Wie begrüßt man denn historisch richtig?
Gerade bei einem historischen Roman wäre das ja ganz schön. Auch wenn ich die Geschichte erst gestern beendet habe, fallen mir nur noch so Sätze ein wie "Ihr habt nach mir gerufen?" und das ist hier nicht so richtig sinnvoll. Wir könnten starten mit - ihr wollt etwas erfahren? Nein, lieber nicht.
Fakten:
- Autorin: Sabine Weigand
- Historischer Roman
- 2015 erschienen
- 464 Seiten
- Fischer Taschenbuch
- Preis: 9,99€
Klappentext:
"Es ist die berühmteste Geburtsszene des Mittelalters: Konstanze, Frau des deutschen Kaisers Heinrich VI., vierzigjährig, als unfruchtbar verschrieen, hochschwanger. Um jeden Preis muß sie die Legitimität ihres Kindes sicherstellen. Und so bringt sie ihren Sohn öffentlich, auf dem Marktplatz von Jesi, zur Welt. Die Nachwelt kennt sie als Mutter des Stauferkaisers Friedrich II. Aber welcher Weg liegt wirklich hinter Konstanze von Sizilien? Wem gehört ihre Treue: ihrer Heimat Sizilien oder ihrem Mann, dessen Grausamkeit sie entsetzt?"
Kurzer Einwurf, als die liebe Kitty mir zu Weihnachten den dritten Band der Nevermoor-Reihe geschenkt hat und wir dann in meinem Bücherregal festgestellt haben, dass der wieder eine andere Größe hat, haben wir uns kurz darüber aufgeregt und als ich gerade die Fakten aus dem Internet abschrieb, habe ich gesehen, dass die Maße bei manchen Verkaufsportalen stehen - ist das schon immer so? Und hat schon mal jemand von euch ein Buch abgemessen? Das einzige Mal wo ich das mal gemacht und da dann eben auch gebraucht hatte oder besser wissen wollte - war bei der durchschnittlichen Tiefe von Büchern um ein passendes Bücherregal zu kaufen, da ist es mir ganz persönlich zum Beispiel sehr wichtig, das nicht so viel vertaner Raum bleibt und Buch hinter Buch ist jetzt auch nicht so mein präferiertes Mittel. Aber das nur mal so nebenbei.
Dieses Buch ist für mich tatsächlich eher untypisch, denn es handelt sich um so ein richtiges historisches Buch, nicht nur so ein bisschen und dann mit Liebesgeschichte verbaut oder mit Fantasy gespickt, nein nein, so ein richtiger klassischer historischer Roman, wie sie manche lieben - ich eher weniger. Warum ich dieses Buch dann gewählt habe? Ja wegen des Titels. Der klingt nämlich voll nach mir =D Ihr wisst schon wie ich es meine.
Dafür, dass dieses Buch eine durchschnittliche Länge hat, hat es sich bei mir schon etwas gezogen und ist voll gepackt mit Handlung. Grundsätzlich ja ein super Zeichen, denn dann ist es ja auch fesselnd.
Was ich irgendwie gar nicht so toll fand, war der Prolog, denn ja, der ist was er sagt - das Ergebnis der Geschichte und ich mag schon selbst auf Enden von Geschichten hin arbeiten und auch wenn es total berechenbar ist, das auch als Ende erleben und mich freuen und das nicht gleich zu Beginn so serviert bekommen. Klar wollte ich wissen, wie es weitergeht bzw. wie die Geschichte überhaupt geht und bin deswegen am Ball geblieben, aber liebe Autorinnen und Autoren, macht sowas doch nicht, das ist doch doof - oder seh nur ich das so? Meine Mama hat mir erzählt, dass sie schon oft die letzten Seiten eines Buches liest, aber das ist ja dann eine ganz bewusste Entscheidung.
Ich glaube wir spielen im 19. Jahrhundert. Wir befinden uns im heutigen Italien und den Gebieten drumherum. Die Kirche spielt hier eine Schlüsselrolle, denn sie krönt und legt damit den Machthaber fest. Dieser wird eigentlich vererbt, doch es kommt zu dem Moment wo es keinen "alten" Herrscher mehr gibt, sondern nur dessen Nachkommen, der noch ein Kleinkind ist, also nicht in die Fußstapfen treten kann. Dieser Machtkonflikt ist auch der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Wir wechseln immer mal die Perspektiven, verfolgen das Geschehen aber hauptsächlich durch die Königin. Also zumindest die Frau die im Titel gemeint ist.
Geschichtlich erfährt man einiges über Kriegsstrategie der damaligen Zeit, Erziehungsmethoden oder besser wie familiäres Leben in solchen hohen Positionen abläuft und auch den Buchdruck bzw. die Entstehung von Büchern zu dieser Zeit. Letzteres war ja genau mein Ding und ich war einfach nur fasziniert von dieser Detailliertheit. Wie Texte und Bilder entstehen, welche Farben genutzt wurden und wer überhaupt schreiben und lesen konnte. Auch der Rang und auch das Ansehen dieser Personen und hach. Natürlich gibt es da drumrum auch Intrigen und böswillige Aktionen. Während der ganzen Geschichte entsteht auch ein Buch.
Der Hauptcharakter ist die besagte irgendwie Königin. Sie ist für die Zeit ziemlich emanzipiert zumindest in ihrem Denken, wenn auch nicht im Handeln, denn da bestimmt ihr Mann schon hauptsächlich. Doch mit ihrem Wissen, den Erfahrungen und auch der Art wie sie auf diejenigen zugeht, mit denen sie hofft, zusammen arbeiten zu können, schlägt sie sich sehr gut und schafft es ihre Ziele zu erreichen. Auch ihre Liebelei scheint mir für die Zeit eher ungewöhnlich.
Die männlichen Figuren im Buch sind bis auf den Buchschreiber alle irgendwie seltsam. Ist im Kontext des Buches vielleicht auch Absicht um die Frau eben herauszustellen. Sowas finde ich aber immer sehr schade, denn doofe Charaktere zu bauen, nur um eine besonders und sympathisch werden zu lassen.
Empfehlen möchte ich das Buch vor allem Liebhabern von historischen Romanen, aber auch denen, die an solchen Details wie der Buchentstehung interessiert sind. Es ist jetzt weder ein besonders romantisches, noch ein sonderlich dynamisches Buch, es ist aber definitiv sehr solide und nicht langweilig.
Was vielleicht noch ungewöhnlich ist, ich dachte immer historische Romane sind eher Reihen, das hier ist ein Einzelband. Kennt ihr da noch mehr? Vielleicht ist das ja ein neu entdecktes Genre für mich,
eure Blue Diamond.
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