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Freitag, 1. Januar 2021

Barfuß durch Hiroshima 2-4


Hallo meine Lieblingsleser,

wir wünschen euch einen guten Start ins Jahr 2021. Wir hoffen, ihr hattet gestern einen ruhigen Abend und wenigstens etwas Besonderes, um dieses echt seltsame Jahr zu verabschieden. Schauen wir mal, ob 2021 uns nun etwas Besseres bringen kann.

Damit wir nicht zu optimistisch werden, habe ich heute Bücher für euch, die euch daran erinnern, wie scheiße Menschen zueinander sein können. Den ersten Band dieser Graphic Novel-Reihe hatte ich euch zum 75. Jahrestag des Abwurfs der Atombombe bereits vorgestellt: hier. Heute möchte ich euch von den Folgebänden berichten. 

Die Fakten:

  • Autor: Keiji Nakazawa
  • Titel: Barfuß durch Hiroshima (2 Der Tag danach; 3 Kampf ums Überleben; 4 Hoffnung)
  • Übersetzung: Nina Olligschläger
  • Verlag: Carlsen Comics


Zur Handlung: Nachdem die Bombe auf Hiroshima gefallen ist und die Stadt komplett zerstört hat, hat Gen sein Haus, einen Großteil seiner Familie und alles, was er kannte, verloren. Gemeinsam mit der Mutter und der gerade geborenen kleinen Schwester muss er sich auf den Weg machen, um Hilfe zu finden. Doch es gibt in der Gegend nichts mehr, was ihnen das Leben retten kann - nur Gefahren.

Gen sieht sich nun als denjenigen, der seine Familie retten muss. Er besorgt mit seiner charmanten und schelmischen Art Essen und Geld für seine Mutter, damit die kleine Schwester nicht verhungern muss. Doch in so einer lebensfeindlichen Gegend, in der sich alle Bekannten von ihnen abwenden, wird das, was Gen als kleines Kind leisten kann, nicht ausreichen.

Der erste Band dieser Reihe war für mich der beste Graphic Novel, den ich je gelesen habe. In diesem Buch folgten wir Gens Familie durch das Japan der Weltkriegzeit. Wir sahen, wie die Menschen lebten und welche Stimmung herrschte. Mit dem Abwurf der Bombe wird dies alles zerstört, das Ende war absolut zerstörerisch und ich dachte mir, wenn ich die Reihe weiterlese, kann ich mich emotional vielleicht ein bisschen davon erholen.


Aber weit gefehlt: für Gen und seine Mutter geht es immer nur noch schlimmer weiter. Niemand will oder kann ihnen helfen. Die Hilfskräfte, die nach Hiroshima entsendet werden, haben keine Ausrüstung und sind selbst nicht gegen die Strahlen geschützt. Sie sind vor allem damit beschäftigt die Leichen zu verbrennen. Humanitär ist da gar nichts.

Gens Charakter ist das, was der Reihe trotzdem ein bisschen Leichtigkeit gibt, denn obwohl er ein kleiner Junge ist, gibt er einfach nicht auf. Es gelingt ihm auch, Menschen auf seine Seite zu ziehen, die auf keinen Fall mit den Überlebenden zu tun haben will. Der Aberglaube der Menschen in Japan zu der Zeit ist wirklich krass. So kümmert sich Gen dann auch um einen Mann, der ein begabter Maler war, aber auch Strahlung von der Bombe abbekommen hatte. Seine Familie ekelt sich vor ihm und lässt ihn in einem Zimmer liegen, weil sie Angst haben, die Auswirkungen der Bombe seien ansteckend.

Genauso gibt es Charaktere, die der Meinung sind, die Flüchtlinge aus Hiroshima wöllten sich jetzt auf ihre Kosten ein schönes Leben machen und verlangen große Gegenleistungen für etwas Reis oder eine Übernachtung im Haus. Wie es Menschen immer wieder gelingt, Gewinn aus dem Elend anderer zu ziehen, das werde ich in meinem Leben nie verstehen.

Ihr seht also, dass ihr von den Folgebänden keine emotionale Erleichterung erwarten könnt. Stattdessen geht das Ende mit der Bombe erst los. Ich finde es trotzdem wichtig, die Bände zu lesen, denn häufig denken wir bei Unglücken und solchen Attacken nur an die Toten und nicht an das große Elend der Überlebenden. Dabei ist das vielleicht noch schlimmer - ein völlig zerstörtes Leben, nichts mehr übrig, außer der eigene mehr oder weniger intakte Körper.

Ich habe entschieden jetzt mit der Reihe aufzuhören. Es war schon auch ein bisschen Masochismus dabei, das so zu lesen. Außerdem gab es dann in Band 4 vermehrt Zeitsprünge, die nicht angezeigt wurden, sodass ich beim Lesen zusehends verwirrt war. Aber ich bin froh, dass ich die Reihe bis dahin weiter verfolgt habe. Es ist auf jeden Fall eine Reihe, die die Schrecken des Krieges aufzeigen soll. Es wird nicht mit dem Finger auf irgendwen gezeigt, es wird vielmehr daran erinnert, dass im Krieg niemand gewinnt. Vor allem nicht die normalen Menschen.

So, wer also 2021 mal ein bisschen schlechte Laune bekommen möchte, der kann sich diese Reihe gern zu Gemüte führen. Für mich sollte sie viel bekannter sein und auch mehr gelesen und diskutiert werden! Kennt ihr die Reihe denn schon?

Bis bald,

Eure Kitty Retro




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