ich hatte es ja schon angedroht, dass ich mir einige medizinisch angehauchte Reihen mit historischem Charakter vorgenommen habe, weil es mich wirklich gepackt hat.
Fakten:
- Autorin: Ulrike Schweikert
- historische Romanreihe
- bisher 2 Bände seit 2018
- bisher 2 Staffeln seit 2017 je 6 Episoden á 45 Minuten
- ca. 500 Seiten pro Band
- Rowohlt Taschenbuch Verlag
- Preis: 14,99€ (Broschiert)
Klappentext:
"Sternstunden der Medizin
Berlin, 1831. Seit Wochen geht die Angst um, die Cholera könne Deutschland erreichen – und als auf einem Spreekahn ein Schiffer unter grauenvollen Schmerzen stirbt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. In der Charité versuchen Professor Dieffenbach und seine Kollegen fieberhaft, Überträger und Heilmittel auszumachen: ein Wettlauf gegen die Zeit. Während die Ärzte um das Überleben von Tausenden kämpfen, führen drei Frauen ihren ganz persönlichen Kampf: Gräfin Ludovica, gefangen in der Ehe mit einem Hypochonder, findet Trost und Kraft in den Gesprächen mit Arzt Dieffenbach. Hebamme Martha versucht, ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu bieten, und verdingt sich im Totenhaus der Charité. Die junge Pflegerin Elisabeth entdeckt die Liebe zur Medizin und - verbotenerweise - zu einem jungen Arzt."
Erst einmal möchte ich scheinbar einen Fehler von mir darlegen. Ich dachte die Serie basiert auf den Büchern. Nun habe ich lange nach Erstauflagen und so weiter gesucht und stelle fest, nein die Serie gab es vor den Büchern. Kein Wunder also, dass ich eigentlich darüber sprechen wollte, wie unterschiedlich beides ist - ja muss ja irgendwie auch, außer die Bücher würden auf der Serie basieren, was auch nicht der Fall ist.
Ein Glück erzählen beide grundlegend ähnliche Geschichten, nämlich die der Charité, Deutschlands wohl berühmtesten Krankenhaus, vielleicht sogar bis heute.
Im Wesentlichen sind die Charaktere der beiden Medien verschieden. Doch es handelt sich dabei um die der Schwestern und Nebencharaktere. Die Ärzte ähneln sich zum Großteil natürlich da sie vor allem die Geschichte schreiben. Wir beginnen Anfang dem 19. Jahrhundert. Viele der heute ausgerotteten Infektionskrankheiten verbreiteten sich immer wieder. Die Charité war dabei nicht nur ein Krankenhaus sondern auch Studienzentrum für angehende Ärzte und konnte daher auch Patienten behandeln, die sich dies nicht leisten konnten, aber sich zu Studienzwecken zur Verfügung stellten. Hierbei werden ziemlich präzise immer wieder Behandlungen beschrieben. Das ist ehrlich gesagt hin und wieder auch viel zu detailliert, zumindest für meinen Geschmack. Für Anatomie begeisterte ist es sicherlich ganz fabelhaft.
Ebenso steht Charité für Barmherzigkeit und dies wird oder besser soll durch die Ordensschwestern dargestellt und umgesetzt werden. Neben ihnen gibt es quasi weltliche Schwestern und Helferinnen. Gemeinsam pflegen sie die Patienten rund um die Uhr. Sie leben auch auf dem Gelände der Charite. Das Verhältnis ist wohl eher angespannt zwischen den beiden Gruppen. In der Serie wird dies noch wesentlich deutlicher als in den Büchern.
Einige Liebesbeziehungen oder solche die es mal werden wohl fügen sich ebenso immer wieder in die Geschichte. Auch politische Einflüsse, das Kaiserreich und die Weltkriege finden sich wieder. Antisemitismus spielte natürlich auch eine große Rolle in diesen Zeiten.
Das Thema der gesellschaftlichen Einbindung von Frauen überschattet jedoch alles. Wir erleben so viele Aspekte von Hierarchien und Ungleichbehandlung, aber eben auch den Wandel hin zu mehr - damals nannten sie es Zugeständnisse - Normalität. Frauen durften später auch endlich mehr über die Medizin lernen, ja sogar Ärztinnen durften sie werden. Die Charité und im Allgemeinen Deutschland war da übrigens sehr hinterher.
Die Serie thematisiert zusätzlich Homosexualität und Euthanasie. Das haben die Bücher nach meiner Erinnerung ausgelassen. Es ist fast schon ein bisschen viel was sowohl in den Büchern als auch in der Serie behandelt wird. Die Serie wird außerdem weitergehen, bei den Büchern konnte ich dazu nichts herausfinden.
Auch die schauspielerischen Leistungen in der Serie haben mir gut gefallen, sie waren im gleichen Maße angespannt und locker und dadurch wirklich sehr authentisch. Ich frage mich ob Mediziner wirklich so viel gegen und für politische Belange getan haben.
Es ist auch etwas erschreckend wie die Medizin sich so entwickelt hat und dabei meine ich vor allem die Umstände und das Vorgehen um Fortschritte zu erreichen. Es ist gruselig, eigentlich weiß man das ja irgendwie, doch es so genau beschrieben zu bekommen oder auch zu sehen ist dann schon nochmal eine verrückte Nummer.
Insgesamt haben mir aber beide Medien sehr gut gefallen, da sie das Rundumpaket für einfach alles bieten. Dynamik und Detailreichtum sowie starke Charaktere zeichnen sie aus. Es ist außerdem ein ständiges auf und ab der Gefühle. Der Schreibstil der Reihe ist sehr flüssig und leicht verständlich. Was mir am besten gefallen hat ist die Tatsache das wir Robert Koch und Paul Ehrlich begegnen, diese beiden Namen spielen in Zeiten von Covid-19 eine tragende Rolle - ja heute noch ;) Das hat mich richtig begeistert.
Empfehlen kann ich es daher jedem der sich für historische Geschichten vor allem im Bereich der Medizin interessiert. Ich glaube zwar dass es besser für Frauen geeignet ist, doch kann es natürlich jeden Horizont erweitern ;)
eure Blue Diamond.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen