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Mittwoch, 5. Oktober 2016

Als ich ein kleiner Junge war

Hallo meine Lesemäuse,

ich war als Kind ein riesiger Fan von Erich Kästner. Ich bin mit seinen Büchern aufgewachsen und habe in den letzten Jahren auch einige davon nochmal gelesen. Mit diesem Buch habe ich als Kind keinen Erfolg gehabt, ich habe es nie vollständig gelesen. Dafür habe ich es ausgesucht, um die SUB-Abbau-Challenge zu beenden. Die haben wir übrigens tatsächlich zeitgleich beendet und damit beschenken wir uns gegenseitig mit einem neuen SUB-Buch. :D

Die Fakten:
  • Autor: Erich Kästner
  • Titel: Als ich ein kleiner Junge war
  • Erschienen: 1998 (zuerst 1957)
  • Verlag: Atrium Verlag
  • Seiten: 220
  • Preis: 12,90 Euro
  • Klappentext: "In diesem Buch will ich Kindern einiges aus meiner Kindheit erzählen. Nur einiges, nicht alles. Sonst würde es eines der dicken Bücher, die ich nicht mag, schwer wie ein Ziegelstein, und mein Schreibtisch ist ja schließlich keine Ziegelei, und überdies: Nicht alles, was Kinder erleben, eignet sich dafür, dass Kinder es lesen! Das klingt ein bisschen merkwürdig. Doch es stimmt. Ihr dürft mir's glauben. - Erich Kästner hält, was er verspricht: Nicht alles hat er erzählt, aber doch so viel, dass der Leser am Ende eine Menge mehr weiß, vom kleinen Erich, seinen Eltern, seinen Vorfahren, Onkeln und Tanten und von seiner Geburtsstadt Dresden. Kästner erzählt nicht von Streichen und Heldentaten, sondern von alltäglichen, lustigen und nachdenklich stimmenden Erlebnissen. Ein Stück Zeitgeschichte wird lebendig."

Wow, der Klappentext ist fast länger als das Buch. Es handelt sich dabei um einen Teil des Vorworts. Man sieht dabei schon schön den Schreibstil, denn Kästner spricht den Leser immer wieder direkt und indirekt an. Dabei kann er viele schwierige Dinge so erklären, dass man sie als Kind versteht und als Erwachsener auch und vielleicht noch ein bisschen besser. Für diesen zeitlosen Schreibstil liebe ich Kästner.

Zur Handlung gibt es hier nichts zu sagen, denn im Rahmen einer Autobiografie erzählt Kästner uns von den Tagen, in denen er ein kleiner Junge war, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Und so merkt man über dem Lesen sehr schnell, wie viel sich in 100 Jahren getan hat. Allein die Mode, die Kästner beschreibt, meist weil seine Mutter bestimmte Kleidung trägt, können wir uns kaum mehr vorstellen. Aber Kästner beschreibt auch Städte bevor zwei Weltkriege sie zerrüttet haben. In so einer Stadt lebe ich, ganz in der Nähe vonn Kästners Heimat.

Auch beeindruckend ist, wie Kästner wirklich schauerliche Dinge so am Rande erwähnt, dass Kinder sie lesen können, aber vielleicht nur Erwachsene ihre wahre Bedeutung verstehen. Kästner selbst war im ersten Weltkrieg als Soldat und beschreibt dieses Ereignis als Ende seiner Kindheit. Aber man bekommt auch immer wieder ein Gefühl dafür, wie üblich das Sterben damals war, denn wie viele Verwandte und Bekannte sind gestorben, während Kästner noch ein kleiner Junge war. Das können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen, da die meisten Ursachen wie Krankheiten oder Geburtsschwierigkeiten kaum mehr vorkommen.

Dennoch handelt es sich hierbei um ein sehr positives Buch, denn diese Dinge werden nur am Rande erwähnt und nie genau erläutert. Stattdessen seht man, dass dies eben einfach Teil des Lebens vor 100 Jahren war, aber kein Teil, dem man so viel Beachtung schenkt wie wir heute vielleicht. Eben weil es einfach vorkam. 

Wir sehen auch viele andere faszinierende Facetten des Lebens. Wir gehen mit Kästner zur Schule, besuchen reiche Onkel und Tanten und gehen wandern durch halb Sachsen. All das sind Dinge, die Kinder heute ganz anders oder gar nicht mehr erleben und erfahren. Daher halte ich dieses Buch für so wert- und wundervoll.

Alles in allem kann ich das Buch nur jedem empfehlen. Es zeigt uns eine Welt, wie wir sie uns nicht vorstellen können. Berichtet werden die kleinen Dinge, die heute eben einfach anders laufen. Und man bekommt ein Gefühl dafür, wie eine Kindheit damals war. Nicht besser, nicht sicherer, nicht unbeschwerter. Und ich denke, wenn nach dieser Lektüre jemand behauptet, dass früher alles besser war, dann muss er das Buch nochmal lesen. Aber es war aufregend anders, und das sollten wir nicht vergessen.

Habt ihr dem Buch schon eine Chance gegeben? Seid ihr auch mit Kästners Werken aufgewachsen oder war das eher ein ostdeutsches Phänomen bei mir? 

Bis bald,
Eure Kitty Retro




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