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Montag, 19. Juli 2021

The Southern Book Club's Guide to Slaying Vampires


Hallo meine Horrorhasen,

passend zum Erscheinen seines neues Romans The Final Girl Support Group habe ich in den letzten Wochen Grady Hendrix' Buch aus 2020 gelesen. Auch wenn wir noch nicht im Oktober sind, hatte ich ein bisschen Lust auf Horror, und da kam mir dieses Buch gerade recht. Außerdem scheinen Vampire ja gerade wieder cool zu werden in der literarischen Welt...

Die Fakten:

  • Autor: Grady Hendrix
  • Titel: The Southern Book Club's Guide to Slaying Vampires
  • Sprecher: Bahni Turpin
  • Erschienen: 2020
  • Verlag: Blackstone Publishing
  • Dauer: 13 Std. 49 min (ungekürzt)
  • Preis: 9,95 Euro (im Abo)
  • Klappentext:

    "Patricia Campbell's life has never felt smaller. Her ambitious husband is too busy to give her a goodbye kiss in the morning, her kids have their own lives, her senile mother-in-law needs constant care, and she's always a step behind on thank-you notes and her endless list of chores. The one thing she has to look forward to is her book club, a close-knit group of Charleston women united by their love of true crime and paperback fiction. At these meetings they're as likely to talk about the Manson family as they are marriage, motherhood, and neighborhood gossip. This predictable pattern is upended when Patricia meets James Harris, a handsome stranger who moves into the neighborhood to take care of his elderly aunt and ends up joining the book club. James is sensitive and well-read, and he makes Patricia feel things she hasn't felt in 20 years. But there's something off about him. He doesn't have a bank account, he doesn't like going out during the day, and Patricia's mother-in-law insists that she knew him when she was a girl, an impossibility. When local children go missing, Patricia and the book club members start to suspect James is more of a Bundy than a Beatnik, but no one outside of the book club believes them. Have they read too many true crime books, or have they invited a real monster into their homes?"

Zur Handlung: Patricia Campbell lebt ihr bestes Hausfrauenleben. Mit einer Tochter in den frühen Teenagerjahren und einem jüngeren Sohn, einem Mann, der Psychiater ist und auf eine frühzeitige Beförderung hofft, ist immer genug zu tun. Und dann ist da noch Patricias neuer Buchclub. In diesem hat sie mit vier Freundinnen beschlossen, Bücher zu lesen, in denen wirklich etwas Interessantes passiert: True Crime Bücher.

Doch bald schon wird Patricia auf die Probe gestellt. Als der gutaussehende Nachbar James Harris ihre Hilfe braucht, ist Patricia ganz die gute Nachbarin. Doch nach und nach muss sie sich die Frage stellen, ob sie damit nicht ein großes Übel in ihre Nachbarschaft und ihre Familie gebracht hat. Ein Übel, dass sie nun nicht wieder los wird, ohne sich die Hände schmutzig zu machen...

Das Buch beginnt mit einer Notiz des Autors, in der er darauf verweist, dass er in diesem Roman Dracula gegen seine Mutter antreten lassen wollte - um zu zeigen, dass dies kein fairer Kampf wäre. Ich glaube, das ist es auch, was Grady Hendrix Bücher so erfolgreich macht - es gelingt ihm immer, den Horror in sehr alltägliche Szenerien zu integrieren. Vorher hatte ich von ihm ja schon Horrorstör gelesen, wo die schaurige Kulisse eben nicht ein Schloss oder eine verlassene Villa irgendwo ist, sondern ein Ikea-ähnlicher Laden. So ist es eben hier auch die Vorstadtidylle, die sich plötzlich mit einem Monster konfrontiert sieht, und nicht eine reiche Familie im 19. Jahrhundert.

Patricia als Hauptcharakter hat mir insofern gut gefallen, als dass sie eben in dieses Klischee der 90er-Jahre-Hausfrau passt. Sie ist nicht perfekt, bemüht sich aber sehr. Vor ihrer Hochzeit war sie Krankenschwester und auch sehr gut darin. Das hat sie aber für ihren Ehemann aufgegeben. Ihr Mann ist generell freundlich zu allen, allerdings auch sehr manipulativ, sodass er Patricias Glück immer in der Hand hält. Ihre Freundinnen könnten dann unterschiedlicher nicht sein: Grace, die die Perfektion perfekt vorspielen kann, Kitty, die generell eher verpeilt ist, Lilly Ellen (keine Ahnung wie man das schreibt), die erst vor Kurzem in die Nachbarschaft gezogen ist und einen Cop als Ehemann hat, und Slick (auch keine Ahnung wie es geschrieben wird), die sehr sehr gläubig ist. Außerdem ist Mrs Greene noch eine sehr wichtige Figur, sie wird zunächst von Patricia angestellt, um auf ihre Schwiegermutter aufzupassen und für sie zu sorgen, und wird dann zur wichtigsten Verbündeten von Patricia.

Ein interessantes Thema in diesem Buch ist Sexismus. So sehen wir, wie die Hausfrauen von ihren Männern behandelt werden. Während Patricias Mann vor allem manipulativ ist und psychisch Druck auf sie ausübt, gibt es auch physische Gewalt, von der wir erfahren. In der Mitte des Buchs gibt es daher auch einige echt unschöne Momente, in denen Patricia als klein und dumm dargestellt wird von ihrem Mann, was sicherlich die meisten Frauen schon einmal erlebt haben. Für mich ist das immer ein großer Trigger, darum war es für mich schwer, an diesen Stellen weiterzuhören, aber es hielt sich dann so in Grenzen, dass ich es geschafft habe. Auf jeden Fall fand ich diese Dominanz der Männer über ihre Frauen gut dargestellt, wie sie denken, sie seien etwas Besseres und wüsste allein, wie sich die Welt dreht. Währenddessen wäre keiner von ihnen ohne die Frau überlebensfähig auf Dauer. Das war für mich einfach sehr realistisch wiedergegeben und kulmuliert sich dann nochmal am Ende des Buches in James Harris' kleiner Ansprache dazu, wie speziell und besonders er sei und sie ihm doch deswegen nie was tun könnten.

Ein anderes Thema in diesem Buch ist Rassismus. In der Figur der Mrs Greene haben wir die Verbindung in einen Nachbarort von der Vorstadtidylle, in der Patricia und ihre Freundinnen leben. In diesem Nachbarort leben die Schwarzen Familien, die einerseits in den Haushalten arbeiten wie Mrs Greene, aber auch andere Jobs in der Stadt haben. Zunächst sehen wir, wie Patricia und ihre Freundinnen gar nicht wirklich etwas über diesen Ort wissen, bis sie Mrs Greene besuchen fahren (müssen). Doch dann erfahren wir auch, dass der Vampir gezielt diese Community (und gerade deren Kinder) angreift, da es viel einfacher ist, damit durchzukommen. Wir sehen, wie auch Patricias Familien nicht daran glauben, dass es unwahrscheinlich ist, dass sich Schwarze Kinder mit 8 Jahren selbst töten. Patricia dagegen glaubt Mrs Greene sofort und verspricht ihre Hilfe, die sie dann aber nicht einhalten kann. Ich habe hier auch sehr negative Kritiken über das Buch gelesen, aber prinzipiell fand ich, dass es hier schon sehr wichtige Themen anspricht, auch wenn es einem nicht komplett auf die Nase gebunden wird. So ist unser Vampir kein Rassist, sondern Opportunist: er nutzt den strukturellen Rassismus der Südstaaten aus, um unbehelligt weiterzuleben. Damit wird nicht der Vampir (per se) zum Problem für diese Communities, er kommt nur auf alles andere noch oben drauf. Und auch die Idee des "White Saviour" wird hier völlig in Frage gestellt, denn Patricia gelingt es eben nicht, irgendwen zu retten. Im Gegenteil, ohne Mrs Greene wäre das ganze Unternehmen gescheitert. Und daran erinnert sie mit ihrem letzten Satz auch noch einmal.

Abgesehen von den Themen, die das Buch aufgreift und portraytiert, hat mir aber auch einfach die Stimmung gut gefallen. Es wird sehr eklig und blutig, was ich von einem Grady Hendix einfach erwarte. Ich finde es immer ein wenig lustig, wenn Leute Horrorbüchern schlechte Bewertungen geben, weil es eklig und blutig wird. Ich sage mal, das Buch ist nichts für Zimperliche, es ist ein Horror und Vampire haben traditionell die Fähigkeiten, bestimmte Tierchen zu kontrollieren. Geglitzert wird hier nicht... 

Schließlich muss ich natürlich noch erwähnen, dass Bahni Turpin eine der besten Synchronsprecherinnen ist, und als ich überlegte, ob ich dieses Buch oder ein anderes Hendrix höre, war sie als Sprecherin das ausschlaggebende Argument für mich. Als einzige Kritik daran habe ich, dass die Männer, vor allem Patricias Ehemann und James Harris, viel zu sympathisch klangen mit ihrer tollen Stimme. :D

Alles in allem hat mir das Hörbuch gut gefallen. Es war gute Unterhaltung, definitiv Horror mit einigen ekligen und einfach grusligen Szenen. Der Vampir war definitiv eine Bedrohung. Dabei fand ich die Art und Weise, wie der Sexismus und (strukturelle) Rassismus von Ort und Zeit in die Handlung eingebaut wurden, für einen Horrorroman überraschend, aber auch gut gemacht. Ich mochte die Charaktere insofern, als dass sie alle interessant waren und man ihre Handlungszwänge nachempfinden konnte. Und ich glaube, Grady Hendrix hat völlig recht, es war nie ein fairer Kampf.

Mich würde interessieren, wie ihr das Buch seht, denn es scheint da ein weites Spektrum zu geben.

Bis bald,

Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:



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