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Mittwoch, 23. Januar 2019

Das Herz der Nacht

Hallo meine Historienhasen,

zu Beginn des Winters hatte mich ein Buch in der Bibliothek angelacht. Irgendwie hat das Cover meine Aufmerksamkeit erweckt, der Klappentext klang nach einem guten Buch für kalte Winterabende, über schwere Zeiten und besondere Freundschaften. Also ist es in meinen Rucksack und schließlich meinem Bücherregal gewandert.

Die Fakten:
  • Autor: Judith Lennox
  • Titel: Das Herz der Nacht (Original: The Heart of the Night)
  • Übersetzung: Mechthild Sandberg
  • Erschienen: 2010
  • Verlag: Piper
  • Seiten: 549
  • Preis: 11,00 Euro
  • Klappentext: "Eine neue Welt eröffnet sich der jungen Engländerin Kay Garland, als sie in den Dreißigerjahren Gesellschafterin der Millionärstochter Miranda wird. Der Luxus und das mondäne Leben faszinieren sie, doch lernt sie auch die Schattenseiten des Reichtums kennen. Als Kay von Mirandas Vater unvermittelt entlassen wird, muss sie nach England zurückkehren. Miranda hingegen erlebt als Ehefrau eines deutschen Grafen in Ostpreußen den Kriegsausbruch. Die dunklen Zeiten fordern von beiden Freundinnen mutige Entscheidungen..."

Zur Handlung: Kay ist achtzehn, als sie die Gesellschafterin der jungen Miranda Denisov wird. Diese ist ohne Mutter aufgewachsen, halb Britin und halb Russin, und lebt in einer gesellschaftlichen Blase, in der sich Langeweile, Einsamkeit und Gefahr abwechseln. Ihr Vater ist jähzornig, aber manchmal auch liebevoll. Kay lernt schnell, dass sie niemandem wirklich trauen kann.

Doch nach kurzer Zeit beendet Mirandas Vater das Arbeitsverhältnis und die beiden Mädchen werden getrennt. Gemeinsam erleben sie Europa im Umbruch, ohne zu wissen, wo die andere ist oder was sie tut. Erst am Ende wird der Weg sie wieder zusammenführen und es wird Zeit sein, zurückzublicken auf das, was übrig geblieben ist.

Irgendwie hatte ich beim Lesen des Klappentexts nicht aufgepasst, denn ich hatte gedacht, das Buch spielt hauptsächlich zwischen den Weltkriegen. Allerdings haben wir hier einen ganz klassischen Weltkriegsroman, die Handlung beginnt Ende der 30er Jahre und endet Ende der 40er. Daher hatte ich mich auch eher auf etwas Leichteres und anderes eingestellt.

Miranda als ein zentraler Charakter ist ein Püppchen, immer behütet aufgewachsen, doch sie hat ihre Mutter verloren und ihr Vater hat sehr klare Erwartungen, wie sie sich zu verhalten hat, vor allem in Gegenwart wichtiger Geschäftkontakte. Miranda ist nicht dumm, aber sie ist fernab von Alltag aufgewachsen. Durch die vielen Reisen hat sie praktisch keine Freundschaften geschlossen. Letztlich wird sie alles tun, um der Herrschaft durch ihren Vater zu entkommen.

Kay ist abenteuerlustig und clever. Durch die Anstellung bei den Denisovs kann sie ein neues Leben beginnen voller Reisen und neuen Erfahrungen. Sie denkt nicht daran, Miranda in irgendeiner Weise einzuschränken. Daher schließen die beiden schnell Freundschaft, aber das wird Kay auch zum Verhängnis. Schnell muss sie die Familie wieder verlassen und ihren eigenen Weg finden, der sie an ihren Prinzipien zweifeln lassen wird. 

Doch wir haben noch andere wichtige Charaktere: Tom, allen voran, Friedrich und Olivier. Wie man daran wundervoll sehen kann, ist, dass es eigentlich gar nicht um Freundschaft zwischen zwei Frauen geht in dem Roman, sondern um ihre Liebschaften, Liebeskummer und ihre wahre Liebe. Tom ist ein Akademiker, der ebenfalls abenteuerlustig ist und gern klettert. Friedrich lernt Miranda in einer schwierigen Zeit kennen und bietet ihr einen Ausweg, wofür er nie belohnt wird. Olivier ist ein aufstrebender Filmemacher, dem der Krieg einen Strich durch die Rechnung macht.

Die Handlung des Buches hat mich vor allem enttäuscht. Sicherlich hatte ich etwas anderes erwartet, weil ich nicht richtig gelesen habe. Aber dass es um eine Freundschaft von zwei Frauen geht, steht da schon. Und diese spielt nahezu keine Rolle für die Geschichte. Desweiteren geht es immer wieder in verschiedenen Konstellationen um Ehebruch, der damit gerechtfertigt wird, dass es ja mit der wahren Liebe ist, die man nur für verloren glaubte. Ich habe generell nichts dagegen, wenn Partnerschaften nicht monogam sind, solang dies auf gegenseitigem Einverständnis beruht. Aber den Partner zu betrügen, nur weil er zufällig gerade nicht die wahre Liebe war, das finde ich falsch. Das hat mir vor allem den Mittelteil des Buches sehr madig gemacht. Hier sehe ich auch einfach keine Romantik...

Des Weiteren hat auch der Schreibstil mich nicht überzeugt. Die Anglikaner würden jetzt sagen: show not tell. Die Autorin erzählt uns von vielen schrecklichen Dingen, vor allem gegen Ende des Buches, aber wir bekommen diese nie zu sehen. Wir hören, dass Miranda hungert, aber wir spüren nicht, wie sich ihr der Magen zusammenzieht, wie sie alles tun würde, wenn sie etwas zu essen bekäme. Dadurch bleibt man immerwährend auf Distanz zu den Charakteren. Ein Charakter ist krank vor Schmerz. Wow, da fühle ich aber mit. Störend waren auch einige Rechtschreibfehler.

Alles in allem war dieses Buch von daher nur mittelmäßig für mich. Das Schicksal der Charaktere hat mich nicht gejuckt, mit ihren permanenten Ehebrüchen haben sie mich genervt, hauptsächlich mit Kay hätte wirklich gern mitgefühlt, aber durch den Schreibstil war es mir nicht möglich. Schicksalschläge werden einfach in 1-2 Sätzen abgehakt. Und das Ende ist dann wie man es erwarten würde. Leider hat sich der lange Weg für mich nicht gelohnt.

Kennt ihr das Buch oder andere Bücher der Autorin? Ich hatte wirklich gehofft, es würde mir besser gefallen.

Bis bald,
Eure Kitty Retro






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