Diesen Blog durchsuchen

Mittwoch, 24. Juli 2019

One Flew Over the Cuckoo's Nest

Hallo meine verrückten Leser,

heute widmen wir uns einem Klassiker, von dem ich viel gehört aber bisher wenig gewusst habe. Klar, im Buch geht es um psychische Gesundheit bzw. Krankheit und man kann es sicher als Klassiker bezeichnen. In der Bibliothek hat es mich dann so angelacht, dass es mit durfte, und im Zuge des Reading Rush habe ich es nun gelesen.

Die Fakten:
  • Autor: Ken Kesey
  • Titel: One Flew Over the Cuckoo's Nest (dts Einer flog übers Kuckucksnest)
  • Erschienen: 1963
  • Verlag: Signet
  • Seiten: 325
  • Preis: 8,49 Euro
  • Klappentext: "In this classic novel of the 1960s, Ken Kesey's hero is Randle Patrick McMurphy, a boisterous, brawling, fun-loving rebel who swaggers into the world of a mental hospital and takes over. A lusty, life-affirming fighter, McMurphy rallies the other patients around him by challenging the dictatorship of Nurse Ratched. He promotes gambling in the ward, smuggles in wine and women, and openly defies the rules at every turn. But this defiance, which starts as a sport, soon develops into a grim struggle, an all-out war between two relentless opponents: Nurse Ratched, backed by the full power of authority, and McMurphy, who has only his own indomitable will. What happens when Nurse Ratched uses her ultimate weapon against McMurphy provides the story's shocking climax."

Zur Handlung: Chief Bromden, oder Chief Broom, wie er von den Pflegern genannt wird, ist seit Jahren in der Anstalt. Dort gibt es zwei Gruppen von Patienten: die jüngeren, die vielleicht noch zu retten sind, und die alten, bei denen alle Hoffnung verloren scheint. Bromden gehört zur zweiten Gruppe, aber noch kann er sich eigenständig fortbewegen und die Geschehnisse mit wachen Augen und Ohren verfolgen.

Als eines Tages McMurphy ins Krankenhaus kommt, ist klar, dass sich Dinge ändern werden. Im Gegensatz zu den anderen Patienten lässt er sich kein Thermometer in den Po schieben. Er begrüßt alle Patienten mit Handschlag und macht deutlich, dass er fortan der Verrückteste unter den Verrückten sein will. Und seine sympathische Herrschaft scheint um Welten besser als die Diktatur unter der Hauptkrankenschwester.

Dieses Buch beginnt direkt mit dem auffälligen Schreibstil. Wir folgen der Handlung durch die Augen von Chief Bromden, der nicht nur unter einigen Verfolgungsideen zu leiden scheint, sondern auch gelegentlich Dinge sieht, die nicht da sind, und seine Grammatik ist nicht die beste. Das hat am Anfang ein bisschen gedauert, las sich dann aber authentisch.

Diese Geschichte kann man wohl auf zwei Arten lesen, und ich weiß noch nicht, welche ich sehe: einerseits kommt da dieser Ire mit den dicken Eiern und gibt den Männern dort ihre wieder, indem er sich der diktatorischen Krankenschwester wiedersetzt, die alle unter dem Stiefel hatte. Diese Lesart lässt mir einen seltsamen Geschmack im Mund.

Andererseits kann man aber auch lesen, wie durch Empowerment, Sympathie und Empathie aus psychisch Kranken plötzlich wieder Menschen werden. Dies trifft vor allem auch auf die Hauptfigur Bromden zu, der durch die Maßnahmen von McMurphy bildlich gesprochen wieder groß wird. An sich ist dies auch eine Besonderheit des Erzählstils, dass Bromden emotionale Veränderungen durch physische Änderungen wahrnimmt. So fühlt er sich unterdrückt und empfindet seinen Körper daher als kleiner als er ist. Diese Lesart wiederum sagt mir mehr zu. In der Mitte zwischen beiden findet man wohl die Wahrheit.

McMurphy ist der Charakter, der im Buch am präsentesten ist. Er ist laut, lacht viel, spielt viel und nicht wirklich fair, aber er sieht die Patienten um sich als Menschen. Er begrüßt jeden mit Handschlag, auch die "vegetables", also jene Patienten, die eigentlich keiner mehr wahrnimmt, weil sie kaum mehr menschlich scheinen. Ihm gegenüber steht dann die Big Nurse Ratched. Schon ihre Namenswahl zeigt nichts Gutes. Und tatsächlich sehe ich ein bisschen Dolores Umbridge in ihr glitzern. You'll love to hate her. Dennoch fiel es mir manchmal schon schwer auf McMurphys Seite zu sein, auch wenn das Buch mich noch so sehr gepusht hat.

Das Ende ist dann doch stärker eskaliert als ich dachte. Dabei erlebt man schon eine Klimax. Allerdings verhalten sich einige Charaktere dann auch offensichtlich etwas dämlich. Zugegeben, sie sind in einer Situation, in der das erwartbar ist. Ich glaube, insgesamt war das Ende dann doch etwas schnell und nicht mehr so reflektiert. Durch den Erzählstil wirkt das Buch sowieso etwas meandernd, und das Ende fällt dann irgendwie raus. 

Alles in allem hat es mir Spaß gemacht, das Buch zu lesen. McMurphy kann ich aber nicht als Helden der Geschichte sehen. Etwas unangenehm blieb mir der Männlichkeitsdiskurs, der hier und da aufflammte. Frauen sind in dieser Welt entweder Huren oder Diktatorinnen, im schlimmsten Fall eine Mischung wie die Frau von Harding. Das ist wirklich kein zeitgemäßes Denken mehr. Aber ich habe dennoch das Gefühl, etwas aus dem Buch mitgenommen zu haben, auch wenn ich bisher unsicher bin, was das ist.

Kennt ihr Buch oder Film? Was sagt ihr zum Umgang mit Geschlecht und Stereotypen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen