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Sonntag, 1. Januar 2017

Worte für die Ewigkeit

Hallo meine Historienhasen,

was ist es nur in diesem Jahr mit historischen Liebesgeschichten, die auf zwei Zeitebenen spielen? Tja, ich mags meist, also was solls. Dieses Buch habe ich bei Wasliestdu.de gewonnen, um an einer Leserunde teilzunehmen. Leider hab ich es aufgrund von Arbeit und Leselaunen nicht direkt geschafft und das Buch kam auch erst recht spät bei mir an. Während der Feiertage hat es mich nun allerdings angelacht.

Die Fakten:
  • Autor: Lucy Inglis
  • Übersetzung: Ilse Rothfuß
  • Titel: Worte für die Ewigkeit (original: Crow Mountain)
  • Erschienen: 2016
  • Verlag: Carlsen (Chicken House)
  • Seiten: 393
  • Preis: 19,99 Euro
  • Klappentext: "Sommer in Montana, darauf hat Hope so gar keine Lust. Aber gegen ihre resolute Mutter kann sich die 16-jährige einfach nicht durchsetzen. Und hier, mitten im Nirgendwo auf einer einsamen Pferderanch, begegnet sie Cal, der ihr Leben für immer verändern wird. Montana 1867, die 16jährige Emily ist auf dem Weg zu ihrem Ehemann, den sie noch nie zuvor gesehen hat. Doch die Kutsche, in der sie unterwegs ist, verunglückt und als einzige Überlebende wird sie von Nate gerettet - einem Halbindianer, der ihr zeigt, was Leben und Freiheit bedeuten."

Zur Handlung: Wir steigen ins Buch ein und begegnen kurz Hope, die von ihrer Mutter mit nach Montana genommen wird. Ihre Mutter ist Wissenschaftlerin und Feministin und hat sehr genaue Vorstellungen davon, wie Hopes Leben verlaufen soll. Daher ist Hope auch nicht auf einer Schule, sondern wird zuhause unterrichtet. Die beiden brechen also auf, wovon Hope bisher wenig begeistert ist, doch das ändert sich schon am Flughafen.

Dann schwenken wir direkt zu Emily, die als Tochter von englischen feinen Leuten in einer Kutsche quer durch die USA reist. Begleitet wird sie von einer anstrengenden Dame, die auf ihr tadelloses Benehmen achtet. Sie ist wenig begeistert von der Reise selbst, aber gespannt auf ihren zukünftigen Ehemann, den sie bisher nur aus Briefen kennt, und der sie gemeinsam mit ihren Eltern in Kalifornien erwartet. Sie hofft nur auf ein letztes kleines Abenteuer bevor sie heiratet, und das soll sie bekommen.

Es fällt mir total schwer, dieses Buch zu bewerten, aber ich möchte so ehrlich wie nur möglich mit euch sein. Zunächst mag ich den Titel nicht, da er gar nichts mit dem Buch zu tun hat. Ein schönerer Titel hätte mich sicher schneller zum Buch greifen lassen. Das Hardcover ist dagegen wunderschön und sieht einfach klasse im Regal aus. Der Klappentext ist wieder einmal fehlerhaft, da Nate kein Halbindianer ist, sondern ein Weißer, der dann zwischenzeitlich bei Indianern lebte, weil seine Mutter neu geheiratet hatte. 

Nun aber zum Wichtigen, dem Buch selbst. Ich bin lange nicht mehr so schnell und tief in einem Buch versunken. Das liegt einerseits daran, dass ich leider nur noch selten so viel Zeit und Ruhe zum Lesen habe wie jetzt gerade. Aber auch das Buch hat seinen Teil dazu beigetragen und hat mich sofort in den Bann gezogen. Ruckzuck hatte ich es durchgelesen und mir kam es vor wie wenige Minuten.

Übersetzung und Schreibstil sind sehr gelungen, flüssig zu lesen und nicht zu platt. Es fällt einem sofort auf, dass Hopes Kapitel in der 3. Person erzählt werden, während die Kapitel von Emily in der 1. Person als Erzählung oder Brief auf Nate in der 2. Person geschrieben sind. Ich mag solche Auffälligkeiten. Einerseits merkte man so immer, bei wem man liest, aber andererseits hat es mich dann manchmal aus dem Konzept gebracht, wenn ein neues Kapitel begann. Generell wechseln die Kapitel immer zwischen Emily und Hope hin und her, um eine gewisse Parallelität der Geschichten zu verdeutlichen.

Die Charaktere haben mir gut gefallen. Mit Hope konnte ich mich schnell identifizieren, sie hat mich auch an eine Schülerin aus der Nachhilfe erinnert. Bei Emily braucht man etwas, da sie doch ein bisschen zimperlich ist. Die Chemie mit Nate stimmt dann aber irgendwie und macht sie zugänglicher. Nate selber war für mich am Anfang schwierig, weil man ihn so gar nicht einschätzen kann. In meinem Kopf war er schon um die 40 und ich weiß absolut nicht, wie ich ihn mir nun richtig vorstellen sollte. Das gab sich dann zum Ende hin aber. Cal dagegen war sehr sympathisch und hat mir gut gefallen. Hier ging mir zwar einiges ein bisschen schnell, am Ende sind es eben aber Teenager.

Wir bekommen wir Cal relativ viel Backstory erzählt, die dann wichtig fürs Ende ist. Er ist also derjenige mit dem Geheimnis. Hier kann man sicher einiges etwas anstößig finden, aber generell fand ich es ganz glaubhaft, dass sowas passieren kann. Von Hope erfahren wir nicht so viel, eher ihre schwierige Beziehung mit der Mutter, die ich noch nachfühlen kann. Wir waren ja alle mal in der Pubertät. Aber hier hätte man sicher mehr machen können, das blieb alles eher flach. Auch Emily ist nicht besonders mit Historie versehen, sie ist halt einfach da und bemängelt dann nur gelegentlich ihre Defizite, da ihr vorheriges Leben sie nicht auf Montana vorbereitet hatte. Ihr fehlt viel wissen, was auch lustige und komische Momente erzeugt, aber auch dramatische. Von Nate erfahren wir ebenfalls einiges über die Vergangenheit, aber nur, was für die Figur nötig ist. 

Wichtig ist hier natürlich vor allem eins: die Romantik. Die kommt nicht zu kurz. Bei Emily und Nate geht es sehr langsam, was bei mir voll ins Schwarze trifft. So kommt dann auch der Stolz-und-Vorurteil-Moment im Regen, da hab ich schon ein bisschen geschmachtet. Für manche könnte es hier vielleicht auch zu langsam gehen. Bei Cal und Hope geht es schon schneller, obwohl auch hier erst noch einiges passiert, eh Gefühle gestanden werden. Beiden Geschichten ist gemeinsam, dass man als Leser dann ein bisschen den Moment verpasst. Erst schmachten alle, finden aber nicht zueinander, und dann -bam!- fallen sie übereinander her. Irgendwie war da was, das hat gefehlt.

Einiges Historisches erfahren wir nebenbei auch. Wenn ich die Autorin im Nachwort richtig verstanden habe, dann ist sie selbst Historikerin und es war ihr wichtig, auf einige Dinge hinzuweisen. Besonders stehen dabei die Bisons und die Indianer im Vordergrund. Mir haben diese Details gut gefallen, aber unglaublich viel Neues habe ich leider nicht gelernt. Da kann ich, wenn dies interessiert, eher den Schamanen von Noah Gordon empfehlen. Dennoch fand ich es schön, dass am Rande das ein oder andere historische Ereignis stand.

Nun kommen wir noch zum Schluss: den fand ich dann ein bisschen schwierig. Das Ende im 19. Jahrhundert hat schon auf die Tränendrüse gedrückt, auch wenn letztlich kein Tränchen kam. Aber das war schon bewegend und hat mich überzeugt. Im 21. Jahrhundert muss Hope nun nochmal zeigen, was sie aus der Geschichte gelernt hat, und kämpfen. Das mochte ich auch. Allerdings wurde es dann doch auch ein bisschen... unrealistisch. Und dann der Epilog, wie immer, war mehr so ein: na gut, wenns denn sein soll. Hätte ich nun nicht gebraucht. Aber was solls. :D

Insgesamt möchte ich das Buch Genrefans dennoch empfehlen. Man taucht super gut ein in die Geschichte, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle ein bisschen mehr Gefühl (und weniger Drama) gebraucht hätte. Mir hat es Lesevergügen bereitet und ich freue mich schon wahnsinnig, dass ich noch ein paar wenige Tage Zeit zum Lesen habe. Wer überlegt, das Buch zu lesen, sollte es dringend tun. Dennoch wird es mein Leben nicht verändern und die Details der Geschichte werde ich sicher wieder vergessen.

Was sagt ihr, interessiert euch sowas oder findet ihr das gar nicht spannend? Hat jemand das Buch schon gelesen und Ähnliches oder ganz Anderes gedacht?

Bis bald,
Eure Kitty Retro



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