Hallo meine Nachweihnachtsleser,
wir hoffen, ihr habt die Feiertage gut überstanden und könnt nun noch ein paar schöne Tage bis zum Jahreswechsel verbringen. Wenn ihr arbeiten müsst, wünschen wir euch viel Kraft, und wenn ihr Urlaub habt, dann gute Entspannung. Ich möchte euch heute von einem Buch berichten, dass ich für den Dark Academics Buchclub gelesen habe. Ich hatte mich sehr gefreut, dass dieses Buch ausgewählt wurde und hätte es sicherlich auch irgendwann eh gelesen...
Die Fakten:
- Autor: Chloe Gong
- Titel: These Violent Delights
- Reihe: These Violent Delights 1
- Erschienen: 2020
- Verlag: Margaret K. McElderry Books
- Seiten: 439
- Preis: 14,89 Euro
- Klappentext: "A blood feud between two gangs runs the streets red, numbing the city to its chaos. At the heart of it all is eighteen-year-old Juliette Cai, a former flapper girl who has returned to begin her duties as the proud heir of the Scarlet Gang - a network of criminals far above the law. Their only rivals in power are the White Flowers, who have fought the Scarlets for generations. And behind every move is their heir, Roma Montagov, who was Juliette's first love until he betrayed her. But when gangsters on both sides start clawing their own throats out, the people start to whisper. Of a contagion, a madness. Ot a monster in the shadows. As the deaths stack up, Juliette and Roma must set their guns aside and work together no matter their personal grudges. For if they cannot contain this mayhem, then there will be no city left for either to rule."
Zur Handlung: Juliette Cai ist Teil der Scarlet Gang, Roma Montagov Teil der White Flowers. Zwei Familien, zwei Clans, verbunden in einer ewigen Fehde. Doch diese beiden hatten einen Weg zueinander gefunden, hatten sie gegenseitig Platz in ihren Herzen geschaffen. Sie hätten die beiden Gangs in eine friedlichere Äre führen können, in denen ihnen bewusst wird, dass die wahre Gefahr für ihr geliebtes Shanghai aus dem Westen kommt. Doch auch ihre Ideale konnten der Fehde am Ende nicht widerstehen...
Nun ist Juliette aus Amerika zurück, wo sie verschiedene Sprachen gelernt hat, und sich zu verteidigen. Sie hat den Rassismus gesehen, der überall auf der Welt um sich greift. Sie hat in ihrer eigenen Heimat gesehen, wie Schilder auftauchen, die den einheimischen Chinesen den Zutritt zu Parks verbietet. Juliette liebt diese Stadt, die zum Großteil von der Scarlet Gang ihres Vaters gehalten wird - und sie will eine gute Anführerin werden, wenn sie eines Tages den Platz ihres Vaters einnimmt. Doch plötzlich geht eine Todeswelle um und gefährdet alles, was Juliette kennt und liebt.
Dieses Buch hat einige Dinge auf die ich mich sehr gefreut habe: es ist inspiriert von Romeo und Julia, es spielt in einem Teil der Welt, der nich 0815 ist, und es spielt in den 20er Jahren - meiner Lieblingszeitperiode der Geschichte. Und diese Teile haben sich auch als Dinge herausgestellt, die ich mochte. Dass das Buch nur inspiriert an Romeo und Julia ist und keine Neuerzählung im klassischen Sinne, hat einige enttäuscht, ich fand es aber lustig, die kleinen Hinweise auf die Originalfassung zu suchen, die dann aber ganz anders in der Handlung eingesetzt werden: der Maskenball, die Balkonszene, das Aufeinandertreffen von Tyler (Tybalt), Marshall (Mercutio) und Benedikt (Benvolio), und schließlich das Medikament, das einen kurze Zeit tot erscheinen lässt.
Das Setting im Shanghai der 20er Jahre hatte durchaus Flair für mich. Es ist definitiv ein eher dreckiges und chaotisches Setting, darin aber charmant, denn Juliette als Hauptfigur liebt diese Stadt und so liest sich auch deren Beschreibung. Aber es geht nicht um Glamour und Glitz wie man vielleicht erwarten würde, sondern um düstere Ecken und Kriminalität. So ist das Buch auch recht blutig und es kommen viele Szenen von Selbstverletzung vor - diese wird durch einen geheimnisvollen Wahn ausgelöst, dem Juliette auf der Spur ist.
Gefallen hat mir hier die historische Einbettung. Es wird vom Rassismus der Zeit gesprochen und auch vom Imperialismus, der andere Züge angenommen aber längst nicht am Ende war. Das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen in dieser einen Stadt wird sehr deutlich. Die Cais sind eine Familie, die schon immer in Shanghai lebte. Die Montagovs sind russischer Abstammung und während der Revolution in Russland geflohen. Beide Gruppen werden von den westlichen Mächten - Frankreich, England, etc. - nicht ernst genommen und unterdrückt. Daneben merkt man dieses Kulturenmischmasch auch an den unterschiedlichen Sprachen, die in den Text einfließen, was mir gut gefallen hat.
Es geht aber auch um die politische Spaltung dieser Zeit, einem Zusammenkommen der Kommunisten und Gewerkschaftler und der Gegenposition der Nationalisten. Dabei erfahren wir die politischen Probleme aber aus Sicht einer privilegierten Position - Juliettes Familie hängt an den klassischen Verhältnissen von Besitzenden und Nicht-Besitzenden, sodass die Kommunisten für sie eine Gefahr sind. Auch wenn am Ende ein bisschen ein anderes Licht darauf geworfen wird, ist das natürlich auch eine spezifische Perspektive darauf.
Was mich leider nicht überzeugen konnte, waren die leicht mythisch anmutenden Dinge - das Monster und der geheimnisvolle Wahn. Zugegeben, meine Kopfhaut hat viel gejuckt beim Lesen (wer es gelesen hat, weiß, warum), aber wirklich verstanden habe ich es am Ende nicht. In der Hinsicht hat mich das Buch an Mexican Gothic erinnert, wo die Auflösung auch nach dem Motto war: random Brite hat in der Natur was echt Krasses entdeckt, was biologisch irgendwie keinen Sinn macht, aber ist halt Horror... Darüber muss man dann irgendwie hinwegsehen.
Außerdem mochte ich die Beziehung von Juliette und Roma nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Anders als im Original haben wir hier eher eine Love-to-Hate-to-Love(-to-Hate)-Beziehung, die allerdings nicht das Feuer hat, das ich mir da wünsche. Es gibt 2-3 gute Szenen zwischen den beiden, aber ehrlich gesagt gab es bei den Nebencharakteren da deutlich mehr Chemie. So wollen auch alle viel lieber wissen, wie es mit Benedikt und Marshall wohl weitergeht - und ich hoffe ehrlich gesagt auf eine Juliette-Marshall-Freundschaft á la Shatter Me (Juliette & Kenji). Aber das bleibt dann für die Fortsetzung...
Einen letzten positiven Punkt sehe ich in der Figur der Kathleen. Kathleen ist eine Cousine von Juliette und ist trans. Ein Kritikpunkt, den man anführen kann, ist, dass das am Anfang etwas verwirrend ist und man ihre Hintergrundgeschichte erst recht spät erfährt und das auch nicht so explizit ist, dass man es beim Überfliegen versteht. Ich hatte damit aber keine Probleme und möchte eher positiv hervorheben, dass die Autorin überhaupt einen Trans-Charakter in dieses historische Setting aufgenommen hat und meiner Meinung nach auch eine grandiose Lösung dafür gefunden hat, dass Kathleen trotzdem ein normaler Teil der Familie ist. Ihr Trans-Sein ist nicht ihre eigentliche Storyline, sondern eben etwas, das so ist. Sie hat Freunde, sie gehört in den Clan und erfüllt wichtige Aufgaben und Funktionen in der Story. Das hat mir gut gefallen und davon will ich im zweiten Band noch mehr!
Alles in allem war das Buch unterhaltsam, aber die leicht übernatürlichen Sachen haben für mich leider nicht funktioniert. In der Romeo-und-Julia-Konstellation wollte ich einfach mehr Gefühl, mehr Geschmachte, mehr Feuer. Die Nebencharaktere und das Setting haben mich aber überzeugt. Ich denke, wenn das zweite Buch erscheint, werde ich die Reihe als Hörbücher versuchen.
Habt ihr dem Buch schon eine Chance gegeben oder ist Romeo und Julia eh nicht euer Ding?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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