Hallo meine Horrorhasen,
gestern habe ich euch vom Reread eines meiner allerliebsten Bücher berichtet: Es von Stephen King. Unter anderem wollte ich dieses Buch dieses Jahr unbedingt noch einmal lesen, weil der zweite Teil der Verfilmung herauskommen sollte. Heute ist es nun so weit und Es - Kapitel 2 läuft in den deutschen Kinos. Gestern habe ich deswegen ein Double Feature in meinem Kino besucht, in dem beide Filme hintereinander gezeigt werden. Von dieser Erfahrung möchte ich euch heute berichten.
Ich hatte Es - Kapitel 1 auch im Kino gesehen, aber sehr wenige Erinnerungen daran behalten. Wer sein Gedächtnis noch einmal auffrischen will, kann den Film ja inzwischen auf Netflix schauen. Ich war ehrlich gesagt überrascht, wie gruselig der Film am Ende war. Man sollte meinen, das wäre mir im Kopf geblieben. Vor allem sind viele unheimliche Szenen nicht wie im Buch: Ben trifft nicht auf die Mumie, sondern auf ein Opfer der Eisenhüttenexplosion. Bill sieht nicht mit Richie ein Bild, das sich bewegt, sondern trifft seinen toten Bruder im Keller. Andere Szenen sind aber weitgehend beibehalten.
Am deutlichsten fällt vermutlich zunächst auf, dass die Geschichte zeitlich nach hinten verschoben wurde. So spielt die Kinder-Timeline nicht mehr 1958, sondern erst 1989, was sicherlich dem Stranger Things-Hype mitgeschuldet ist. So gehen die Kinder nicht ins Aladdin, um sich Schwarz-Weiß-Horrorfilme anzuschauen, sondern Richie zockt an Videospielmaschinen der 80er. Auch die Erwachsenenebene spielt somit dann nicht in den 80ern, sondern heute. Alle haben Smartphones, aber die Handlung generell wird davon sehr wenig beeinflusst. Man merkt es nur an den Details (und den Autos der Verlierer in der Erwachsenen-Version, mannoman).
Aber auch einige Figuren sind etwas anders angelegt als im Buch. In der Kinderversion fällt mir vor allem Mike ein. Dieser wirkt sehr ernst und sehr still als Kind. Er hält sich immer zurück und ist in vielen Szenen der Verlierer auch noch gar nicht dabei. Bei den Erwachsenen ist es mir dann aber noch stärker aufgefallen. Bill ist überhaupt nicht der große Anführer, sondern rastet eher mal aus und verhält sich etwas... fragwürdig. Da passt dann auch die Besetzung. Auch Mike ist plötzlich mehr auf der ausrastenden Seite, was dem Bild des ausgelaugten Bibliothekars nicht entsprechen will. Das hat mich ehrlich etwas gestört.
Ansonsten gibt es aber noch viele Kleinigkeiten: Stan ist viel religiöser als im Buch, Richie verliert jede Backstory, Bevs Vater ist auf eine ganz andere Art und Weise bedrohlich. Bills Ehefrau und Bevs Ehemann werden quasi komplett aus dem Skript gestrichen. Mikes Familiengeschichte wird völlig auf den Kopf gestellt, was ich wirklich schade fand.
Aber abgesehen von der Buchvorlage, wie funktionieren die beiden Filme jetzt als Filme?
Den ersten Teil finde ich absolut gelungen. Die Kinder haben eine tolle Chemie und man spürt, wie sie zusammenstehen. Es gibt gruselige Momente, aber auch witzige, schöne, ruhige Momente. Es wird mehr erzählt als eine Monstergeschichte. Es ist absolut genial verkörpert von Bill Skarsgård (der nur ein Jahr älter ist als ich, aber Alter, der kann spielen und sich wandeln). Ich mochte auch das Ende, obwohl es natürlich mit dem Buch nichts gemein hat (die erste Frage, die ich mir bei einer Es-Verfilmung immer stelle, ist, wie gehen sie mit dem Ende um). Es wird in diesem Teil auch so sehr auf Details geachtet, zum Beispiel wie Stan sein Fahrrad immer säuberlich abstellt. IMMER.
Der zweite Teil kann an manchen Ecken nicht mithalten. Die erwachsenen Darsteller haben nicht die Chemie der Kinder. Ich fand es schade, dass man bei den erwachsenen Figuren immer eine starke Trennung empfunden hat, so als gäbe es zwei Lager. Aber dennoch hat der Film enorm viele Stärken. Ich mochte die Art, wie mit den Rückblicken umgegangen wird. Dabei sehen wir auch die Kinderdarsteller alle noch einmal wieder. Es wird emotional, es wird gruselig, aber ich habe auch in vielen Momenten kichernde Menschen im Kinosaal gehört.
Das Ende des zweiten Teils ist dem Buch wirklich angemessen. Ich denke, da wurde eine sehr gute Wahl getroffen. Viele werden es nicht mögen, aber so ist Es. Und ich habe die Anspielungen im Film total geliebt, sogar aus dem Mund von King selbst: Bill, der als Erwachsener Autor von Horrorbüchern ist, die auch verfilmt werden, wird immer wieder darauf hingewiesen, dass seine Enden schlecht seien. Diese Selbstironie konnte ich einfach nur feiern. Denn ganz ehrlich, das wahre Ende von Es werden wir nie auf der Leinwand sehen.
Auch gibt es im zweiten Teil wieder viele Details für Fans: die Schildkröten, die immer wieder mal auftauchen, aber nie thematisiert werden (die Schildkröte konnte uns nicht helfen). Bill sagt endlich die magischen Worte auf seinem Fahrrad und schlägt den Teufel. Manche Details fühlen sich aber auch irgendwie falsch an: so ist das einzige Mal, dass im ersten Teil Piep-piep Richie gesagt wird, Pennywise der Sprecher. Im zweiten Teil sagt es aber Bev einmal. Es wirkte einfach out of place, weil es unter den Kindern nicht etabliert wurde.
Beide Filmen leben einfach von tollen Bildern. Es gibt sicherlich auch einige Jump Scares, aber der Film verliert sich nicht darin. Ich denke, eine Verfilmung von Es wird es immer schwer haben, da das Buch so geschrieben ist, dass man bereits alles wie einen Film im Kopf sehen kann. Aber ich glaube, beide Filme haben ihr Bestes gegeben. Es gibt viele Unterschiede in Handlung und Charakteren, aber das Gefühl transportiert sich doch: für mich im ersten Teil leider deutlich mehr als im zweiten. Und trotz allem hatte ich an einigen Stellen auch Tränen in den Augen.
Wenn ihr also Lust darauf habt, schaut euch die Filme an. Ihr könnt damit wirklich nichts falsch machen, außer ihre habt Angst vor Clowns. (Danach werdet ihr sie auf jeden Fall haben.) Ich bin froh, dass ich die letzte Nacht mit Pennywise im Kino verbracht habe, auch wenn ich dadurch heute echt müde und arbeitsunfähig bin.
Habt ihr die Filme schon geschaut? Oder freut ihr euch schon auf Kapitel 2?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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