Diesen Blog durchsuchen

Sonntag, 24. Juni 2018

Die Mission

Hallo meine Maschinen,

heute wenden wir uns einem zweiten Teil einer Reihe zu, von der ich nicht sicher war, ob sie mich wirklich überzeugen kann. Den ersten Band hatte ich letztes Jahr gelesen, da ich es von meinem damaligen Chef zum Geburtstag bekommen hatte. Das Buch - Die Maschinen - ist wirklich besonders und es dauerte ein bisschen, bis ich abtauchen konnte in die Geschichte. Bei diesem zweiten Band nun war ich besser darauf vorbereitet, was mich erwartet...

Die Fakten:
  • Autor: Ann Leckie
  • Titel: Die Mission (Original: Ancillary Sword)
  • Reihe: Roman aus der fernen Zukunft 2
  • Übersetzung: Bernhard Kempen
  • Erschienen: 2016
  • Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
  • Seiten: 475
  • Preis: 14,99 Euro
  • Klappentext: "Über Tausende von Galaxien erstreckt sich das Imperium der Radchaai - doch es ist in sich gespalten und kurz vor einem Bürgerkrieg. Breq, die ehemalige Maschinenintelligenz im Körper einer Frau, ist die Einzige, die den Zerfall jetzt noch aufhalten kann. Darum wird sie von dem unsterblichen Herrscher der Radch zur Flottenkapitänin ernannt und mit einem Geheimauftrag ins Athoek-System beordert, um dort für Ordnung und Gerechtigkeit zu sorgen. Doch Breqs Feinde lauern überall..."



Zur Handlung: Nachdem Breq im ersten Band erfahren musste, dass die Herrscherin der Radch eine Art gespaltene Persönlichkeit entwickelt hat und schon seit vielen Jahren gegen sich selbst kämpft, muss sie sich für eine Seite entscheiden. So vereinbahrt sie mit Anaander Mianaai, dass sie in die Athoek-Region reisen wird, um dort für Sicherheit zu sorgen. Dazu steigt sie in das Militär ein und wird Flottenkapitänin.

Allerdings gibt es noch einen anderen Grund, warum Breq nach Athoek will. Dort lebt die Schwester von Leutnantin Awn, die Breq einst geliebt hatte, als sie noch ein Schiff gewesen war, und auf Befehl einer Anaander Mianaai erschossen hat. Bei dieser Schwester will Breq zumindest einen kleinen Grad an Vergebung finden und ihre Unterstützung anbieten. Doch Athoek ist lang nicht so friedlich, wie alle bisher dachten.

Dieser zweite Band schlägt deutlich andere Töne an als der erste. Während Breq im ersten Band als Einzelgängerin mit sich und gegen alle kämpft, ist sie hier nun Flottenkapitänin und damit für das Schicksal ihrer Soldatinnen verantwortlich. Außerdem hat sie eine Macht, die normalweise nicht an KIs übergeben wird. Andere Schiffskapitäninnen müssen sich nach ihrem Willen richten. Das ändert natürlich auch die Handlung und den Charakter der Hauptfigur stark.

Das Besondere an dieser Reihe ist, dass sie weitestgehend ohne Geschlecht auskommt. Als KI ist Breq besonders schlecht darin, Menschen ein eindeutiges Geschlecht zuzuschreiben. Außerdem ist dies in der Sprache der Radchaai nicht möglich und gilt sogar als hinterwäldlerisch und barbarisch. Alle Bezeichnungen sind daher in der weiblichen Form, wie man in meiner Zusammenfassung sieht (auf dem Klappentext leider nicht…). Das ist für den Moment gewöhnungsbedürftig, aber wenn man ein paar Seiten in der Geschichte versunken ist, merkt man kaum noch einen Unterschied. Und man kann sich für jede Figur selbst überlegen, ob man sie sich männlich oder weiblich denken will, was sehr spannend ist.

Abgesehen von diesem stilistischen Mittel ist der Schreibstil aber einfach gehalten und es wird Wert daraufgelegt, die Handlung voranzutreiben. Auffällig sind natürlich noch die Namen der Charaktere, die mit Absicht ebenfalls so gestaltet sind, dass man damit kein Geschlecht verbindet. Es gibt soweit keine komplizierten technischen Details, wie in manch anderen Sci-Fi-Werken, dafür muss man aber die verschiedenen Welten mit ihren unterschiedlichen Bewohnern und Kulturen auseinanderhalten lernen. Das ist mitunter durchaus eine Herausforderung.

Ich hatte mir für diese Fortsetzung ein bisschen mehr Interaktion zwischen Breq und Seivarden gewünscht. Die beiden haben im ersten Teil einiges zusammen durchgemacht und haben eine sehr besondere Chemie miteinander entwickelt. Leider verbringen die beiden den Großteil des Buches sehr weit weg voneinander und wir bekommen immer nur kleine Andeutungen. Die waren teilweise so abstrakt, dass ich nicht verstanden habe, was da nun abgelaufen ist. Das fand ich schade, denn die Idee von Liebe und Maschine hat doch was.

In diesem Band geht es dafür stärker um Fragen von Gerechtigkeit, denn wir haben verschiedene Völker und Kulturen, die hier aufeinandertreffen, miteinander arbeiten und eine Gruppe dominiert die anderen sehr klar. Breq ist dabei immer schnell auf der Seite der Unterlegenen und macht sich dadurch nicht gerade Freunde in den höheren Gesellschaftsschichten, zu denen sie nun gehört. Dabei bleibt sie aber die berechnende KI, die teilweise nur herausfinden will, was wirklich hinter den Dingen steckt. Dadurch entstehen auch interessante Dialoge mit anderen Figuren.

Tatsächlich gibt es eine Reihe neue Charaktere, die eine wichtige Rolle im zweiten Band spielen. Darunter ist Besatzung von Breqs neuem Schiff, wie beispielsweise Tirsawat, die ihre eigene interessante Geschichte bekommt, die High Society von Athoek, wie eine reiche Teemagnatin, und auch die Personen der Unterschicht. Da ist vor allem ein Charakter, den ich furchtbar schwer zu verstehen fand, weil ihre Handlungen und Absichten für mich einfach nicht klar waren.

Alles in allem ist dieser zweite Band eine gelungene Fortsetzung. Auch wenn ich nicht mehr alle Details aus Buch eins im Kopf hatte, konnte ich dem Geschehen gut folgen. Es wurden Dinge oft auch im Nebensatz schnell nochmal rekurriert, sodass man im Bilde war. Ich mag den Charakter von Breq und die einzigartige Erzählweise einer geschlechtsneutralen Gesellschaft. Auch den Aspekt von Gerechtigkeit und Diskriminierung fand ich spannend. Allerdings entwickelt sich die Reihe in eine völlig neue Richtung weiter, was sicher nicht jedem gefällt. Ich bin gespannt, was im letzten Teil schließlich geschieht und werde diesen sicher nicht erst in einem Jahr lesen.

Kennt ihr die Reihe? Was sagt ihr zu geschlechterneutralen Welten? Spannend oder nervig?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung: 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen