- Autor: Hwang Jungeun
- Titel: One Hundred Shadows (Original: 백의 그림자 )
- Erschienen: 2016
- Verlag: Tilted Axis Press
- Seiten: 147
- Preis: 9,99 Euro
- Klappentext: "In a Slum electronics market in central Seoul - a City better known for ist shiny Skyscrapers and Slick Pop Videos - an awkward, tentative relationship grows between repair-shop assistants Eungyo and Mujae. Having both dropped out of formal education, their circumstances are already uncertain when the market is earmarked for demolition, an Event seemingly linked to a strange recent development: the shadows of the slum's inhabitants have started to 'rise'."
Zur Handlung: Während eines Waldspaziergangs sieht Eungyo einen Schatten, den sie für eine Person hält, und folgt ihm ins Dickicht. Bald darauf ruft Mujae jedoch zurück, denn es ist gefährlich, seinem Schatten zu folgen. Er warnt sie und beide suchen den Weg zurück. Da sie sich verlaufen haben, erzählt Mujae eine Geschichte.
Im Laufe dieser Bekanntschaft erfahren die beiden immer mehr Geschichten über Schatten, die 'risen', wie immer man das übersetzen mag. Dies scheint unter der armen Bevölkerung, mit der sie verkehren, sehr häufig zu geschehen und fast immer zum Tod zu führen. Und es wird noch verstärkt dadurch, dass die 5 Gebäude des Elektronikmarktes, in dem beide arbeiten, abgerissen werden soll.
Und wieder einmal sitze ich völlig sprachlos da mit einem Buch, denn ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Die Grundidee der Schatten finde ich sehr faszinierend. Wie man 'rise' hier übersetzen soll, ist mir rätselhaft, aber irgendwie können sie sich vom Körper trennen und eine Art Gestalt annehmen. Man sollte seinem Schatten niemals folgen. Aber was hat es damit auf sich?
Die Figuren sind grundsätzlich sympathisch. Es bleibt unklar, wie alt sie sind, ich würde aber auf Mitte 20 tippen. Dabei sind sie um einiges naiver, als wir mit westlichen Standards erwarten würden. Und sie führen ganz und gar abstruse Gespräche. Das kann man niedlich finden, aber auch irgendwie unrealistisch. Zumindest hoffe ich, dass nicht alle jungen koreanischen Pärchen so kryptische Gespräche führen. Außerdem hat Mujae immer so eine leicht belehrende Art, was mich manchmal ein bisschen gestört hat, weil das einfach nicht meinem Bild einer Beziehung entspricht.
Der Text lässt sich per se gut lesen, allerdings fand ich es wahnsinnig schwierig, da es keine Zeichen für die direkte Rede gibt. Bei vielen Geschichten bleibt so unklar, wer eigentlich gerade spricht oder ob die Hauptfigur selbst denkt, denn das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Eungyo erzählt. Dadurch muss man manche Abschnitte mehrfach lesen, was mich genervt hat.
Auch inhaltlich habe ich keine Ahnung, was ich da gelesen habe. Die Kapitel passen mehr oder weniger aneinander, aber de facto passiert nichts und am Ende passiert irgendwas, aber wie auch schon bei Vegetarian habe ich es nicht verstanden. Warum machen es mir die Koreaner so schwer? Ich mag offene Enden, bei denen man selbst noch ein bisschen grübeln kann, aber ich habe einfach nichts über diese Welt erfahren, was mir nur den leisen Hauch einer Idee gibt.
Die phantastischen Elemente im Buch sind natürlich total toll, aber werden so gar nicht erklärt. Ich habe mit Caro häufig darüber geschrieben, wie wir die Schatten nun verstehen, und es war immer unterschiedlich, weil so wenig darüber gesagt wird. Und das stört mich dann leider einfach, weil ich die Welt wenigstens in Grundzügen verstehen möchte.
Ich muss Caro aber zustimmen, dass die Welt im Sinne des Elektronikmarktes sehr toll dargestellt wird. In manchen Abschnitten hatte ich das Gefühl, ich sei wirklich dort und könne es sehen. Auch der superleise Vorgang des Abrisses von Gebäude A hat mir irgendwie eine Gänsehaut gemacht. Das war sehr atmosphärisch und gut beschrieben. Ich denke, ohne die Schatten hätte das Buch mir so viel besser gefallen.
Alles in allem finde ich leider Bestätigung, dass koreanische Literatur für mich ein schwieriges Thema ist. Sabrina hat mir nun empfohlen, es mal mit japanischer Literatur zu versuchen, aber dafür muss ich mir erstmal ein bisschen Zeit lassen. Ich werde euch aber berichten, wenn es soweit ist. Insgesamt hat mit The Vegetarian letztlich sogar ein bisschen besser gefallen, weil doch mehr "Handlung" vorhanden war und mich mehr schockiert hat. Hier überwiegt dagegen die Atmosphäre des Buches. Beide konnten mich aber leider nicht vom Hocker reißen.
Wie steht ihr dazu? Habt ihr das Buch gelesen? Und wie steht ihr zu so offenen Geschichten mit kaum erklärten phantastischen Elementen?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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