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Mittwoch, 23. Dezember 2020

Im Hause Longbourn


Hallo meine Weihnachtsleser,

auch wenn wir jetzt so nah an den Feiertagen sind, stelle euch heute kein explizit weihnachtliches Buch vor, sondern eines, das generell gut in den Winter passt. Es handelt sich dabei um eine Neuerzählung von Pride and Prejudice, aber aus Perspektive der Dienerschaft im Hause Bennet. Darum wird es von vielen auch mit Downton Abbey verglichen.

Die Fakten:

  • Autor: Jo Baker
  • Übersetzung: Anne Rademacher
  • Titel: Im Hause Longbourn (Original: Longbourn)
  • Erschienen: 2014
  • Verlag: Albrecht Knaus Verlag
  • Seiten: 447
  • Preis: 20,00 Euro
  • Klappentext: ""Wenn Elizabeth Bennet ihre Petticoats selbst waschen müsste", dachte Sarah, "würde sie bestimmt sorgfältiger mit ihnen umgehen." Es ist Waschtag auf Longbourn, und das Hausmädchen Sarah müht sich über Wäschebottichen und träumt dabei von einem anderen, aufregenderen Leben. Als der junge James auf dem Hof auftaucht, scheint er wie die Antwort auf ihre Stoßgebete - doch James hütet ein Gemeinnis von großer Sprengkraft, das das Leben auf Longbourn für immer verändern könnte."

Zur Handlung: Sarah ist schon als junges Mädchen in der Dienst der Bennets gekommen und sieht die Haushälterin als eine Art Mutterersatz, die ihr einerseits Freundlichkeit und andererseits Erziehung geschenkt hat. Sie ist inzwischen eine junge Frau und für die harten Arbeiten im Haushalt zuständig, beispielsweise das Wäschewaschen. Dabei träumt sie aber von der Ferne und von einem anderen Leben, in dem nicht immer nur das Gleiche passiert und in dem sie nicht die Unterwäsche fremder Leute waschen muss.

Eines Tages taucht dann der Diener James auf dem Hof auf und bringt alles durcheinander. Sarah sieht die Haushälterin mit Mr Bennet in der Bibliothek diskutieren - eigentlich unvorstellbar. Und der schweigsame James bringt zwar ein neues Element in Sarahs Alltag, aber so gar nicht, wie sie sich das vorgestellt hat. Auf jeden Fall ist es schon aufregend, plötzlich einen jüngeren Mann im Haus zu haben...

Der Beginn des Buches hat mir richtig gut gefallen. Sarah ist ein einfacher Charakter, mit dem man schnell mitfühlen kann. Sie ist eine junge Frau, die ihre harte Arbeit gut erledigt, aber noch Hoffnung hat, dass das nicht das einzige ist, was sie im Leben je tun wird. Ihre Gedanken zum Thema Wäsche sind aus heutiger Sicht leicht nachvollziehbar, auch wenn fraglich ist, ob das damals wirklich so gedacht worden wäre.

Dann kommt die Sache mit James und der Dienerschaft von den Bingleys. James ist ein verschlossener Charakter mit einem großen Geheimnis, das man aber mehr oder weniger direkt erraten kann. Es macht auch Sinn, dass das niemand erfahren soll und Sarah bekommt zumindest einen Teil davon dann recht schnell mit. Soweit, so gut. 

In der Dienerschaft der Bingleys, die mit Zucker reich geworden sind, gibt es auch einen schwarzen Diener. Dieser sticht im England zu der Zeit auf dem Land sehr heraus und zieht Sarah sehr an. Er ist deutlich besser gestellt als alle im Hause Bennet, da die Bingleys viel mehr und auch qualifiziertere Diener haben. Ich fand es schön, dass darüber bestimmte Diskussionen über den Kolonialismus und die Geschichte eingeflossen sind und die Geschichte nicht so weißgewaschen war. Allerdings ist die Haushälterin sehr negativ gegen den Charakter eingestellt und benutzt auch diffamierende Wörter anstelle seines Namens, und auch wenn das historisch Sinn macht, hätte ich da einfach weniger von haben können. Auch wie mit diesem Charakter ab der Hälfte des Buches umgegangen wird, fand ich irgendwie nicht mehr so toll.

Was mir die Freude an dem Buch vor allem genommen hat, war der Part 3. Da machen wir dann eine große Rolle rückwärts und erfahren dann sowohl das Geheimnis der Haushälterin als auch ausführlich das von James. Dabei springen wir zeitlich weit zurück und es gibt dann auch Szenen aus dem Krieg mit Napoleon. Und auch wenn das natürlich zur historischen Einordnung gehört, war das für mich einfach zu viel des Ganzen. Die Autorin wollte wirklich auch noch das letzte Schlechte aus der Zeit in dem Buch verbauen, und nachdem ich gerade erst Les Miserables beendet habe, brauchte ich keinen Napoleon mehr.

Danach wird es dann auch irgendwie sehr trist, auch in Sarahs Storyline, zu der wir irgendwann zurückkehren, und irgendwie wurde es auch etwas unglaubwürdig. Dem Buch gelingt es nicht, am Ende mehr als eine Liebesgeschichte zu bieten, auch wenn viele interessante Themen angerissen werden. Aber das bleibt der Kern, und ich fand das schade, weil mich die komplexen Beziehungen aller Charaktere sehr interessiert haben und am Ende einfach eine völlig andere Richtung eingeschlagen wurde.

Alles in allem finde ich das Buch also interessant, aber es war nicht so gut, wie ich nach den ersten Seiten erhofft hatte. Ich glaube, Fans von Downton Abbey können hier vielleicht auch noch mehr abgewinnen, ich fand die Serie ehrlich gesagt ziemlich langweilig und bin nie über die 2. Staffel hinausgekommen. Ähnlich ging es mir mit dem Buch hier. Die historische Einordnung fand ich toll, aber den Liebes-Drama-Teil hab ich nicht gebraucht.

Kennt ihr das Buch? Dann lasst mich gern eure Meinung wissen!

Bis bald,

Eure Kitty Retro


PS: Macht euch ein paar schöne Feiertage und bleibt gesund und sicher!




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