heute möchte ich euch eines meiner Lieblingsbücher vorstellen. Ich war total schockiert, dass ich es hier auf dem Blog noch nicht gefunden habe, denn ich war fest überzeugt, es bereits rezensiert zu haben. (edit: Ich habe es inzwischen gefunden. Scheinbar wollte die Suchfunktion mich hereinlegen. Hier findet ihr den alten Post von 2013.)Da das aber nicht der Fall ist, möchte ich euch heute ein wenig davon vorschwärmen - und euch warnen!
Die Fakten:
- Titel: Es (Original: It)
- Autor: Stephen King
- Übersetzung: Alexandra von Reinhardt und Joachim Körber
- Erschienen: 2003 (erstmals 1990)
- Verlag: Ullstein (Jubileumsausgabe)
- Seiten: 1214
- Preis: 14,99 Euro (neue Edition)
- Klappentext: "Das Böse in Gestalt eines namenlosen Grauens versetzt eine kleine amerikanische Stadt in Angst und Schrecken. Eine unheimliche Mordserie reißt nicht ab... Mike Hanlon und seine Freunde schwören, das Grauen zu bekämpfen - denn nur ihre Gemeinschaft kann `es´ töten, weil ihre Freundschaft und Liebe zueinander stärker ist als die Gewalt des Bösen."
Zur Handlung: Bill liegt krank im Bett, als sein kleiner Bruder ermordet wird. Er hat ihm ein kleines Segelboot aus Papier gebaut, und dieses hat Georgie in seinen Tod geführt. Doch kurz nach seinem Tod geschehen seltsame Dinge. Bill sieht Bilder die sich bewegen, er fühlt einen Schatten auf Derry, seiner Heimatstadt liegen.
Im darauffolgenden Sommer schließlich trifft der Club der Verlierer erstmals zusammen: Eddie, der Asthmatiker (oder Hypochonder?), Bill, der Stotterer, Ben, der Dicke, Richie, das Plappermaul, Stan, der Jude, Bev, das Mädchen und schließlich Mike, der Schwarze. Gemeinsam haben sie einen Feind: Es. Sie wissen, wo Es lebt, und sie können es schlagen. Doch ein Schwur bringt sie 27 Jahre später wieder zusammen... Es für immer zu erledigen.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich Es das erste Mal gelesen habe. Ich glaube, ich habe es nun zum dritten Mal beendet, genau rechtzeitig für den zweiten Teil der Verfilmung, den ich heute Abend schauen und euch morgen vorstellen werde. Aber ich weiß, dass dieses Buch mich schon damals direkt in seinen Bann zog, auf der ersten Seite, mit Georgie und seiner Angst vor dem Keller, sein großer starker Bruder, der ihm ein Boot baut.
Dies ist das einzige Buch, das ich von Stephen King bisher mochte. Ist es perfekt? Auf keinen Fall. Aber für mich ist dieses Buch wirklich Horror - viele andere King-Geschichten lassen mich eher einschlafen. Aber das Buch ist auch so viel mehr. Auf über 1200 Seiten kann man eine ganze Welt erschaffen und wieder zum Einsturz bringen.
Schon immer mochte ich vor allem, wie tief die Geschichte von Es geht. In Rückblicken bekommen wir immer wieder andere Momente der Geschichte von Derry, Maine, erzählt, in denen Es sein Unwesen trieb. Schicksalhafte Unglücke, eine Mordlust, die die halbe Stadt befällt, Tod, Verderben. Das ist Derry. Das ist Es. Aber auch mit unseren sieben Hauptcharakteren erleben wir einiges. Wir sehen, wie und wieso sie Außenseiter sind - und bei aller political correctness wären sie das heute noch genauso wie in den 80ern. Ich liebe die Geschichte jedes einzelnen Charakters, auch wenn mein Herz schon immer besonders für Bev und Ben geschlagen hat.
Die Geschichte wird hauptsächlich auf zwei Zeitebenen erzählt: 1958, als alle etwa 10 Jahre alt waren, und 1985, als alle Erwachsen sind und wegen des Schwurs zurückkommen. Beide Ebenen sind sehr stark miteinander verwoben, wobei sich das Wie durch das Buch hinweg immer wieder ein wenig ändert. Teilweise springen wir mitten in einem Satz in die andere Zeitebene, um die Parallelität des Geschehens zu unterstreichen. Teilweise bereisen wir 1958 durch die Erinnerungen der Charaktere. Aber diese Verbindung der Zeitebenen ist durch das gesamte Buch sehr organisch und ergibt viel Sinn.
Die Handlung selbst tritt dabei manchmal sogar in den Hintergrund für mich: ich liebe Derry und seine dunklen Geheimnisse, ich liebe die Charaktere und ich liebe den Erzählstil. Außerdem gelingt es King eindrücklich düstere und verstörende Bilder zu kreieren und dennoch auch die Menschlichkeit vieler Augenblicke darzustellen. Die Handlung ist dann nur das silberne Fahrrad, dass uns durch all diese Momente trägt. Und für mich ist das vollkommen ok.
Das Ende ist definitiv abgefahren. Ich denke, hier spätestens merkt man, dass man Stephen King liest. Aber gleichzeitig fällt mir einfach kein Ende ein, das besser passen würde. So ist es trotz seines Wahnsinns doch auch irgendwie ikonisch und ich habe es lieben gelernt. Für mich aber lohnt sich jede Seite des Buches und der Weg ist eher das Ziel. Witzigerweise kann ich mich auch an das Ende immer am wenigsten erinnern.
Triggerwarnungen gibt es hier hunderte: vor allem aber möchte ich auf den großen Anteil an häuslicher Gewalt und Bullying hinweisen. Außerdem sterben natürlich viele Kinder. Das Buch ist Horror und darauf sollte man sich einstellen. Hinzu kommt der bereits benannte Mangel an political correctness. Man muss bedenken, dass es weißer Mann dieses Buch in den 80er Jahren schrieb. Auch wenn das Buch für mich einen interessanten, diversen Cast hat, heißt das nicht, dass die benannten Gruppen akkurat beschrieben werden. Das Buch ist nicht frei von Stigmatisierung und negativen Kommentaren. Teilweise werden diese aber herausgefordert.
Alles in allem kann ich leider nur sagen, dass ich das Buch absolut liebe für seinen Tiefgang und die einzigartigen Charaktere, die einen interessanten und schwierigen Weg gehen. Die Erzählstruktur überzeugt mich völlig. Lediglich die Übersetzung ist teilweise ein bisschen gruslig und neuere Übersetzungen sind empfehlenswert.
Wie steht ihr zu Es? Und welches andere Buch von King könnt ihr empfehlen?
Bis morgen,
Eure Kitty Retro
Meine Bewertung:
Hallöchen =)
AntwortenLöschenals Jugendliche fand ich Stephen King total aufregend. Ich habe an seinen Seiten geklebt. Es habe ich allerdings nie gelesen, weil mich damit ein Kindheitstrauma verbindet. Als meine Eltern mal aus waren und ich alleine Zuhause, habe ich den Film "Es" im Fernsehen geschaut. Bis heute hasse ich diesen Clown. Mein Freund macht sich herzlich darüber lustig, gerade weil nun ja auch wieder eine Neuauflage der Fortsetzung im Kino ansteht. Keine zehn Pferde kriegen mich da rein :-P.
Es gibt ja gerade ein neues Buch von King, nämlich "Das Institut". Ich war von der Idee total angefixt und habe mich direkt auf die Leseprobe gestürzt. Danach war ich total enttäuscht. Ich kann mit seinem Schreibstil irgendwie nichts mehr anfangen und bin auch ein bisschen traurig deswegen. Hätte das Buch nicht unbedingt über 700 Seiten, hätte ich es wohl mal riskiert, aber um mich im worst case durchquälen zu müssen, fehlt mir der Mut :-P.
LG
Anja
Ohje, tut mir echt leid, dass du das als Kind sehen musstest. Das ist natürlich total ungeeignet. :0 Ich bin froh, dass du das irgendwie überstanden hast. Es ist tatsächlich wirklich das einzige Buch von King, das ich bisher mochte. Shining und Friedhof der Kuscheltiere fand ich sehr lahm. Danach habe ich es dann aufgegeben... Neulich habe ich mal seine neueren Sachen in der Bibliothek gesehen... vielleicht wenn ich mal sonst nichts zu lesen finde. :D
Löschen