Hallo meine
Klassikerliebhaber,
vor einiger
Zeit habe ich in einem Sommerurlaub am Strand Jane Eyre zum ersten Mal gelesen
und war nahezu erschrocken, wie gut mir das Buch gefallen hat. Ich hatte
erwartet, dass es etwas zäh wird und man die Geschichte ja eigentlich auch
schon kennt. Doch ich war schnell in die Welt von Jane eingetaucht und das Buch
hielt auch Überraschungen für mich bereit. Nun also gibt es diese Homage –
Parodie, wie immer ihr es nennen wollt, des Klassikers Jane Eyre. Kann die
Geschichte mich so überzeugen?
Die Fakten:
- Autor: Cynthia Hand, Jodi Meadows, Brodi Ashton
- Titel: My Plain Jane
- Sprecher: Fiona Hardingham
- Reihe: Lady Janies 2 (man muss Teil 1 nicht vorher lesen)
- Dauer: 10 Std 7 Min (ungekürzt)
- Erschienen: 2018
- Verlag: Harper Audio
- Preis: 9,95 Euro im Abo
- Klappentext: „You may think you know the story. Penniless orphan Jane Eyre begins a new life as a governess at Thornfield Hall, where she meets one dark, brooding Mr. Rochester - and, listener, she marries him. Or does she?“
Zur
Handlung: Charlotte ist nicht gerade glücklich über ihr Leben in einem
Mädcheninternat, in dem es kaum angemessene, wetterfeste Kleidung und
nahrhaftes Essen gibt. Doch ihre Freundschaft zu Jane Eyre macht es für sie
erträglich. Doch Charlotte träumt von größeren Dingen. Sie möchte
Schriftstellerin werden und schreibt immer wieder kleine Geschichten inspiriert
von ihrem Leben.
Als eines
Tages Mitglieder der Society in die Stadt kommen, gerät Charlotte aus dem
Häuschen. Diese Organisation ist dafür zuständig, störende Geister zu fangen
und zu entfernen. Charlotte schafft es allerdings nicht, die Society in Aktion
zu erleben – Jane Eyre schon. Und dem Agenten Alexander fällt sofort auf, dass
Jane Geister nicht nur sehen, sondern auch beeinflussen kann. Er muss sie
unbedingt für seine Organisation gewinnen. Jane jedoch träumt vom Leben einer
Gouvernante und hat kein Interesse an der Geisterjagd.
Nach My Lady
Jane war mir klar, dieses Buch muss ich haben, aber es wird mich vermutlich
auch enttäuschen, weil meine Erwartungen zu hoch sein werden. Beides kann ich
bestätigen. Dennoch kann ich euch dieses Buch ans Herz legen, denn ich habe
mich durchweg gut unterhalten gefühlt.
Das
Autorentrio harmoniert sehr gut. Man merkt nicht, dass die Kapitel von
verschiedenen Personen geschrieben wurden, die Geschichte ist sehr kohärent und
durchgängig unterhaltsam. Es ist nicht so, dass einem bestimmte Teile viel
besser gefallen als andere, was ich zu schätzen weiß. Allgemein hat das Buch
Charme und Witz und nimmt die Geschichte von Jane Eyre öfters auf die Schippe.
Der Schreibstil ist eher ungezwungen.
Was mir
dabei ein bisschen gefehlt hat, waren die bewussten Einschübe, die es in My
Lady Jane gab, in welchen die Autoren gewisse Handlungselemente reflektierten
und auf eine humorvolle Art selbst Kritik an ihrer Arbeit übten. In My Plain
Jane ist mir dies nicht aufgefallen und es hätte an vielen Stellen sicherlich
gut gepasst.
Wir folgen
drei Charakteren, die sicherlich mit den drei Autorinnen kongruent sind. Zunächst
wäre da Charlotte, die neugierig ist und immer verrückte Pläne austüftelt, die
nur selten so funktionieren. Sie braucht eine Brille, um wirklich etwas von der
Welt zu sehen, und will Abenteuer erleben. Jane ist das ganze Gegenteil. Sie
möchte ruhig und zurückgezogen leben, malt gern Bilder und sieht Geister.
Glücklicherweise sieht sie vor allem den Geist ihrer guten Freundin Helen. Und
sie verliebt sich unglücklich in ihren Arbeitgeber. Alexander ist Staragent der
Society und jagt für diese Geister durchs ganze Königreich. Sein Vater wurde
getötet und Alexander will herausfinden, wer dies zu verantworten hat. Dabei
ist ihm seine Karriere besonders wichtig und er erlebt wenig außerhalb seiner
Arbeit.
Als
Nebencharaktere kann man weiterhin Helen und Branwell verweisen. Helen ist ein
Geist, den wir aus Jane Eyre bereits kennen. Als beste Freundin von Jane ist
sie sich keines bissigen Kommentars zu schade, vor allem wenn es um Mr
Rochester geht, den sie nicht nur als sehr gemein empfindet sondern auch als
deutlich zu alt für Jane. Branwell ist Charlottes Bruder und für kurze Zeit
Lehrling bei Alexander. Er ist allerdings nicht besonders begabt mit Geistern
und sorgt so immer wieder für Chaos. Als Bösewicht haben wir dann einen
machthungrigen Mann, der einen ausgeklügelten Plan hat, um an Englands Spitze
zu kommen.
Hier zeigt
sich schon, dass das Buch sich nicht zu nah an der Handlung von Jane Eyre hält
und dadurch durchaus auch überraschende Situationen entstehen. Dennoch schaffen
es die Autoren, teilweise auf ganz anderen Wegen, bestimmte Stationen aus Jane
Eyre mitzunehmen, was man so gar nicht kommen sieht. Das Buch war auch nicht
mehr ganz frisch in meinem Kopf, aber ich habe doch einiges wiedererkannt und
mich gewundert, wie My Plain Jane es geschafft hat, alles doch so zu
inkorporieren. Das Buch wirkte auf mich jedenfalls nie gezwungen.
Ich fand die
Idee des Geisterjagens auf jeden Fall spannend. Gerade die erste Begegnung mit
Alexander und einem Geist in einem Pub ist auch sehr humorvoll beschrieben.
Dennoch hat es für mich nicht so viel Charme und Erfindungsreichtum gehabt wie
die magischen Elemente in My Lady Jane. Während es in dem Buch eine clevere
Metapher war für einen völlig anderen Zusammenhang, ist das Geisterjagen hier
meines Wissens nur Unterhaltungswert. Und sorgt für etwas Action.
Die
Sprecherin fand ich angenehm, aber auch hier war die Sprecherin von My Lady
Jane leider deutlich besser. Sie hatte durch verschiedene Charaktere mit
Akzenten aber auch mehr zu tun. Ich habe das Hörbuch zwar gern gehört, aber
eben die Abwechslung ein bisschen vermisst.
Alles in
allem war das Buch also eine kleine Enttäuschung im Vergleich zum Vorgänger,
aber dennoch ein lustiges Hörerlebnis, das mich gut unterhalten hat. Helen war
definitiv mein Lieblingscharakter, ihre Sprüche haben mich immer wieder zum
Lachen gebracht. Auch bringt sie etwas Tiefe in das Ende. Ansonsten ist das
Buch vor allem am Ende eher actionreich. Manchmal haben mir doch die cleveren
und selbstreflexiven Anmerkungen gefehlt, die ich im Vorgänger so geliebt habe.
Ich freue mich nun schon auf den nächsten Teil der Janies Reihe, auch wenn wir
da noch eine ganze Weile warten dürfen.
Wie fandet
ihr das Buch und die Reihe bisher? Ich kann sie wirklich empfehlen!
Bis bald,
Eure Kitty
Retro
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