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Sonntag, 15. April 2018

Almost Love

Hallo meine Romanzenfreunde,

Vor einem Monat war ich in Irland eine gute Freundin besuchen. Wir hatten eine ganz tolle Zeit mit vielen Sehenswürdigkeiten und leider auch einem sehr regnerischen Tag, an dem ich mich irgendwann in einen Buchladen flüchten musste, um meine Füße wieder ein bisschen trocken zu bekommen. Da kam ich natürlich nicht ohne Buch wieder heraus. Mitgekommen ist dann das gerade neu erschienene Buch von Louise O’Neill, das auch noch zum Großteil in Dublin spielt. Das passt natürlich super zum Urlaub und ist eine schöne Erinnerung. Aber kann das Buch darüber hinaus auch überzeugen?

Die Fakten:
  • Autor: Louise O'Neill
  • Titel: Almost Love
  • Erschienen: 2018
  • Verlag: riverrun
  • Seiten: 309
  • Preis: 12,99 Euro
  • Klappentext: "When Sarah falls for Matthew, she falls hard. So it doesn't matter that he's twenty years older. That he sees her only in secret. That, slowly but surely, she's sacrificing everything else in her life to be with him. Sarah's friends are worried. Her father can't understand how she could allow herself to be treated like this. And she's on the verge of losing her job. But Sarah can't help it. She is addicted to being desired by Matthew. And love is supposed to hurt. Isn't it?"


Zur Handlung: Sarah kann mit ihrem Leben eigentlich zufrieden sein. Klar, die große Karriere als Künstlerin hat sie bisher nicht eingeschlagen, aber als Kunstlehrerin an einer guten Privatschule hat sie immerhin Arbeit, die ihr den Lebensunterhalt gewährt. Sie lebt gemeinsam mit einigen Freunden in einer WG. Ihr bester Freund Fionn ist auf dem besten Weg, ein bekannter Künstler zu werden, und vergisst Sarah dennoch nie. Doch eines Tages schleicht sich Matthew Brennan in ihr Leben und stellt alles auf den Kopf.

Einige Zeit später fragt sich Sarah, was aus ihrem Leben geworden ist. Durch die Affäre mit Matthew hat sich alles verändert. Sie hat Fionn verloren, das letzte bisschen Vertrauen zu ihrem Vater und ihre besten Freundinnen aus Dunfinnan. Ihre Beziehung mit Oisín ist zum Scheitern verurteilt und Sarah kann nicht aufhören sich zu fragen, wie sie nun weitermachen soll.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Wir bekommen zunächst die aktuelle Sichtweise, in der Sarah etwa 27/28 ist und damit genau in meinem Alter. Ich fand es spannend, mal einen Charakter in meinem Alter zu finden. Es gibt durchaus auch einige Parallelen, die andere vielleicht in diesem Alter auch kennen. So war Sarah zwar einmal sehr verliebt in Oisín, aber inzwischen ist alles nur noch Routine und während sie Angst davor hat, auf sich allein gestellt zu sein, weiß Sarah auch, dass sie so nicht leben kann.

Die zweite Zeitebene ist in der Vergangenheit, kurz nach Sarah College-Abschluss, als sie auf den 20 Jahre älteren Matthew trifft. Dieser ist ein äußerst einflussreicher Geschäftsmann, geschieden und mit einem Sohn, der in Sarahs Klasse geht. Ihn habe ich mir immer wie Mr Big aus Sex and the City vorgestellt. Auch diese Sichtweise fand ich interessant, denn wir hatten sicher alle schon mal eine Beziehung, bei der unsere Gefühle nicht reziprok erwidert wurden.

Ein bisschen schwierig fand ich die Verbindung der beiden Zeitebenen. Die starke Trennung ergibt sich auch daraus, dass die Vergangenheit aus der Ich-Perspektive von Sarah erzählt wird und die Gegenwart in der 3. Person. Dennoch bleibt der Fokus immer voll und ganz auf Sarah und wir sind gewissermaßen in ihren Gedanken gefangen. Ich tu mich allgemein immer ein bisschen schwierig mit Büchern, die auf zwei Zeitebenen spielen, denn manchmal fehlt für das Verständnis von Fakt A noch ein Teil B aus der Vergangenheit, das wir noch nicht wissen, die Charaktere aber schon. Ich konzentriere mich lieber auf einen Handlungsstrang, aber das ist Geschmackssache.

Sarah als Hauptfigur ist durchaus ein bisschen anstrengend. Natürlich kann man sich das vom Klappentext vorstellen. Sie gibt nach und nach ihr ganzes Leben auf und stellt alles so ein, dass es auf Matthew ausgerichtet ist. Man kann aber durchaus nachvollziehen, warum sich immer mehr Freunde von ihr zurückziehen. Außerdem kann sie einen auch daran erinnern, wie anstrengend man vielleicht selber in einer vergangenen Beziehung war. Auf jeden Fall sollte man sich darauf einstellen, dass sie nicht sympathisch ist und Herzen im Sturm erobert. Eher das Gegenteil.

Matthew ist ein wichtiger Nebencharakter. Von ihm erfahren wir nicht so viel, aber er hat mich wie gesagt immer an Mr Big erinnert. Er macht von Anfang an klar, was er von Sarah will. Dabei verlagert er das Problem aber einfach nur auf sie. Immer, wenn sie Probleme ansprechen will, fragt er, ob sie ihn lieber nicht mehr sehen will. Arschlochfaktor, auch wenn man ihm nicht direkt viel vorwerfen kann. Oisín ist dann Sarahs Freund in der Gegenwart und ebenfalls ein wichtiger Charakter. Leider erfahren wir sehr sehr wenig von ihm. Da wir auch die Kennenlernphase der beiden nicht mitbekommen, bleibt er eindimensional und die meiste Zeit tut es einem Leid, wie er sich behandeln lässt.

Wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich bei diesem Buch nicht um eine Liebesgeschichte. In der Vergangenheit haben wir eine Affäre, bei der sich Sarah vollkommen aufopfert und alles gibt, was sie zu geben hat, während Matthew nimmt, was er will. Vor allem geht es um den Weg zur Erkenntnis, dass das nicht Liebe ist. Auch die sexuellen Handlungen werden fast nicht erwähnt, es wird also nicht heiß. In der Gegenwart überspringen wir alle Romantik zwischen Oisín und Sarah und stürzen direkt in ihre Beziehungsprobleme. Wer also zumindest etwas Gefühl erwartet, ist an der falschen Adresse.

Ich mag ja generell die düsteren Liebesgeschichten lieber. Für mich darf es ruhig sehr dramatisch und dunkel werden für die Charaktere. Dennoch hatte ich mir mehr erhofft. Während das Buch durchaus dazu geführt habe, dass ich überproportional häufig meine Nachriten gecheckt habe, habe ich doch mit den Charakteren wenig mitgefühlt. Es gab zwar viele Punkte für mich, die ich aus der Vergangenheit oder Gegenwart in meinem Leben nachvollziehen konnte, aber ich bin einfach nie ganz hineingekommen.

Besonders an diesem Buch sind nur die vielen irischen Namen. Das Buch spielt vor allem in Dublin aber in Kreisen, in denen es modern war, den Kindern sehr irische Namen zu geben. So treffen wir auf Oonagh, Oisín und Aisleen. Das kann schon mal ein bisschen verwirrend sein, aber mit ein paar Klicks findet man die Aussprache dieser Namen sicher heraus. Ich fand, das hat die Geschichte auch besonders gemacht. Außerdem hat die Autorin das sehr bewusst gemacht und das mag ich. Sarah und Matthew beispielsweise haben in Abgrenzung dazu ganz normale englische Namen.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, aber mich nicht so mitgerissen, wie ich es mir gewünscht hätte. Es kann sein, dass ich es einfach im falschen Moment in meinem Leben gelesen habe, denn ich bin doch gerade in einer Leseflaute und sehr weit weg von den verzweifelten Gefühlen von Sarah, auch wenn sie ein Stück weit ansteckend waren. Ich denke, an diesem Buch können sich die Geister durchaus spalten, denn manch einer mag hier viel wiederfinden aus seinem Leben und andere können sich mit einem so kaputten Charakter wie Sarah nicht viel anfangen.

Was sagt ihr dazu? Habt ihr für die vermeintliche Liebe auch schon mal zu viel riskiert?

Bis bald,
Eure Kitty





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