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Mittwoch, 18. März 2020

Das Rosie-Projekt

Hallo meine Romantiker,

heute kommen wir zu einem Buch, das für mich sehr ungewöhnlich ist. Ich hatte mal irgendwann einen schlechten Tag und war in der Bibliothek und wusste nicht recht, worauf ich Lust habe. Dabei ist mir das Buch ins Auge gesprungen. Vor einigen Jahren hatten das Viele gefeiert, aber es ist an sich so gar nicht mein Genre. Dann stand es eine ganze Weile einfach bei mir herum und nun muss es -eigentlich- bald zurückgegeben werden und da habe ich es schnell weggelesen.

Die Fakten:
  • Autor: Graeme Simsion
  • Titel: Das Rosie-Projekt (Original: The Rosie Project)
  • Übersetzung: Annette Hahn
  • Reihe: Don Tillman 1
  • Erschienen: 2014
  • Verlag: S. Fischer Verlag
  • Seiten: 347
  • Preis: 12,00 Euro
  • Klappentext: "Gestatten? Don Tillman such die Frau fürs Leben. Don Tillman ist hoch intelligent, sportlich, erfolgreich - und er will heiraten. Allerdings findet er menschliche Beziehungen oft höchst verwirrend und irrational. Was tun? Don entwickelt das Ehefrau-Projekt: mit einem 16-seitigen Fragebogen will er auf wissenschaftlich exakte Weise die ideale Frau finden. Also keine, die raucht, trinkt, unpünktlich oder Veganerin ist. Und dann kommt Rosie. Unpünktlich, Barkeeperin, Raucherin. Offensichtlich ungeeignet. Aber Rosie verfolgt ihr eigenes Projekt: Sie sucht ihren biologischen Vater. Dafür braucht sie Dons Kenntnisse als Genetiker. Ohne recht zu verstehen, wie ihm geschieht, lernt Don staunend die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest: Gefühle haben ihre eigene Logik."

Zur Handlung: Don Tillman ist ein fast vierzigjähriger Professor in Melbourne, wo er Genetik unterrichtet und beforscht. Sein bester Freund Gene hat viel Erfolg bei den Frauen, aber Don konnte sich da noch nicht viel anschauen. Die herkömmliche Partnersuche über Dates findet er unglaublich ineffizient. Er verschwendet einen ganzen Abend, obwohl anhand von einem Merkmal klar wäre, dass es nicht passt.

Daraus entwickelt Don die Idee mit dem Fragebogen: wenn er Frauen zunächst einige Angaben zu sich ausfüllen lässt, kann er die K.O.-Kriterien vorher rausfiltern. Gemeinsam mit Gene und seiner Frau, die Psychologin ist, kann er den Fragebogen optimieren und begibt sich in die Testphase. Gene erklärt sich bereit, alle infragekommenden Frauen zu Don zu schicken. Als Rosie zu ihm ins Büro kommt, zweifelt Don also keine Sekunde daran, dass sie den Fragebogen ausgefüllt hat, und lädt sie prompt zum Essen ein.

Das Buch braucht ein bisschen, um Fahrt aufzunehmen. Don ist als Charakter natürlich für viele Leser des Genres erstmal ungewöhnlich. So hält er ganz zu Beginn des Buches in Vertretung für Gene einen Vortrag über Asperger, was uns wohl dazu führen soll anzunehmen, dass Don selbst autistische Züge hat, bzw. auf dem Spektrum ist. Es wird allerdings nie explizit gemacht, auch Don selbst erkennt zwar Ähnlichkeiten, mehr aber auch nicht. Ich würde daher empfehlen, davon auszugehen, dass dies kein Buch über Autismus ist. Don ist hoch intelligent und sozial etwas unbegabt, aber der Verlauf des Buches macht mehr Sinn, wenn dies nicht als Autismus interpretiert wird.

Sobald Rosie auftritt, konnte das Buch mich besser abholen. Sie ist eine junge chaotische Frau aus dem universitären Kontext - auch wenn wir das erst später erfahren. Dennoch konnte ich mich als junge, inzwischen weniger chaotische Frau aus dem universitären Kontext in sie hineinversetzen. Sie ist allerdings ein schwieriger Charakter, war auf ihre Kindheit geschoben wird. Ihre Mutter starb bei einem Unfall und ihr Ziehvater ist angeblich nicht ihr biologischer Vater und hat sie in der Folgezeit stark enttäuscht. Gegen Ende des Buches wurde Rosie dann aber doch zunehmend unsympathisch, zumal bis zum Ende nichts deutlich wird, was ihr Ziehvater wirklich jemals falsch gemacht hatte.

Die Geschichte baut nun vor allem auf die Suche nach dem biologischen Vater auf, während derer sich Gefühle zwischen Rosie und Don entwickeln. Einziger Hinweis ist, dass Rosie auf dem Abschlussball der Mediziner gezeugt wurde, als ihre Mutter ihren Abschluss machte. Im Folgenden sollen alle Männer, die den Ball besucht haben, genetisch getestet werden, und dazu müssen die beiden viele Regeln und Gesetze... kreativ überwinden. Das kann ganz erheiternd sein, aber ist natürlich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue lesbar.

An der Beziehung von Rosie und Don fand ich einige Dinge gut gemacht und andere ganz furchtbar. Ich fange mit der letzten Kategorie an: obwohl wir im Laufe des Buches erfahren, dass Rosie Psychologie studiert, geht sie von der Annahme aus, dass Don sie nicht lieben könne, weil er bei Liebesfilmen nicht weint. Jetzt bin ich keine Psychologin, hoffe aber, dass solche blödsinnigen Theorien in dem Studiengang nicht vorkommen. Gerade sie sollte wissen, dass ein Mangel an Empathie nicht zu einem Mangel an der Fähigkeit zu lieben führt. Sicherlich deutet sich Liebe dann vielleicht anders an, aber ich gehe fest davon aus, dass sie dennoch da ist. Besonders gestört hat mich, dass sie diese Annahme dann auch Don vorhält, obwohl eine andere Psychologin - Genes Frau - ihm gesagt hat, dass er verliebt sein muss.

Was ich an sich gut gemacht fand, war, dass die Charaktere immer wieder versuchen, Erwartungen abzustecken. Immer wenn sich Situationen mit größerer Intimität andeuten, kommunizieren sie darüber, was das bedeuten würde für ihre Beziehung. Allerdings merkt man schnell, dass beide dabei nicht unbedingt ehrlich sind - mit sich selbst oder dem anderen, was ich schade finde. Aber das gehört wohl ins Genre. Gut finde ich auch die Message, dass jeder Mensch lieben kann und auch geliebt werden kann. Don redet sich immer wieder ein, dass beides auf ihn nicht zutrifft, was am Ende aber natürlich widerlegt wird. Ich denke, viele Menschen sollten viel öfter hören, dass sie geliebt werden und lieben können, wenn sie sich nur lassen.

Eine andere Message, die man aus dem Buch ziehen kann, wenn man möchte, die ich aber absolut ablehne ist: Liebe kann alles heilen. The Power of Love. Ich kann euch sagen, Liebe heilt nichts. Wenn Don tatsächlich autistisch wäre, würde sich daran nichts ändern, nur weil er sich verliebt. Das Buch lässt einen am Ende ein bisschen zu viel selbst wählen, ob das die Message sein soll. Ich möchte lieber aus dem Buch mitnehmen, dass jeder Mensch geliebt und wie er ist akzeptiert werden kann. Ich finde es toll, dass Don trotz seiner Marotten Freunde findet und auch ein bisschen Liebe. Er kann auch seine sozialen Fähigkeiten durch sehr viel Übung und Hilfe bis zum Ende des Buches hin verbessern. Aber das passiert nicht magisch durch Liebe. Wenn ihr jemanden mit einer Krankheit liebt, wird ihm das sicherlich helfen, so wie erwiderte Liebe uns allen im Leben hilft, aber es wird ihn nicht heilen! 

Gut, nachdem ich das von der Brust geschrieben habe, möchte ich das Buch gern allen empfehlen, die gerne romantische Bücher lesen. Ich mochte Don als Hauptcharakter sehr und Rosie am Anfang auch, am Ende weniger. Es zeigt, dass manchmal Liebe an ungewöhnlichen Stellen wächst, und das finde ich schön. Man sollte aber im Hinterkopf behalten, dass das Buch nicht von einer Person geschrieben ist, die sich mit Autismus auskennt. Betrachtet daher Don lieber einfach als ein bisschen verschroben, eben so ein Naturwissenschaftler. Irgendwer hat auch geschrieben, das Buch sei Sheldon Cooper Fanfiction, und das sehe ich auch ein bisschen. Auch Sheldon ist als Figur nicht umstritten und so halte ich es auch mit diesem Buch. Als letztes möchte ich noch sagen, dass es mir nicht ganz logisch war, warum Don aufgrund seines Aikido-Trainings so heiß aussehen soll. Das ist meines Wissens nach keine Sportart, die den Muskelaufbau vorantreibt... Und letzter Kommentar: wer der Vater ist, war schon sehr leicht zu erraten.

Alles in allem fand ich das Buch okay und schnelle Unterhaltung, Geld hätte ich dafür aber nicht ausgegeben. 

Wie steht ihr zu diesem Buch? Romantisch, lustig oder gefährlich?

Bis bald,
Eure Kitty Retro






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