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Freitag, 9. Februar 2018

[Filmkritik] 4 Könige

Hallo an alle Freitagsfreunde,

ich habe eine große Filmüberraschung geschaut. Der Titel verrät überhaupt nicht, worum es geht, aber es wird immer klarer, umso tiefer man im Film versinkt.

Es handelt sich um einen deutschen Spielfilm unter der Regie von Theresa von Eltz. Es ist keine klassische private Produktion, auch arte und ZDF haben ihren Anteil daran gehabt. 2015 wurde er zum Filmfest Hamburg erstmalig gezeigt und kam kurze Zeit später in die Kinos, wo er mir überhaupt nicht aufgefallen ist. Er geht etwas über 90 Minuten und ist ab 12 Jahren freigegeben, was ok ist, aber ich ehrlicherweise nicht glaube, dass ein 12jähriger Jugendliche versteht, was der Film alles sagen kann und vielleicht auch will.

Der Film dreht sich um vier Jugendliche in der Psychatrie. Wir erleben sie rund um Weihnachten mit einem ihrer Ärzte und ein paar Pflegern und Schwestern. Der Arzt Dr. Wolf, gespielt von Clemens Schick, hat selbst genug Probleme in seinem Leben und sucht aus meiner Sicht in den Jugendlichen sein eigenes Seelenheil, auch wenn das hart klingen mag. Ich glaube nicht, dass Ärzte in solchen Einrichtungen sonst so handeln wie er es tut.

Ganz überraschend war für mich auch die halb bekannte Besetzung der Hauptrollen. Hier haben wir Timo, gespielt von Jannis Niewöhner, der auch den Gideon in der Edelstein-Trilogie spielte und damit doch auch schon etwas Bekanntheit in der deutschen Filmszene erlangt hat. Er hat aus meiner Sicht den kompliziertesten Charakter und damit auch die schwierigste Rolle bekommen, die er allerdings hervorragend meistert. Timo ist aggressiv und hatte wahrscheinlich noch nie Menschen um sich herum, die seine Provokation aushalten oder eben solche die darauf ganz anders reagieren, als er es erwartet.

Die nächste Überraschung war die Rolle der Lara, gespielt von Jella Haase, unserer Chantal aus der Fack ju göte Reihe. Lara reißt einen zwischen vielen Emotionen hin und her, auch weil sie selbst so zerrissen ist und sich selbst eigentlich für am gesündesten von allen hält, vor allem auch viel klarer als ihre Eltern. Sie ist auf eine eher unelegante Art und Weise provokant und auch sehr, naja, gibt es dafür ein Wort - aufdringlich, ein bisschen unangenehm, sexistisch - ja einen Oberbegriff gibt es dafür irgendwie nicht. Ihr Charakter ist es aber auch, der ständig alle Grenzen aufbricht und die Handlung voran bringt und damit auch alle anderen.

Als zweites Mädchen lernen wir Alex kennen, gespielt von Paula Beer. Sie ist sehr verschlossen und hat weniger selbst Probleme. Sie wird viel mehr vor ihrer Mutter geschützt indem sie in die Psychatrie kommt. Denn ihre Mutter "kann" nicht selbstständig ohne Alex leben und somit trägt sie eine unglaubliche Last auf ihren Schultern. Sie macht aus meiner Sicht auch die größte Reise mit sich selbst über die ganze Zeit hinweg.

Dann haben wir noch Fedja, gespielt von Moritz Leu. Er ist noch verschlossener und spricht noch dazu kaum. Vor allem in der ersten Hälfte kommt er sehr verstört rüber, doch das ändert sich nach gewissen Erlebnissen, die ihn irgendwie aufwachen lassen. Sein Charakter ist der, den man vermutlich am ehesten mögen kann.

Besonders herausstechend bei diesem Film und auch der schauspielerischen Leistung, fand ich die Tatsache, dass die Eltern und auch einige andere Erwachsene, die wir kennen lernen, viel irrer erscheinen, als die Jugendlichen dargestellt werden, obwohl es die Jugendlichen sind, die "krank" sind und mit Vorurteilen behaftet.

Die Stimmung im Film ist auf eine Art sehr bedrückend aber eben auch bewegend und einnehmend. Ich war so gebannt und gefesselt und habe noch sehr lang über alles nachgedacht. Es lässt mich bis jetzt nicht los. Natürlich liegt dies daran, dass er auf eine Art für die meisten fern der Realität oder dem Nahbaren ist, aber eben auch an seiner subtilen Grausamkeit.

Ich kann nicht mehr sagen, als dass ich ihn wirklich sehr sehr seeeehr mochte und ihm jedem empfehlen kann, der sich in der Stimmung und auch stabilen Verfassung dazu fühlt,

eure Blue Diamond.

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