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Freitag, 27. März 2015

[Filmkritik] The Imitation Game

Huhu liebe Freitagsfilmfreunde,

wann seid ihr das letzte Mal mit Tränchen in den Augen aus dem Kino gekommen? Ich kann's euch sagen: Bei mir war es nach Imitation Game. Dieser Film war so gar nicht, was ich erwartet habe, und hat mir dadurch nur noch besser gefallen. Aber bevor ich zu sehr ins Schwärmen gerate...

Zur Handlung: Im zweiten Weltkrieg hatten die Nazis ein geheimes Verschlüsselungssystem für ihre Nachrichten, genannt Enigma. Dadurch war es möglich, geheime Nachrichten zu versenden, obwohl alle Kanäle abgehört wurden. Die Alliierten konnten daraus nur Kauderwelch entnehmen. Der Code für die Entschlüsselung wurde jeden Tag geändert und konnte nur mit einer Enigma-Maschine verarbeitet werden.

Die Briten machten sich dennoch an den Versuch, den Code zu knacken. Dazu wurde ein Team aus Linguisten und Mathematikern zusammengestellt, zu welchem auch Alan Turing gehört. Dieser ist als Mensch nicht gerade umgänglich, dafür allerdings in seinem Themenfeld der Beste. Daher fällt es ihm schwer, mit dem Team zu arbeiten, bis er Joan Clarke kennen lernt, die ihm zeigt, dass die Lösung des größten Rätsels der Welt nicht im Kopf eines einzigen Menschen liegen kann.

Zunächst muss ich sagen, dass ich von der historischen Grundlage keine Ahnung habe. Ich habe mich mit keinem der Figuren jemals auseinandergesetzt, bevor ich den Film gesehen habe. Auf Wiki habe ich gerade gelesen, dass der Film sehr überspitzt ist und Historiker ihn für unerträglich halten. Wer darauf also achtet, ist gewarnt. Dennoch muss ich sagen, dass ich mich in den Film verliebt habe.

Turing wird von Benedict Cumberbatch portraitiert, den ich irgendwie unwillentlich liebe. Am Anfang mochte ich ihn nicht, aber inzwischen hat er sich durch viel Talent und viel Charme in mein Herz geschlichen. Damit stand für mich fest, dass ich den Film sehen will. Wer denselben Gedanken hat, sollte sofort das lokale Kinoprogramm checken, denn wir sehen hier Cumberbatch wieder einmal in einer Art Sherlock-Rolle, als arrogantes Genie, welches kein Gefühl für menschliche Beziehungen hat. Dennoch ist die Rolle noch so viel mehr, was ich allerdings nicht spoilern möchte, weil es schön ist, es während des Films selbst zu entdecken. So oder so, Cumberbatch ist wahnsinnig gut.

Keira Knightley sehen wir hingegen als Joan Clarke, die einzige Frau in der Gruppe, die thematisiert wird. Sie ist ein sehr interessanter Charakter, ebenfalls spannend dargestellt und eine Rolle, nach der ich Keira wieder sehr ins Herz geschlossen habe. Auch andere Schauspieler liefern in diesem Film eine tolle Leistung, beispielsweise Mark Strong, Matthew Goode und Allan Leech. Ich auf jeden Fall kann da nichts Schlechtes sagen.

Musikalisch und szenisch ist der Film dagegen vermutlich nicht wirklich etwas Besonderes. Was aber überzeugt, zumindest mich, ist die Art und Weise, wie der Film seine Geschichte erzählt. Ich finde es toll, wie das Hauptthema eigentlich in keinem Trailer verraten wird. Stattdessen findet man es mit den anderen Charakteren selbst heraus. Und es ist ein Thema, mit dem wir uns gern alle befassen dürfen. Wer es unbedingt wissen möchte, kann dann nach ganz unten Scrollen, da werde ich es verraten. Ich würde es allerdings einfach auf mich zukommen lassen.

Der Film setzt dabei weniger auf Hollywood-Feeling. Stattdessen erscheint die Erzählweise eher unkonventionell. Was man dabei irgendwie aus dem Blick verliert, ist die Enigma-Entschlüsselung selbst. Wer hier also mit technischen Interesse in den Film geht, wird enttäuscht sein. Denn davon habe ich wirklich gar nichts verstanden, und der Film bemüht sich auch nicht um Erklärungen.

Es geht vor allem um die Entwicklung der Charaktere, Menschen, die vor allem universitäre Laufbahnen eingeschlagen hatten und nun auf höchster Geheimhaltungsstufe operierten. Auch die Entscheidungen, die im Laufe des Films gefällt werden müssen, verändern alles. Ich finde das durchgängig gut dargestellt. Ich habe den Film sehr genossen, denn ich liebe unkonventionelle Dramas, die nicht zu sehr auf die Tränendrüse drücken und dennoch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Ich jedenfalls werde noch lange über diesen Film nachdenken. Und das liegt nicht allein an den tollen Schauspielern, sondern an der besonderen Lebensgeschichte, die hier erzählt wird. Habt ihr den Film gesehen? Welche Gedanken hattet ihr dazu? Und findet ihr es richtig, das eigentliche Thema zu verbergen in Trailern und ähnlichem? Wusstest ihr vielleicht schon, wie Turing gelebt hat?

Ich hoffe, ihr schaut euch den Film noch an, wenn ihr es bisher nicht getan habt. Auch wenn ich bisher auch negative Erfahrungen gehört habe. Ich kann ihn nur empfehlen.

Bis bald,
Eure Kitty Retro













Für die Neugierigen: Der Film thematisiert in der letzten Hälfte vor allem Turings Homosexualität und die große Ungerechtigkeit, die auch nach dem zweiten Weltkrieg damit noch verbunden war. Er erinnert uns daran, wie viel Intoleranz zerstören kann. Damit bekommt der Untertitel eine zweite Bedeutung.

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