Hallo meine Lesefreunde,
gestern habe ich euch von einem Buch berichtet, dass mir sehr gut gefallen hat und das super in die kommende Jahreszeit passt, und vielleicht wäre es sinnvoll da auch mit den Leseempfehlungen weiterzumachen. Aber heute zum Freitagabend will ich mich einfach ein bisschen aufregen, also kommen wir zum schlechtesten Buch, das ich bisher dieses Jahr gelesen habe.
Die Fakten:
- Autor: Sharon Duggal
- Titel: The Handsworth Times
- Erschienen: 2016
- Verlag: Bluemoose Books
- Seiten: 238
- Preis: 11,50 Euro
- Klappentext: "Mukesh Agarwal sits alone in the Black Eagle pub, unaware that a riot is brewing or that Billy, his youngest son, is still out on his bike... A mile away, at home in Church Street, Anila, one of the three Agarwal girls, is reading Smash Hits and listening to Radio One as she sprawls across the bottom bunk, oblivious to the monumental tragedy that is about to hit her family. It is 1981 and Handsworth is teetering on the brink of collapse. Factories are closing, unemployment is high, the National Front are marching and the neglected inner cities are ablaze as riots breakout across Thatcher's fractured Britain. The Agarwals are facing their own nightmares but family, pop music, protests, unexpected friendships and a community that refuses to disappear all contribute to easing their personal pain, and that of Handsworth itself."
Zur Handlung: Am Tag als Billy während eines großen Protestes von einem Krankenwagen überfahren wird, zerbricht etwas in der Familie Agarwal. Kein Familienmitglied ist auf diesen Trauerfall vorbereitet. Der Vater versinkt in Alkoholismus, die Mutter in einem Putzwahn. Die älteste Schwester verschwindet so schnell sie kann an die Uni. Die anderen beiden Schwestern stürzen sich in Liebesaffären und kommunistische Jugendverbände. Der Bruder schwänzt die Schule und versteckt sich vor der Welt.
Aber die Welt hält nicht still, und so begleiten wir diese Familie über ein Jahr, während einige Familienmitglieder noch tiefer und tiefer im Morast versinken, während andere sich langsam wieder ans Licht arbeiten. Das alles spielt vor dem Hintergrund der 80er in Großbritannien, eine Zeit, in der es den meisten Briten in der Arbeiterschicht mehr als schlecht ging. Die gute Laune dürft ihr also direkt an der Tür abgeben.
In diesem Buch folgen wir einer indischen Familie in Großbritannien, womit wir nicht nur das Thema Klasse sondern auch ethnische Herkunft vertreten sehen. Es geht viel um die verschiedenen ethnischen Gruppen und inwieweit diese sich zusammenschließen können, wollen und sollen, um ihr Leben zu verbessern und sich Macht von der Regierung zurückzuholen. An sich sind das Themen, die mich generell interessieren.
Ich muss aber auch gleich dazu sagen, dass ich aufgrund des Klappentextes das Buch nie gekauft hätte. Da spricht mich nicht viel an. Auch die 80er mag ich eigentlich nur in der nostalgischen Stranger Things-Richtung. Hier kriegt man aber die 80er, wie sie eben waren: ziemlich scheiße. Ich habe das Buch tatsächlich in einer Buchbox erhalten, vermutlich im Jahr, als es rauskam. Seitdem hat es mich nie wirklich interessiert und so staubte es im Regal herum.
Entsprechend war ich dann auch nicht super enttäuscht, dass das Buch mir nicht gefallen hat. Vor allem mag ich nicht, wie alles so im Elend versinkt. Es gibt eigentlich keinen Lichtblick im ganzen Buch. Aber auch die schwierigen Themen, die hier aufgemacht werden, zum Beispiel Trauer, Alkoholismus, Zwangsgedanken, Vergewaltigung, Homophobie, und so weiter, werden nicht in einer Art und Weise diskutiert, dass ich daraus irgendetwas gewonnen hätte. Stattdessen wird das Buch irgendwie so zum Tragedy Porn, dass ich nur noch mit den Augen gerollt habe, wenn dieser Familie die nächste schlimme Tragödie passiert ist. Auf den wenigen Seiten ist kein Platz sich mit so vielen Themen sinnvoll auseinander zu setzen.
Die Charaktere wirkten für mich dann auch wie austauschbare Figuren, die eben irgendwie diesen ganzen Mist erleben sollten. Am meisten habe ich noch mit der Mutter gefühlt, die durch ihre Erziehung und die Ansichten ihres Ehemanns ja eigentlich eher passiv für alle sorgen soll, aber auch merkt, dass sie damit in dieser Welt und dem Elend nicht weiterkommen wird. Sie hat eine weiße Freundin, die sie immer wieder dazu motiviert, aktiver in ihre Familie und ihre Community einzugreifen. Die restlichen Figuren.... keine Ahnung. Der Vater ging mir so auf den Keks. Ich weiß, das ist eine schlimme Krankheit, aber so wie es hier dargestellt war, habe ich kein Mitgefühl gefunden.
Alles in allem bin ich froh, wenn ich dieses Buch langsam aber sicher vergesse. Trotz der wenigen Seiten hat es mich in eine absolute Leseflaute gebracht, und ich habe über eine Woche an diesem Buch gelesen. Jetzt darf es bald ohne schlechtes Gewissen in den Bücherschrank wandern, und vielleicht findet es so ja jemandem, der diesem Buch etwas abgewinnen kann.
Was war euer entäuschendstes Buch bisher dieses Jahr?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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