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Montag, 19. September 2022

How Beautiful We Were


Hallo meine Lieblingsleser,

vor Kurzem habe ich euch das erste Buch der Autorin vorgestellt, und heute kommt schon das zweite. In der Realität lag da schon einiges an Zeit dazwischen, aber ich komme leider so selten zum Bloggen. Allerdings habe ich sehr ähnliche Gefühle zu beiden Büchern: unglaublich gelungener Start, dann allerdings ein Ende, mit dem ich nicht zufrieden bin, was vor allem daran liegt, wie die weiblichen Charaktere behandelt werden.

Die Fakten:

  • Autor: Imbolo Mbue
  • Titel: How Beautiful We Were (dts. Wie Schön Wir Waren)
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Canongate Books
  • Seiten: 360
  • Preis: 9,97 Euro
  • Klappentext: "Set in the fictional African village of Kosawa, How Beautiful We Were tells the story of a people living in fear amidst environmental degradation wrought by an American oil company. Pipeline spills have rendered farmlands infertile. Children are dying from drinking taxic water. Promises of clean-up and financial reparations to the villagers are made - and ignored. The country's government, led by a brazen dictator, exists to serve its own interests only. Left with few choices, the people of Kosawa decide to fight back. But their fight will come at a steep price... one which generation after generation will have to pay."

Zur Handlung: Im fiktiven afrikanischen Dorf Kosawa geht der Tod um, bis einige Männer eines Tages beschließen, dass sie genug hatten. Doch außer leeren Versprechen ist von der amerikanischen Firma nichts zu erwarten, und von der Regierung erwarten die Dorfbewohner nur Schmerz und Tod. Dennoch gibt es eine Familie, die diesen Kampf nicht verloren geben kann.

Am Ende bezahlen alle den Preis dafür. Die sterbenden Kinder, die trauernden Mütter, die verhafteten Väter. Doch ein Journalist mit Kontakten nach Amerika lässt neue Hoffnung entstehen, dass sich vielleicht jemand auf die Seite von Kosawa schlagen wird. Mitglieder von NGOs kommen und versprechen, mit diesem Dorf zu kämpfen, bis es endlich wieder in seiner Heimat leben kann.

In diesem Buch wechseln sich zwei Perspektiven ab: wir haben einerseits eine Gruppe von Kindern, die wir beim Aufwachsen begleiten. Diese Perspektive ist aus der Wir-Sicht geschrieben, was ich sehr interessant fand. Andererseits haben wir eine bestimmte Familie aus Kosawa, von der nach und nach verschiedene Mitglieder zu Wort kommen und wir deren Geschichten erfahren. Dieser Teil hat mir fast noch besser gefallen.

Die ersten zwei Drittel des Buches fand ich grandios. Es eröffnet mit der Situation der sterbenden Kinder und wir erleben Versammlungen, bei denen die Menschen immer wieder hoffen, dass sich endlich etwas ändern wird. Dann begeht der "Dorftrottel", wenn man ihn mal so nennen mag, allerdings eine ganz unerwartete Tat, die dem Dorf eine neue Chance eröffnet. Ich fand das alles so spannend, und man merkt natürlich sofort: das kann nicht gut gehen. Gleichzeitig hofft und wünscht man aber mit diesem Dorf.

Was mich an diesem Buch so stark überzeugt hat, ist, wie realistisch es ist. Natürlich erwarten wir, dass ein afrikanisches Dorf seine Interessen nie und nimmer gegen eine amerikanische Ölfirma durchsetzen kann. Ich will gar nicht wissen, wie viele solche Dörfer es über die Welt verteilt gibt. Aber das Buch schreckt hier auch vor nichts zurück, sondern zeigt uns unsere Welt in all ihren Fehlern. Das konnte ich sehr wertschätzen, auch wenn es natürlich beim Lesen keine Freude macht.

Spannend fand ich auch, dass an einigen Stellen eher feministische Töne angeschlagen werden. So erfahren wir von einer Frau, die ihren Mann jung verloren hat. Eigentlich muss sie nun nach der Tradition für immer alleine bleiben, doch sie liebt Sex und körperliche Nähe und leidet sehr unter dem Verlust. Tatsächlich ist es dann gerade auch ihre Schwiegermutter, die sie schließlich überredet sich über diese Tradition hinwegzusetzen und erneut zu heiraten, damit sie wieder glücklicher werden kann. Gerade in Gesellschaften, in denen Männer mehrere Ehefrauen haben, entsteht durch solche Traditionen natürlich ein enormes Machtgefälle, was damit angefochten wurde.

Im Vordergrund steht aber hier das David-gegen-Goliath-Thema im Kampf des Dorfes. Dabei werden verschiedenste Strategien versucht und immer sehen wir sie letztlich scheitern. Und ich denke, das ist kein Spoiler, wenn ich das Buch für seinen Realismus lobe. Hier werden einige sehr wichtige Aussagen getroffen, die wir einfach häufiger hören müssen, und deutliche Fehler im System aufgezeigt, so beispielsweise, dass nationale Gerichte nicht über international agierende Unternehmen wachen können. Das Buch weiß hier einfach viel Wichtiges zu sagen und wir sollte alle zuhören, auch wenn es weh tut.

Leider hat auch dieses Buch es nicht geschafft den Ball bis zum Ende am Rollen zu halten. Das liegt vor allem daran, dass im letzten Drittel des Buches eine Gruppe Männer beschließt, dass eine Frau bewusstlos rituell sexuell belästigt werden soll. Ausführende sind dabei zwei kleine Jungen, die angeblich mit dem spirituellen Geist in Verbindung stehen. Die Frau merkt davon nix, da sie wie gesagt bewusstlos ist, aber im restlichen Buch wird ihr Zustand danach als etwas Positives portraitiert, womit ich leider nix anfangen kann. Sexuelle Gewalt gehört für mich in keiner Form in ein positives Licht - egal, wie realistisch es in bestimmten Gegenden noch sein mag.

Das Ende hat mich dann leider auch nicht zufriedenstellen können. Ich fand die letzten Kapitel dann einfach nicht gut. Auch die Geschichte einer Person, die dann in die korrupte Regierung hineingezogen wird, fand ich tonal nicht mehr passend, wenn auch vermutlich realistisch. Aber es hat für mich dann letztlich nur noch geholtert und gepoltert, und die Erzählstränge haben nicht mehr zusammengepasst. 

Alles in allem würde ich das Buch trotzdem empfehlen, wenn ihr euch für das Thema Umweltschutz und Afrika interessiert. John Oliver hat ja gerade auch ein Video darüber gemacht, wie CO²-Ausgleich auch häufig auf Kosten von afrikanischen oder anderen Dörfern des globalen Süden betrieben wird. Hier müssen wir uns alle einfach mehr informieren und weniger glauben, was uns die großen Unternehmen erzählen.

Habt ihr schon vom Buch gehört? Und kommt es für euch in Frage?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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