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Mittwoch, 16. Januar 2019

Worauf die Affen warten

Hallo meine Krimihasen,

im dunklen Herbst und Winter stehen wieder mehr Bücher über Morde auf meiner Leseliste. Dieses besondere Exemplar hier habe ich in meiner Bibliothek entdeckt. Der Titel hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Affen? Krimi? Was ist da los? Ein Blick auf den Klappentext und auf das trübe Wetter ließ es dann schnell in meine Tasche wandern.

Die Fakten:
  • Autor: Yasmina Khadra
  • Titel: Worauf die Affen warten (Original: Qu'attendent les singes)
  • Übersetzung: Regina Keil-Sagawe
  • Erschienen: 2015
  • Verlag: Osbug Verlag
  • Seiten: 341
  • Preis: 20,00 Euro
  • Klappentext: "Auf einer idyllischen Waldlichtung nahe Algier liegt verführerisch und auffällig geschminkt eine attraktive junge Frau. Brutal ermordet! Der kriminalistische Suchtrupp um Kommissarin Nora Bilal tappt lange im Dunkeln. Die Recherche führt quer durch alle Schichten der algerischen Gesellschaft, von den Villen der Mächtigen, den Privatclubs und Edelrestaurants der Schickeria bis in die Elendsquartiere des Landes."

Zur Handlung: Eine schöne junge Frau liegt tot in einem zauberhaften Wald in Algerien. Dies allein macht keine Geschichte. Doch als Nora Bilal die Ermittlungen aufnimmt, wird schnell klar, dass dieser Fall hohe Wellen schlagen wird. Die Tote ist nicht irgendwer, sondern entstammt einer hohen Familie - die bisher von ihrer Existenz nichts wusste.

Ed Dayem ist ein nervöser Mann, der es trotz Allem ganz an die Spitze geschafft hat, Leiter eines Medienimperiums. Dennoch ist er nur die rechte Hand von den Mächtigen der Stadt. Als ein Kriminalfall einen Schatten auf diese wirft, werden seine besonderen Fähigkeiten benötigt, und ein Spiel um Leben und Tod beginnt.

Nach den ersten beiden Seiten wollte ich das Buch schon wieder weglegen. Der Schreibstil ist völlig blumig, aber in all den detailreichen Beschreibungen stecken scheußliche Dinge. Eine Leiche im Wald, zum Beispiel. Aber auch über den Fundort hinaus bleibt die Sprache äußerst beschreibend, sehr ausgefallen und speziell. Nach und nach liest man sich ein, und je mehr passiert, desto weniger anstrengend ist der Schreibstil. Aber am Anfang ist das echt eine Hürde.

Auch die Charaktere machen es einem nicht gerade leicht. Die Kommissarin Nora hat mich natürlich neugierig gemacht, denn man sagt den arabischen Ländern ja nicht gerade Gendergleichheit nach. Nora ist außerdem noch lesbisch. Man sollte hier aber auf keinen Fall von einem diversen Leseerlebnis ausgehen, das Buch ist klar von einem Mann geschrieben, Noras Homosexualität erscheint als der Grund, warum sie überhaupt in der Männerdomäne arbeitet, und wird am Ende auch ziemlich unschön genutzt als Handlungspunkt. 

Die männlichen Charaktere sind teilweise absolut nicht zu ertragen. Hamerlaine ist ein alter Greis, aber er hat viel Macht in Algier. Ihn fand ich absolut abstoßend. Ed Dayem ist nervös und beleidigt alle, die unter ihm stehen, auf laufenden Band. Leutnant Guerd ist absoluter Sexist und ich wollte ihn so oft schlagen, dass ich davon Bauchkrämpfe bekommen habe. Und über die Männlichkeitsprobleme von Zine, der als Charakter eigentlich ganz erträglich ist, reden wir gar nicht erst. Alles in allem ist dies ein Buch, dass eindeutig von einem Mann geschrieben wurde: sexistisch, eklig, abstoßend. Aber schon in einer Art und Weise, dass es bewusst eingesetzt wurde... Schwer zu beschreiben.

Yasmina Khadra ist ein Autor (verborgen hinter einem Pseudonym), der inzwischen in Frankreich lebt und Algerien verlassen hat. Dieser Mann hasst Algerien, das ließt man auf jeder Seite. Aber er hasst Algerien auch als Patriot, würde ich sagen. Er hasst das, was aus Algerien geworden ist. Damit bleibt eine negative Grundstimmung und schreckliche Beschreibungen von Algier das ganze Buch hindurch erhalten. 

Der Fall selbst ist aber durchaus spannend und man sieht das Ende nicht unbedingt kommen. Es werden einige Opfer gebracht, um den Täter am Ende zu identifizieren. Das macht das Buch am Ende wirklich spannend. Etwas übertrieben ist das Ende dann im Bezug auf oben angesprochene Probleme mit der Männlichkeit, aber das durchzieht nun mal das ganze Buch irgendwie.

Alles in allem ist dies kein Buch, das ich unbedingt weiterempfehlen würde. Der Fall war so spannend, dass ich dann zu Ende lesen wollte, aber Yasmina Khadra ist generell einfach kein Autor für mich, denn dies war schon das zweite Buch, was ich nur gerade so ok fand. Tatsächlich fand ich das erste Buch, das ich von ihm las, noch deutlich erträglicher. Ich finde es schade, ein Land so ausschließlich negativ präsentiert zu bekommen. Wie mit Noras Figur umgegangen wurde, fand ich geschmacklos. Aber der Fall war gut und unvorhersehbar.

Kennt ihr Buch oder Autor? Was könnt ihr darüber berichten?

Bis bald
Eure Kitty Retro






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