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Mittwoch, 7. September 2022

Medusa - The Girl Behind the Myth


Hallo meine Lieblingsleser,

griechische Mythen sind ja schon einige Jahre sehr in in der Buchwelt, und so möchte ich euch heute diese alternative Erzählung zu Medusa vorstellen. Das Buch ist recht kurz und hat sehr schöne Illustrationen, die die Geschichte gut untermalen. Es hält sich außerdem nicht zur strikt an die altertümliche Geschichte, sondern fügt sich gut in moderne Bücherregale ein.

Die Fakten:

  • Autor: Jessie Burton
  • Illustrator: Olivia Lomenech Gill
  • Titel: Medusa - The Girl Behind the Myth
  • Erschienen: 2021
  • Verlag: Bloomsbury YA
  • Seiten: 209
  • Preis: 13,19 Euro
  • Klappentext: "Exiled to a far-flung island by the whims of the gods, Medusa has little company except the snakes that adorn her head instead of hair. But when a charmed, beautiful boy called Perseus arrives on the island, her lonely existence is disrupted with the force of a supernova, unleashing desire, love and betrayal..."

Zur Handlung: Medusa lebt mit ihren beiden Schwestern auf einer verlassenen Insel. Die Tage verbringt sie allein, seit sie und ihre Schwestern verwandelt wurden. Ihre Schwestern bekamen Flügel, sie einen Kopf voller Schlangen, die sie fortan begleiten. Doch Medusa ist kein Monster, sie ist eine verunsicherte und einsame junge Frau, die eigentlich nur einen Platz in der Welt finden will.

Eines Tages landet ein junger Mann mit seinem Hund auf der Insel. Er behauptet, er sei verirrt und wisse nicht, wo er sei. Medusa hält sich vor ihm verborgen, spricht aber zu ihm und beginnt langsam ihr Herz zu öffnen. Vor den Schwestern versteckt sie den Neuankömmling, doch bald wird klar, dass sie sich ihm zeigen muss, bevor ihre Gefühle kein Zurück mehr kennen.

Diese Neuerzählung der Geschichte rund um Medusa richtet sich vor allem an Teenager, die vielleicht beginnen sich das erste Mal so richtig zu verlieben. Der Ton hat mich sehr an The Surface Breaks erinnert, was eine Neuerzählung der kleinen Meerjungfrau ist. Beide Geschichte beschäftigen sich mit den Themen Liebe und was man dafür opfern sollte und was nicht. Auch die recht kurze Erzählung mit den Illustrationen hat sich ähnlich angefühlt, wenn das Setting auch ein anderes ist.

Medusa als Hauptfigur bin ich sehr gern gefolgt. Zuerst erleben wir ihre Aufregung, als plötzlich ein Mensch an ihrem Ufer ankommt. Sie ist sich nicht sicher, ob sie nicht einfach warten soll, bis er wieder verschwindet. Aber wir spüren ihre Langeweile und Einsamkeit, und so können wir verstehen, warum sie nicht auf ihr Bauchgefühl hört. Auch ihre aufkeimenden Gefühle fand ich so nachvollziehbar, und auch ein guter Bezugspunkt für junge Mädchen, die vielleicht das Gefühl haben, das erste Mal interessiert sich wirklich wer für sie und mit diesem Gefühl dann vielleicht auch etwas überfordert sind. 

Doch wir lernen dann nach und nach auch die Geschichte von Medusa und sehen, wie tief ihre Narben gehen. Hier bleibt es dann sehr nah an der ursprünglichen Mythologie inklusive Themen von sexueller Gewalt, auf die junge Leserinnen auf jeden Fall gut vorbereitet sein sollten. Am Ende sehen wir auch, wie eine starke Frau aus diesem einsamen Mädchen wird, wie sie lernt, sich zu akzeptieren und wertzuschätzen. Das hat mir an dem Buch am besten gefallen, dass Medusa am Ende lernt, dass es nicht auf andere ankommt, sondern dass sie sich selbst lieb gewinnen muss. Das ist für mich ein ganz essentieller Schritt des Erwachsenwerdens.

Theseus als Gegenstück können wir als Leser genauso schlecht einschätzen wie Medusa, durch deren Augen wir ihn sehen. Er wirkt auch irgendwie verloren und erzählt auch einige schwierige Geschichten über sich. Er will seine Familie beschützen, aber ist eben auf See verloren. Man bekommt auf jeden Fall Mitgefühl mit diesem Jungen, der doch eigentlich nur Gutes will. Mehr sage ich zu dem Charakter nicht, weil ihr es selbst erleben sollt.

Sehr gefallen hat mir auch die Darstellung der Schwestern von Medusa. Auch wenn sie durch ihre Verwandlung getrennt wurden - die Schwestern in die Lüfte und Medusa auf die Insel - kennen sie sich doch auf der Welt am allerbesten. Ich mochte die Momente, wo wir Ehrlichkeit zwischen ihnen bekommen, sehr. Wäre das Buch etwas länger, hätte ich mir hier einfach noch etwas mehr gewünscht.

Das Ende hat mir richtig gut gefallen. Da ich wusste, was mit Medusa in der griechischen Mythologie passiert, war ich gespannt, welchen Weg das Buch wählen wird. Für mich war es der beste Weg. Das Buch ist auch so lyrisch, trotz der Kürze, und die Illustrationen unterstreichen gerade das Ende auch nochmal auf so besondere Weise.

Alles in allem ist dies eine wundervolle recht kurz gehaltene und für junger Leserinnen geschriebene Neuerzählung eines mythischen Klassikers. Die feministischen Töne, die wir aus Büchern wie Circe oder The Witches Heart kennen, werden hier ebenfalls angeschlagen. Ich glaube, es kann ein wundervolles Buch für Teenager sein, die gerade anfangen sich richtig zu verlieben. Es hat hier gute Ansatzpunkte und Lehren, vor allem zum Thema Selbstwert. Trotzdem schlägt es einen mit diesen Weisheiten nicht k.o., sondern man kann selbst auch ein wenig interpretieren, warum bestimmte Charaktere wie handeln. Nochmal möchte ich aber die sexuelle Gewalt betonen, die im Buch vorkommt, und die für junge Leserinnen gut kontextualisiert werden sollte.

Habt ihr das Buch schon gelesen? Was ist eure liebste Neuerzählung einer alten Mythe oder Sage?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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