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Mittwoch, 6. Februar 2019

Alles Licht, das wir nicht sehen

Hallo meine Historienhasen,

kommen wir heute zu meiner ersten richtig starken Leseflaute dieses Jahres und damit zu diesem Buch, das nicht nur, aber auch dafür verantwortlich war. Wenn ihr diesen Post lest, bin ich schon fast auf dem Weg in einen großen Abenteuerurlaub, daher fällt es mir derzeit generell schwer, mich auf Bücher zu konzentrieren. Allerdings konnt vor allem aber auch dieses heute vorgestellte Exemplar meine Aufmerksamkeit einfach nicht halten.

Die Fakten:
  • Autor: Anthony Doerr
  • Titel: Alles Licht, das wird nicht sehen (Original: All The Light We Cannot See)
  • Übersetzung: Werner Löcher-Lorenz
  • Erschienen: 2015
  • Verlag: C. H. Beck
  • Seiten: 517
  • Preis: 11,00 Euro
  • Klappentext: "Saint-Malo 1944: Die erblindete Marie-Laure flieht mit ihrem Vater, einem Angestellten des "Muséum National d'Historie Naturelle" aus dem besetzten Paris zu ihrem kauzigen Onkel in die Stadt am Meer. Verborgen in ihrem Gepäck führen sie den wahrscheinlich kostbarsten Schatz des Museums mit sich. Werner Hausner, ein schmächtiger Waisenjunge aus dem Ruhrgebiet, wird wegen seiner technischen Begabungen gefördert und landet auf Umwegen in einer Spezialeinheit der Wehrmacht, die die Feindsender der Widerstandskämpfer aufzuspüren versucht. Während Marie-Laures Vater von den Deutschen verschleppt und verhört wird, dringt Werners Einheit nach Saint-Malo vor, auf der Suche nach dem Sender, der die Réstistance mit Daten versorgt..."

Zur Handlung: Marie-Laure ist noch sehr jung, als sie ihr Augenlicht aufgrund einer Krankheit verliert. Sie verbringt die Tage im Naturkundemuseum, wo ihr Vater Schlüsselbeauftragter ist. Sie lernt von den skurrilen Wissenschaftlern und liest Bücher über fantastische Welten in Blindenschrift, bis der Krieg ausbricht und ihr Vater sie zu ihrem Großonkel ans Meer bringt. Kurz darauf verschwindet ihr Vater und Marie-Laure muss den Krieg allein überstehen.

Werner Hausner hat im Leben zunächst nur ein Ziel: nicht als Bergarbeiter Kohle fördern zu müssen. Sein Vater wurde im Bergwerk getötet. Mit seiner kleinen Schwester Jutta wächst er im Waisenhaus auf, immer in Sichtweite der Kohleflöze. Doch Werner hat ein ungeahntes Talent für Technik und durch die nächtlichen Sendungen eines Franzosen, die er auf einem kleinen selbstreparierten Radio empfängt, wächst seine Leidenschaft für die Wissenschaft. 

Dieses Buch habe ich so oft in Videos auf Youtube gesehen, Leute haben es in den Himmel gelobt und gefeiert. Einmal hatte ich es letztes Jahr schon ausgeliehen aus der Bibliothek, bin dann aber nie dazugekommen. Nach meinem Umzug habe ich es in der neuen Bibliothek wieder gesehen, erneut ausgeliehen, und nun fast zum zweiten Mal ungelesen zurückgebracht. Irgendwas steht einfach zwischen uns.

Die Handlung ist recht simpel. Wir springen in mehreren Teilen hauptsächlich zwischen dem Anfang des Krieges und der Bombardierung von Saint-Malo hin und her. Dabei folgen wir innerhalb sehr sehr kurzer Kapital abwechselns Werner, Marie-Laure oder anderen Charakteren. Am Ende erhalten wir dann noch einen Ausblick auf die Zukunft einiger Charaktere. Handlung gibt es insofern in dem Buch erstaunlich wenig.

Marie-Laure fand ich als Charakter in Ordnung, sie ist bescheiden, aber auch wissbegierig. Ein bisschen befremdlich war ihre Liebe zu Schnecken für mich. Da sie früh erblindet, bleibt sie in manchen Bereichen etwas naiv, man merkt ihr an, dass sie selten mit anderen Kindern in ihrem Alter zu tun hat. Werner ist auch ganz interessant, mit seiner Liebe zur Wissenschaft und dem Ingeneurwesen, die durch den Krieg schamlos ausgenutzt und verdreht wird. Ich mochte seine Entwicklung, auch wenn die Reflexion seines Tuns etwas spät kam.

Ein Handlungspunkt ist ein Stein, den Marie-Laures Vater aus dem Museum mitnimmt und der dann von einem fanatischen Deutschen gesucht wird. Ich habe nicht verstanden, warum wir diesen Teil brauchten. Sicher ist das alles ganz symbolisch gemeint, oder so... Mir war der Teil ziemlich egal und hat mich aus der Handlung eher herausgebracht als Spannung erzeugt.

Marie-Laure verbringt die meiste Zeit im Haus des Onkels. Wir sind viel in ihren Gedanken, aber es passiert wenig. Ich fand es in einigen Situationen schwer, mit ihr zu fühlen, weiß aber nicht genau, woran das lag. Vielleicht an den zu kurzen Kapiteln und den zu häufigen Sprüngen. Werner dagegen ist die meiste Zeit im Waisenheim, in einer Napola und schließlich in einem Auto. Auch hier passiert ziemlich wenig und was passiert ist irgendwie nix Neues. Klar ist das alles schrecklich, aber ich war nie überrascht. Es war immer eher ein: achso, ja stimmt, das habe ich in 10 anderen Nazifilmen schon gesehen. Irgendwie hat mir das Einzigartige an diesem Roman völlig gefehlt.

Gegen Ende kommt dann mehr Spannung auf. Vor allem was sich gegen Kriegsende ereignet, ist dann auch tatsächlich Handlung. Dinge geschehen. Das hat mir deutlich besser gefallen. Auch der Teil am Ende über die Zukunft war gut gemacht. Da kamen dann sogar ein paar Gefühle bei mir auf, aber nix im Vergleich zu dem, was ich mir vorgestellt hatte.

Was mich an dem Buch am meisten belastet hat, war das ständige Springen in den Kapiteln. Kapitel sind im Schnitt 2-3 Seiten lang und danach ist man wieder in einer anderen Perspektive. Dazu kommen dann noch Zeitsprünge in den Teilen. Dadurch konnte man sich nie richtig eindenken in eine Figur. Außerdem war der Text erstaunlich klein gedruckt und die Seiten waren sehr voll. Dadurch ergab sich beim Lesen immer das Gefühl, als würde ich gar nicht vorankommen.

Alles in allem lässt mich das Buch also enttäuscht zurück. Ich habe nichts gelesen, das ich nicht vorher schon in anderen Formaten besser gesehen habe. Die Charaktere konnten mich nicht mitreißen und ich habe nicht um sie gebangt. (Bei einer ziemlich drastischen Sache am Ende dachte ich leider nur: oh, das war doch endlich mal ein Plot Twist.) Das Buch war für eher langatmig und langweilig. Ich habe zwischendurch gezweifelt, ob ich es je rechtzeitig gelesen bekomme, bevor es zurück in die Bibliothek muss. Und tatsächlich habe ich nun nur noch 90 Minuten um es zurückzubringen.

Kennt ihr das Buch? Konnte es euch mitreißen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro






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