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Freitag, 10. April 2020

The Bear and the Nightingale

Hallo meine Winterfreunde,

ich möchte heute beginnen euch eine Reihe vorzustellen, die perfekt in den verschneiten Winter passt. Allerdings blieb der ja bisher aus... Dennoch gelingt es dem ersten Buch, eine tolle Atmosphäre darzustellen, bei der man sich in eine dicke Decke einwickeln möchte. Ich habe das sehr genossen.

Die Fakten:
  • Autor: Kathrine Arden
  • Titel: The Bear and the Nightingale (dts. Der Bär und die Nachtigall)
  • Reihe: Winternight Trilogy 1
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Del Rey
  • Seiten: 410 + Anhang
  • Preis: 10,49 Euro
  • Klappentext: "In a village at the end of the wilderness of nothern Russia, where the winds blow cold and the snow falls many months of the year, an elderly servant tells stories of sorcery, folklore and the Winter King to the children of the family, tales of old magic frowned upon by the church. But for the young, wild Vasya these are far more than just stories. She alone can see the house spirits that guard her home, and sense the growing forces of dark magic in the woods..."

Zur Handlung: Pjotr ist der Herr über ein kleines ländliches Gebiet im Norden von Rus' und er liebt sein Volk und seine Familie über alles. Einst war Marina ihm zur Frau gegeben worden von Menschen mit deutlich höherem Rang. Ihre Vorfahrin war eine seltsame Frau und manche nannten sie Hexe. Als Marina Pjotr offenbahrt, dass sie ihm ein weiteres Kind gebähren wird, das sein wird wie diese Hexe, schwört er, das Kind zu beschützen.

Vasya ist jedoch kein Kind, das sich gut schützen lässt. Sie ist wild und jung, möchte sich nicht in goldene Käfige sperren lassen und spricht mit den Hausgeistern. Kurz, sie treibt alle in Verzweiflung, denn wie soll aus ihr jemals eine Ehefrau werden? Pjotr macht sich auf den Weg nach Moskau, um eine neue Frau und eine Mutterfigur für Vasya zu finden, denn Marina hat die Geburt nicht überlebt, doch damit setzt er Dinge in Gang, die er nicht kommen sah.

Diese Geschichte des ersten Bandes spielt über einige Jahre. Zunächst lernen wie Vasyas Familie vor ihrer Geburt kennen und erfahren, woher sie stammt. Dann folgen wir ihr in kleineren und größeren Sprüngen durch ihre Kindheit bis ins Jugendalter. Dabei befinden wir uns im mittelalterlichen Russland - das es damals nicht gab - und zwar so etwa im 14. oder 15. Jahrhundert, glaube ich. 

Daraus folgt, dass das Buch ein sehr spezielles und in meinem Bücherregal einzigartiges Setting hat. Fast die gesamte Handlung spielt im Schnee. Das Dorf und das Leben in der Gemeinde werden protraitiert, und die Autorin gibt sich Mühe ein Bild von Russland zu schaffen, dass keine Klischees bedient. Dadurch ist es durchaus leicht, sich in die Charaktere zu versetzen, wenn auch der eine oder andere vielleicht mit den Namen zu kämpfen hat. (Im Russischen gibt es für viele Namen mehrere Verniedlichungsformen, die nicht immer zu erkennen sind - so ist Aleksandr beispielsweise meist Sasha.)

Vasya als Hauptcharakter fand ich am Anfang anstrengend, denn sie ist wirklich ein ungestümes Kind. Aber sie wächst zu einer jungen Frau heran, die eigentlich nur eines will: frei sein. Doch das ist für Frauen in dieser Zeit nicht vorgesehen. Darum eckt sie immer wieder an, bleibt sich selbst aber treu. So wuchs mit Vasya mit der Zeit wirklich ans Herz und ich konnte ihre Verhaltensweisen immer besser nachvollziehen und sie mehr und mehr anfeuern.

Besonders spannend sind ihre Beziehungen zu ihrer Stiefmutter, dem Priester des Dorfes und dem Frostdämon. Zu ihrer Familie hat Vasya generell ein sehr herzliches Verhältnis und liebt ihren Vater, ihre Brüder und Schwestern. Außerdem hat sie eine Amme, die ihr sehr nah steht. Die Stiefmutter jedoch hat eine ähnliche Gabe wie Vasya, hält sie aber für Teufelszeug und will sich und den Ort davon befreien. In ihrem Eifer wird sie allerdings zur Antagonistin. Der Priester will ihr dabei helfen, er ist jedoch ein stolzer Mann und sieht sich zu Höherem berufen. Dass er Vasya anziehend findet, liegt für ihn klar daran, dass sie eine Hexe ist - damit haben wir eine ähnliche Situation wie zwischen Frollo und Esmeralda in Glöckner von Notre Dame.




Zum Frostdämon möchte ich hier gar nicht so viel sagen - ich denke, das wird in den folgenden Bändern eine noch größere Rolle spielen. Aber die beiden habe eine tolle Chemie und in gewisser Weise sind sie, was Alina und der Darkling in der Grischa-Trilogie für mich immer sein sollten.

Das Besondere an Vasya ist, dass sie die kleinen Hausdiener und Schutzgeister sehen kann, die für andere unsichtbar sind. Diese hüten Haus und Hof, aber auch den Wald und den Fluss. Sie leben von kleinen Gaben der Menschen und ihrem Glauben. Mit dem aufkommenden Christentum jedoch werden sie verdrängt, was vor allem durch Vasyas Stiefmutter, die dieser Geister als Dämonen fürchtet, und den Priester vorangetrieben wird. In seinem Kern ist dies also eine Geschichte über Glauben und Religion und das Christentum kommt hier nicht unbedingt so gut weg.

Dabei wird weniger der christliche Glaube generell abgestraft als der Anspruch auf Alleingültigkeit. Indem die Dorfbewohner ihre alten Sitten vernachlässigen, geben sie ihr Dorf magischen Gefahren Preis. Dazu kommt, dass durch die Eitelkeit des Priesters alle noch mehr verdammt werden. Mir hat das gut gefallen, aber es könnte einigen sauer aufstoßen, die in Glaubensfragen anders denken.

Es führt aber auch dazu, dass wir eine Reihe seltsame Figuren treffen, die wir teilweise gut kennen lernen, wie den Pferdegeist im Stall, und teilweise nur kurz beschrieben bekommen. Aber ich mochte dieses Element von Magie, denn es verweist auf etwas Altes und den Menschen gut Gesinntes in den Wäldern und der Kälte. Ihr gegenüber steht die Angst vor Verdammnis, die Gottesfurcht, die dem Bösen erst die Tür öffnet.

Dazu gehört auch, dass Vasya mehr und mehr als Hexe verschrien ist unter ihrem Volk und diese oftmals rettet, ohne Dank dafür zu erfahren. Das kann ein sehr frustrierendes Leseerlebnis sein, aber es ist auch realistisch, denn als Teenagerin hat sie keine wichtige Stimme in der Gemeinde und hat ihre Stiefmutter und den Priester gegen sich.

Alles in allem hat mir das Buch sehr gefallen. Die Geschichte baut sich langsam auf, zeigt viele spannende Charaktere und weit entfernte Orte, die die Fantasie anregen. Es ist voll von Magie und von Winterzauber. Das Buch erinnert stark an Märchen. Ich hatte direkt Lust in den zweiten Band einzusteigen und konnte das zum Glück auch tun, da ich extra alle drei Bände zusammengekauft habe. Davon erfahrt ihr also bald.

Wie steht ihr zu winterlichen Leseerlebnissen mit seltsamen Namen und magischen Wesen?

Bis bald,
Eure Kitty Retro






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