heute wenden wir uns einem zweiten Teil einer Reihe zu, von der ich nicht sicher war, ob sie mich wirklich überzeugen kann. Den ersten Band hatte ich letztes Jahr gelesen, da ich es von meinem damaligen Chef zum Geburtstag bekommen hatte. Das Buch - Die Maschinen - ist wirklich besonders und es dauerte ein bisschen, bis ich abtauchen konnte in die Geschichte. Bei diesem zweiten Band nun war ich besser darauf vorbereitet, was mich erwartet...
Die Fakten:
- Autor: Ann Leckie
- Titel: Die Mission (Original: Ancillary Sword)
- Reihe: Roman aus der fernen Zukunft 2
- Übersetzung: Bernhard Kempen
- Erschienen: 2016
- Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
- Seiten: 475
- Preis: 14,99 Euro
- Klappentext: "Über Tausende von Galaxien erstreckt sich das Imperium der Radchaai - doch es ist in sich gespalten und kurz vor einem Bürgerkrieg. Breq, die ehemalige Maschinenintelligenz im Körper einer Frau, ist die Einzige, die den Zerfall jetzt noch aufhalten kann. Darum wird sie von dem unsterblichen Herrscher der Radch zur Flottenkapitänin ernannt und mit einem Geheimauftrag ins Athoek-System beordert, um dort für Ordnung und Gerechtigkeit zu sorgen. Doch Breqs Feinde lauern überall..."
Zur
Handlung: Nachdem Breq im ersten Band erfahren musste, dass die Herrscherin der
Radch eine Art gespaltene Persönlichkeit entwickelt hat und schon seit vielen
Jahren gegen sich selbst kämpft, muss sie sich für eine Seite entscheiden. So
vereinbahrt sie mit Anaander Mianaai, dass sie in die Athoek-Region reisen
wird, um dort für Sicherheit zu sorgen. Dazu steigt sie in das Militär ein und
wird Flottenkapitänin.
Allerdings
gibt es noch einen anderen Grund, warum Breq nach Athoek will. Dort lebt die Schwester
von Leutnantin Awn, die Breq einst geliebt hatte, als sie noch ein Schiff
gewesen war, und auf Befehl einer Anaander Mianaai erschossen hat. Bei dieser
Schwester will Breq zumindest einen kleinen Grad an Vergebung finden und ihre
Unterstützung anbieten. Doch Athoek ist lang nicht so friedlich, wie alle
bisher dachten.
Dieser
zweite Band schlägt deutlich andere Töne an als der erste. Während Breq im
ersten Band als Einzelgängerin mit sich und gegen alle kämpft, ist sie hier nun
Flottenkapitänin und damit für das Schicksal ihrer Soldatinnen verantwortlich.
Außerdem hat sie eine Macht, die normalweise nicht an KIs übergeben wird.
Andere Schiffskapitäninnen müssen sich nach ihrem Willen richten. Das ändert
natürlich auch die Handlung und den Charakter der Hauptfigur stark.
Das
Besondere an dieser Reihe ist, dass sie weitestgehend ohne Geschlecht auskommt.
Als KI ist Breq besonders schlecht darin, Menschen ein eindeutiges Geschlecht
zuzuschreiben. Außerdem ist dies in der Sprache der Radchaai nicht möglich und
gilt sogar als hinterwäldlerisch und barbarisch. Alle Bezeichnungen sind daher
in der weiblichen Form, wie man in meiner Zusammenfassung sieht (auf dem
Klappentext leider nicht…). Das ist für den Moment gewöhnungsbedürftig, aber
wenn man ein paar Seiten in der Geschichte versunken ist, merkt man kaum noch
einen Unterschied. Und man kann sich für jede Figur selbst überlegen, ob man
sie sich männlich oder weiblich denken will, was sehr spannend ist.
Abgesehen
von diesem stilistischen Mittel ist der Schreibstil aber einfach gehalten und
es wird Wert daraufgelegt, die Handlung voranzutreiben. Auffällig sind
natürlich noch die Namen der Charaktere, die mit Absicht ebenfalls so gestaltet
sind, dass man damit kein Geschlecht verbindet. Es gibt soweit keine
komplizierten technischen Details, wie in manch anderen Sci-Fi-Werken, dafür
muss man aber die verschiedenen Welten mit ihren unterschiedlichen Bewohnern
und Kulturen auseinanderhalten lernen. Das ist mitunter durchaus eine
Herausforderung.
Ich hatte
mir für diese Fortsetzung ein bisschen mehr Interaktion zwischen Breq und
Seivarden gewünscht. Die beiden haben im ersten Teil einiges zusammen
durchgemacht und haben eine sehr besondere Chemie miteinander entwickelt.
Leider verbringen die beiden den Großteil des Buches sehr weit weg voneinander
und wir bekommen immer nur kleine Andeutungen. Die waren teilweise so abstrakt,
dass ich nicht verstanden habe, was da nun abgelaufen ist. Das fand ich schade,
denn die Idee von Liebe und Maschine hat doch was.
In diesem
Band geht es dafür stärker um Fragen von Gerechtigkeit, denn wir haben
verschiedene Völker und Kulturen, die hier aufeinandertreffen, miteinander
arbeiten und eine Gruppe dominiert die anderen sehr klar. Breq ist dabei immer
schnell auf der Seite der Unterlegenen und macht sich dadurch nicht gerade
Freunde in den höheren Gesellschaftsschichten, zu denen sie nun gehört. Dabei
bleibt sie aber die berechnende KI, die teilweise nur herausfinden will, was
wirklich hinter den Dingen steckt. Dadurch entstehen auch interessante Dialoge
mit anderen Figuren.
Tatsächlich
gibt es eine Reihe neue Charaktere, die eine wichtige Rolle im zweiten Band
spielen. Darunter ist Besatzung von Breqs neuem Schiff, wie beispielsweise
Tirsawat, die ihre eigene interessante Geschichte bekommt, die High Society von
Athoek, wie eine reiche Teemagnatin, und auch die Personen der Unterschicht. Da
ist vor allem ein Charakter, den ich furchtbar schwer zu verstehen fand, weil
ihre Handlungen und Absichten für mich einfach nicht klar waren.
Alles in
allem ist dieser zweite Band eine gelungene Fortsetzung. Auch wenn ich nicht
mehr alle Details aus Buch eins im Kopf hatte, konnte ich dem Geschehen gut
folgen. Es wurden Dinge oft auch im Nebensatz schnell nochmal rekurriert,
sodass man im Bilde war. Ich mag den Charakter von Breq und die einzigartige
Erzählweise einer geschlechtsneutralen Gesellschaft. Auch den Aspekt von
Gerechtigkeit und Diskriminierung fand ich spannend. Allerdings entwickelt sich
die Reihe in eine völlig neue Richtung weiter, was sicher nicht jedem gefällt.
Ich bin gespannt, was im letzten Teil schließlich geschieht und werde diesen
sicher nicht erst in einem Jahr lesen.
Kennt ihr
die Reihe? Was sagt ihr zu geschlechterneutralen Welten? Spannend oder nervig?
Bis bald,
Eure Kitty
Retro
Meine Bewertung:
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