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Freitag, 24. April 2020

The Iron Age

Hallo meine Lesefreunde,

für mich geht eine der stressigsten Wochen des Jahres zu Ende und ich bin sehr froh, dass die liebe Blue euch so lange allein bespaßt hat. Heute möchte ich euch aber von einem Buch berichten, dass ich als kleine Belohnung für das Überleben dieser Woche gelesen habe. Ich hatte es vor vielen Monden mal in einer Mothbox erhalten und dann nie gelesen.

Die Fakten:
  • Autor: Arja Kajermo
  • Illustrator: Susanna Kajermo Törner
  • Titel: The Iron Age
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Tramp Press
  • Seiten: 119
  • Preis: 8,99 Euro
  • Klappentext: "On her family's austere farm, the Girl learns stories and fables of the world around her - of Miina, their sleeping neighbour; how people get depressed if pine trees grow too close to the house; that you should never turn away a witch at the door; and why her father was unlucky not to die in the war. The family crosses from Finland to Sweden, from a familiar language to a strange one, from one unfriendly home to another. The Girl, mute but watchful, weaves a picture of her violent father, resilient mother and strangely resourceful brothers."

Zur Handlung: Im Buch folgen wir einem 5jährigen Mädchen, dass in einer armen Bauernfamilie in Finnland aufwächst. Wir befinden uns in den 50er Jahren und der Weltkrieg hängt noch allem an. Der Vater ist besonders in der Zeit stecken geblieben, da sich sein Traum von Glanz und Glorie im Militär nicht erfüllt hat. Er ist streitsüchtig und gewaltsam zu seiner Familie.

Dies führt schließlich dazu, dass die Großmutter den Vater und die ganze Familie verstößt. Diese müssen einen neuen Anfang wagen, haben auf ihren Wegen aber wenig Glück. Der Vater blickt auf einfache Arbeiter herab, kann nun aber selbst nichts Besseres mehr sein. Die Wut spült er zurück in seine Familie, wo sich die Tochter immer mehr verschließt.

Dieses Buch hat einige Bestandteile, die mir gut gefallen. Ich mag es Neues über mir fremde Länder zu lernen und Finnland hat mich immer schon interessiert. Gerade auch im ersten Weltkrieg hat es eine seltsame Rolle gespielt, über die ich nichts weiß. Ich mag auch gern Geschichten über Mädchen oder Frauen, die aufgrund der Dinge, die ihnen passieren, nicht mehr sprechen, und wie die Welt darauf reagiert. Und ich mag Geschichten über schwierige Familienkonstellationen. All dies hat mir auch gut gefallen im Buch.

Mein größtes Problem damit war aber die Länge. Der Klappentext lässt es scheinen, also wäre das Buch viel länger als es ist. Dieses Buch ist aus einer Kurzgeschichte entstanden, aber ist doch kaum eine Novelle geworden. Die 119 Seiten sind sehr groß bedruckt in einige Seiten sind auch Illustrationen. So kann man das Buch locker in 2 Stunden lesen, allerdings fällt es schwer eine bedeutungsvolle Beziehung zu den Charakteren aufzubauen. Für all die guten und wichtigen Themen ist einfach nicht genug Platz.

So habe ich kaum etwas über Finnland im Krieg und danach gelernt. An einer Stelle bekommt man sehr explizite Daten von Kriegen und wir hören ein bisschen vom Vater im Krieg, aber recht schnell kommt der Punkt, an dem sich der Hauptcharakter nicht mehr an die Geschichten erinnert, weil der Vater sie so oft erzählt und nie jemand zugehört hat. Und obwohl das den Vater gut charakterisiert, lässt es mich als ahnungslosen Leser zurück.

Genauso ist auch das Thema des Sprechens quasi nicht ausgebaut. Wir hören einmal, wie die Mutter darauf reagiert. Wir hören, dass der Hauptcharakter an einigen Stellen froh ist, nicht mehr zu sprechen. Auch die Hintergründe werden gut klar. Aber irgendwie verläuft es dann so ins Nichts, wenn keine Konsequenzen und keine Lösungen diskutiert werden.

Die Familienkonstellation ist wirklich seltsam. Als die Familie Finnland schließlich verlässt, wird der älteste Sohn, der da keine zehn sein dürfte, zurückgelassen um irgendwann das Land zurück zu beanspruchen. Der Vater ist offensichtlich gewalttätig, die Mutter versucht ihr Bestes zu geben, am Ende scheint sie dann aber auch einfach nur Flucht vor der Familie zu suchen. Das kleinste Kind wird immer nur als "Baby" bezeichnet. Aber es löst irgendwie nichts in mir aus, weil ich die Charaktere trotz allem kaum kennen lerne.

Schließlich spielt auch Migration eine wichtige Rolle in diesem Buch, und gerade auch aus der Perspektive von Kindern. Ich finde, da lässt das Buch so viel Potential liegen, ich weiß gar nicht warum. Einzelne, herausgerissene Zitate sind hier wirklich toll, aber es ergibt sich kein umfassendes Gesamtbild, dafür ist das Buch einfach zu kurz.

Sprachlich fand ich das Buch aber der toll, es hat mir gut gefallen. Auch wenn es stilistisch immer wieder ein bisschen mit sich bricht und nicht ganz weiß, welcher Schreibstil gerade adäquat ist. Am schönsten fand ich allerdings die Illustrationen, die vermutlich die Schwester der Autorin angefertigt hat. Sie sind sehr düster und teilweise bizarr. Mir hat das gut gefallen und das Buch stark aufgewertet. Und schließlich kann man das Buch auch als eine seltsame Version einer Neuerzählung der kleinen Meerjungfrau sehen, und dieser Aspekt hat mir gut gefallen im Buch.

Alles in allem fand ich das Buch also gut, aber ich wollte viel mehr davon. Das Buch ist stimmungsvoll, gerade auch durch die Illustrationen, aber auch durch die Themen, die es anschlägt. Man kann daraus sicherlich auch toll bestimmte Paragraphen zitieren zu bestimmten Themen. Aber im Ganzen tut die Geschichte nicht genug, wir kommen nicht nah genug ran und damit fällt es schwer, wirklich mitzufühlen. Das fand ich sehr schade.

Habt ihr denn schon mal von dem Buch gehört? Und wie steht ihr zu so sehr kurzen Geschichten?

Bis bald,
Eure Kitty Retro




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