neither the look nor the voice of divinity, and is scorned and rejected by her kin. Her isolation leads her to discover a power forbidden to the gods: witchcraft. When love drives Circe to cast a dark spell, vengeful Zeus banishes her to the remote island of Aiaia, where she learns to harness her occult craft. But there is danger for a solitary woman in this world, and Circe's independence draws the wrath of men and gods alike. To protect what she holds dear, Circe must decide whether she belongs with the deities she is born from, or the mortals she has come to love."

Zur Handlung: Kirke ist anders als die Götter und Nymphen, unter denen sie aufwächst. Sie ist weder wunderschön, noch zeigt sie besondere Talente. Dabei sind ihre Eltern sehr mächtige Wesen. Daher wird sie die meiste Zeit ignoriert. Sie hält sich fern von ihren vielen Cousinen und lebt eher einsam in den göttlichen Hallen ihres Vaters. Eines Tages jedoch trifft sie am Strand einen Sterblichen - Glaucos.

Mit ihm soll das Schicksal von Kirke sich dramatisch verändern. Sie verliebt sich in diesen einfachen Mann, der in ihr eine große Göttin sieht, weil er sie nicht mit anderen vergleichen kann. Als Gefahr droht, dass er sie verlässt, bittet sie ihre Großmutter um Hilfe. Doch diese prophezeiht ihr, dass jeder Sterbliche einmal sterben wird, un Kirke muss sich mit der menschlichen Natur und ihren Grenzen auseinandersetzen. Und wer würde nicht alles tun, um seine erste Liebe zu retten?

Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut. Nachdem ich jahrelang Latein-Nachhilfe gegeben habe, bin ich mit vielen antiken Mythen und Sagen recht vertraut. Dennoch war mir klar, dass ich nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben der Kirke kenne - natürlich den mit Odysseus. Dieses Buch ändert nun den Blickwinkel und präsentiert uns eine ganz andere Sicht auf die Geschehnisse.

Wir beginnen die Geschichte mehr oder weniger mit Kirkes Geburt. In den ersten vielen Jahren ihres Lebens passiert noch nicht so viel. Wir treffen aber auch viele andere mythische Figuren wie Prometheus, den Sonnengott Helios, Hermes, den Götterboten, Odysseus und Jason, den Minotaurus und seine Mutter Parsiphae, Theseus, den Stiertöter, und Ariadne, und natürlich Athena, mit der Kirke eine ziemlich heftige Auseinandersetzung hat. Wichtig ist auch das Verständnis für das Verhältnis von Titanen und Göttern des Olymps. Ich denke, dass das Buch viele dieser Figuren umfassend genug einführt, dass man versteht, wer sie sind, aber den vollen Umfang bekommt man dennoch nur, wenn man den Figuren schon Geschichten zuordnen kann.

Kirke wächst als Charakter enorm während der 333 Seiten. Zunächst ist sie sehr naiv, wir sehen sie mit ihrer ersten Liebe, im Kampf um die Zuneigung ihrer Eltern, und wie sie jugendliche Fehler begeht, über die wir vielleicht den Kopf schütteln. Doch sie wächst aus diesen Geschehnissen, lernt Reue und weiß aber auch, wann sie nichts bereuen muss. Sie trägt daraus eine unglaubliche emotionale Stärke. Kirke ist sich selbst genug, was ich als wahnsinnig spannend und attraktiv wahrgenommen habe. Obwohl sie liebt, sieht sie immer, was die beste Entscheidung wäre, wenn man von ihrem ersten Liebesdesaster absieht. Vor allem gegen Ende des Buches war ich ihrem Charakter einfach verfallen.

Der Schreibstil des Buches hat mir außerordentlich gut gefallen. Madeline Miller schafft durch ihre Ausdrucksweise eine tolle Atmosphäre. Man fühlt sich tatsächlich wie in einer alten Sage, während aber alles gut verständlich bleibt auch für nicht Englisch-Muttersprachler. Man sollte aber bedenken, dass dieses Buch seine Zeit braucht, denn obwohl es 333 Seiten sind, habe ich wirklich lange daran gelesen. Das Buch ist sehr hoch und es steht einfach viel auf einer Seite. Für mich hat das lediglich bedeutet, dass ich das Buch noch länger genießen konnte.

Das Ende des Buches bleibt dann wunderbar offen. Ich fand das letzte Kapitel einfach nur meisterhaft und habe auch ein paar Tränchen verdrückt. Das Ende passt perfekt zum Buch und hat für mich die ganze Geschichte auch nochmals aufgewertet. Dennoch ist dieses Ende eher frei gestaltet als direkt an die Mythologie der Antike angelegt.

Alles in allem hat mich dieses Buch nicht enttäuscht. Wir begleiten Kirke durch ihr Leben, das teilweise sehr nah an überlieferten Sagen ist und nur einen neuen Blickwinkel bietet, teilweise aber auch künstlerische Freiheit beansprucht, vor allem am Ende. Das Buch ist wundervoll geschrieben und ich habe mir viele Sätze lange durch den Kopf gehen lassen, weil sie so besonders waren. Kirke ist ein ganz wundervoller Charakter, die durch ihre Erfahrung eine unglaubliche Stärke gewinnt. Ich konnte mich immer gut mit ihr identifizieren. Ich kann diese Geschichte jedem empfehlen, der sich entfernt für griechische Mythologie interessiert. Und vielleicht bewegt dieses Buch auch den einen oder die andere, sich mehr mit Mythologie auseinanderzusetzen.

Habt ihr schon einen Blick auf dieses wunderschöne Buch geworfen? Oder ist das Thema gar nicht euers?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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