Hallo meine Romanzenfreunde,
Vor einem
Monat war ich in Irland eine gute Freundin besuchen. Wir hatten eine ganz tolle
Zeit mit vielen Sehenswürdigkeiten und leider auch einem sehr regnerischen Tag,
an dem ich mich irgendwann in einen Buchladen flüchten musste, um meine Füße
wieder ein bisschen trocken zu bekommen. Da kam ich natürlich nicht ohne Buch
wieder heraus. Mitgekommen ist dann das gerade neu erschienene Buch von Louise
O’Neill, das auch noch zum Großteil in Dublin spielt. Das passt natürlich super
zum Urlaub und ist eine schöne Erinnerung. Aber kann das Buch darüber hinaus
auch überzeugen?
- Autor: Louise O'Neill
- Titel: Almost Love
- Erschienen: 2018
- Verlag: riverrun
- Seiten: 309
- Preis: 12,99 Euro
- Klappentext: "When Sarah falls for Matthew, she falls hard. So it doesn't matter that he's twenty years older. That he sees her only in secret. That, slowly but surely, she's sacrificing everything else in her life to be with him. Sarah's friends are worried. Her father can't understand how she could allow herself to be treated like this. And she's on the verge of losing her job. But Sarah can't help it. She is addicted to being desired by Matthew. And love is supposed to hurt. Isn't it?"
Zur
Handlung: Sarah kann mit ihrem Leben eigentlich zufrieden sein. Klar, die große
Karriere als Künstlerin hat sie bisher nicht eingeschlagen, aber als
Kunstlehrerin an einer guten Privatschule hat sie immerhin Arbeit, die ihr den
Lebensunterhalt gewährt. Sie lebt gemeinsam mit einigen Freunden in einer WG.
Ihr bester Freund Fionn ist auf dem besten Weg, ein bekannter Künstler zu
werden, und vergisst Sarah dennoch nie. Doch eines Tages schleicht sich Matthew
Brennan in ihr Leben und stellt alles auf den Kopf.
Einige Zeit
später fragt sich Sarah, was aus ihrem Leben geworden ist. Durch die Affäre mit
Matthew hat sich alles verändert. Sie hat Fionn verloren, das letzte bisschen
Vertrauen zu ihrem Vater und ihre besten Freundinnen aus Dunfinnan. Ihre
Beziehung mit Oisín ist zum Scheitern verurteilt und Sarah kann nicht aufhören
sich zu fragen, wie sie nun weitermachen soll.
Das Buch
spielt auf zwei Zeitebenen. Wir bekommen zunächst die aktuelle Sichtweise, in
der Sarah etwa 27/28 ist und damit genau in meinem Alter. Ich fand es spannend,
mal einen Charakter in meinem Alter zu finden. Es gibt durchaus auch einige
Parallelen, die andere vielleicht in diesem Alter auch kennen. So war Sarah
zwar einmal sehr verliebt in Oisín, aber inzwischen ist alles nur noch Routine
und während sie Angst davor hat, auf sich allein gestellt zu sein, weiß Sarah
auch, dass sie so nicht leben kann.
Die zweite
Zeitebene ist in der Vergangenheit, kurz nach Sarah College-Abschluss, als sie
auf den 20 Jahre älteren Matthew trifft. Dieser ist ein äußerst einflussreicher
Geschäftsmann, geschieden und mit einem Sohn, der in Sarahs Klasse geht. Ihn
habe ich mir immer wie Mr Big aus Sex and the City vorgestellt. Auch diese
Sichtweise fand ich interessant, denn wir hatten sicher alle schon mal eine
Beziehung, bei der unsere Gefühle nicht reziprok erwidert wurden.
Ein bisschen
schwierig fand ich die Verbindung der beiden Zeitebenen. Die starke Trennung
ergibt sich auch daraus, dass die Vergangenheit aus der Ich-Perspektive von
Sarah erzählt wird und die Gegenwart in der 3. Person. Dennoch bleibt der Fokus
immer voll und ganz auf Sarah und wir sind gewissermaßen in ihren Gedanken
gefangen. Ich tu mich allgemein immer ein bisschen schwierig mit Büchern, die
auf zwei Zeitebenen spielen, denn manchmal fehlt für das Verständnis von Fakt A
noch ein Teil B aus der Vergangenheit, das wir noch nicht wissen, die
Charaktere aber schon. Ich konzentriere mich lieber auf einen Handlungsstrang,
aber das ist Geschmackssache.
Sarah als
Hauptfigur ist durchaus ein bisschen anstrengend. Natürlich kann man sich das
vom Klappentext vorstellen. Sie gibt nach und nach ihr ganzes Leben auf und
stellt alles so ein, dass es auf Matthew ausgerichtet ist. Man kann aber
durchaus nachvollziehen, warum sich immer mehr Freunde von ihr zurückziehen.
Außerdem kann sie einen auch daran erinnern, wie anstrengend man vielleicht
selber in einer vergangenen Beziehung war. Auf jeden Fall sollte man sich
darauf einstellen, dass sie nicht sympathisch ist und Herzen im Sturm erobert.
Eher das Gegenteil.
Matthew ist
ein wichtiger Nebencharakter. Von ihm erfahren wir nicht so viel, aber er hat
mich wie gesagt immer an Mr Big erinnert. Er macht von Anfang an klar, was er
von Sarah will. Dabei verlagert er das Problem aber einfach nur auf sie. Immer,
wenn sie Probleme ansprechen will, fragt er, ob sie ihn lieber nicht mehr sehen
will. Arschlochfaktor, auch wenn man ihm nicht direkt viel vorwerfen kann.
Oisín ist dann Sarahs Freund in der Gegenwart und ebenfalls ein wichtiger
Charakter. Leider erfahren wir sehr sehr wenig von ihm. Da wir auch die
Kennenlernphase der beiden nicht mitbekommen, bleibt er eindimensional und die
meiste Zeit tut es einem Leid, wie er sich behandeln lässt.
Wie der
Titel vermuten lässt, handelt es sich bei diesem Buch nicht um eine
Liebesgeschichte. In der Vergangenheit haben wir eine Affäre, bei der sich
Sarah vollkommen aufopfert und alles gibt, was sie zu geben hat, während
Matthew nimmt, was er will. Vor allem geht es um den Weg zur Erkenntnis, dass
das nicht Liebe ist. Auch die sexuellen Handlungen werden fast nicht erwähnt,
es wird also nicht heiß. In der Gegenwart überspringen wir alle Romantik zwischen
Oisín und Sarah und stürzen direkt in ihre Beziehungsprobleme. Wer also
zumindest etwas Gefühl erwartet, ist an der falschen Adresse.
Ich mag ja
generell die düsteren Liebesgeschichten lieber. Für mich darf es ruhig sehr
dramatisch und dunkel werden für die Charaktere. Dennoch hatte ich mir mehr
erhofft. Während das Buch durchaus dazu geführt habe, dass ich überproportional
häufig meine Nachriten gecheckt habe, habe ich doch mit den Charakteren wenig
mitgefühlt. Es gab zwar viele Punkte für mich, die ich aus der Vergangenheit
oder Gegenwart in meinem Leben nachvollziehen konnte, aber ich bin einfach nie
ganz hineingekommen.
Besonders an
diesem Buch sind nur die vielen irischen Namen. Das Buch spielt vor allem in
Dublin aber in Kreisen, in denen es modern war, den Kindern sehr irische Namen
zu geben. So treffen wir auf Oonagh, Oisín und Aisleen. Das kann schon mal ein
bisschen verwirrend sein, aber mit ein paar Klicks findet man die Aussprache
dieser Namen sicher heraus. Ich fand, das hat die Geschichte auch besonders
gemacht. Außerdem hat die Autorin das sehr bewusst gemacht und das mag ich.
Sarah und Matthew beispielsweise haben in Abgrenzung dazu ganz normale
englische Namen.
Alles in
allem hat mir das Buch gut gefallen, aber mich nicht so mitgerissen, wie ich es
mir gewünscht hätte. Es kann sein, dass ich es einfach im falschen Moment in
meinem Leben gelesen habe, denn ich bin doch gerade in einer Leseflaute und
sehr weit weg von den verzweifelten Gefühlen von Sarah, auch wenn sie ein Stück
weit ansteckend waren. Ich denke, an diesem Buch können sich die Geister
durchaus spalten, denn manch einer mag hier viel wiederfinden aus seinem Leben
und andere können sich mit einem so kaputten Charakter wie Sarah nicht viel
anfangen.
Was sagt ihr
dazu? Habt ihr für die vermeintliche Liebe auch schon mal zu viel riskiert?
Bis bald,
Eure KittyMeine Bewertung:
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