Diesen Blog durchsuchen

Sonntag, 25. Februar 2018

Stay With Me

Hallo meine Buchwanderer,

das Schöne an Büchern ist ja, dass man mit ihnen für wenig Geld fremde Gegenden und Kulturen kennen lernen kann. Im letzten Jahr habe ich durch Homegoing mein Interesse an Geschichten aus und in Afrika entdeckt. Während wir doch recht viel Literatur von Afro-Amerikanern haben, so kommt es mir vor, also wäre das Interesse an Afrikanischen Romanen gerade erst im Entstehen. Daher war ich umso gespannter, als ein Buch aus und über Nigeria letztes Jahr auf der Shortlist für den Baileys Preis landete. 

Zum Glück war es nicht zu spät, es mir zum Geburtstag zu wünschen. Der Titel ist leider ein wenig nichtssagend, wenn man das Buch noch nicht gelesen hat. So hatte ich schnell wieder vergessen, dass es das Buch überhaupt gibt, bis es auf einigen Beste Bücher von 2017-Listen auftauchte und dann direkt auf meinen Wunschzettel wanderte. Die Eltern von meinem Freund haben es mir nun geschenkt und ich habe mich so darauf gefreut, endlich darin abtauchen zu können.

Die Fakten:
  • Autor: Ayobami Adebayo
  • Titel: Stay With Me
  • Erschienen: 2017
  • Verlag: Canongate Books
  • Seiten: 296
  • Preis: 8,49 Euro
  • Klappentext: "Yejide is hoping for a miracle, for a child. It is all her husband wants, all her mother-in-law wants, and she has tried everything - arduous pilgrimages, medical consultations, appeals to God. But when her relatives insist upon a new wife, it is too much for Yejide to bear. It will lead to jealousy, betrayal and despair."

Zur Handlung: Als Yejide und Akin sich das erste Mal trafen, machte sie ihm eins klar: Sie glaubt nicht an Polygamie. In ihrer Familie hat sie erlebt, wie die vielen Frauen ihres Vaters sich immer wieder gegenseitig auszustechen versuchten, wie sie immer allein blieb, weil ihre Mutter bei ihrer Geburt starb und die Stiefmütter sich ihrer nicht annehmen wollen. Jeder kämpft für sich in dieser Familie.

Doch Akin bleibt keine Wahl mehr. Einige Jahre ist er nun mit Yejide verheiratet und noch gibt es keinen Nachwuchs, keine Erben. In einer Kultur, in der Kinder das einzige sind, was ein Mensch nach seinem Tod zurücklässt, ist das undenkbar. Seine Mutter beginnt ihm neue potentielle Ehefrauen vorzusetzen, doch erst als sie droht, diese nicht in sein Büro einer Bank, sondern zu ihm nach Hause zu seiner Frau Yejide zu bringen, gibt er nach.

Ich habe im vergangenen Jahr viele Bücher gelesen. Es waren auch viele gute Bücher dabei. Was ich aber schon lange nicht mehr erlebt habe, ist, wie mich dieses Buch ab der ersten Seite in den Bann gezogen hat. Als ich das erste Mal auf eine Seitenzahl schielte, hatte ich bereits 30 Seiten gelesen ohne nur einmal kurz aufzuschauen. Der Schreibstil ist einfach unglaublich und hat Ayobami Adebayo direkt zu einer Autorin gemacht, von der ich jedes einzelne Buch lesen will.

Natürlich hilft es zusätzlich, dass ich die Themen von Ehe, Elternschaft, Monogamie und Familie unglaublich spannend finde. Wir leben in einer Kultur, in der die monogame Ehe die Norm ist. Für uns ist es nahezu unvorstellbar, dass es anders geht. Doch dieses Buch zeigt eindrücklich, dass polygame Beziehung nicht etwas sind, dass in die Frühzeit der Menschheit gehört, denn wir finden in Nigeria zu jener Zeit durchaus eine sich modernisierende Gesellschaft mit Studienabschlüssen, Banken, sogar den Anbruch einer Demokratie. Dennoch ist es in dieser Gesellschaft nicht selten, dass ein Mann mehrere Ehefrauen hat.

Und damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt. Dieses Buch beschäftigt sich sehr ausführlich mit den Fragen der männlichen Dominanz. Sie ist es sehr wohl problematisch, wenn eine Frau mehrere Männer haben möchte. Und auch der Kern des Problems, warum Yejide keine Kinder haben kann, wird absolut auf sie abgerollt. Sie begibt sich auf spirituelle Reisen, zu Wunderheilern und pilgert fastend durch die Welt, nur um endlich schwanger zu werden. Es wird auch von Akins Familie nie in Frage gestellt, dass Yejide das Problem ist. 

Obwohl wir uns in einer so entfernten Kultur bewegen, finden wir also schnell Themen, die sich hier genauso wiederfinden. Viele Paare auch hier haben Probleme Kinder zu zeugen. Auch hier gibt es Paare mit diesem unerfüllten Wunsch und nicht selten werden auch hier Frauen die verschiedensten noch so abwegigen Prozeduren versuchen, um ihren Wunsch endlich zu erfüllen. Aber warum gilt man eigentlich nicht als Mensch, oder zumindest nicht als guter Mensch, wenn man keine Kinder hat? Auch diese Themen werden im Buch ein Stück weit angesprochen.

Was mich ein bisschen überrascht hat, und ich weiß nicht, ob das ein Spoiler ist, aber die Kinderlosigkeit ist nur im ersten Teil des Buches präsent als Problem. Danach wandelt sich das Buch, denn Yejide wird schließlich schwanger. Dann kommen jedoch neue Themen auf, die ich mindestens genauso mitreißend fand, denn es geht um Mütter, um Schmerz und Loslassen und das Gefühl, man habe dem Universum irgendwas getan. Letztlich ist Yejides Geschichte einfach tragisch und man leidet mit ihr in jedem Moment mit.

Wir bekommen auch Kapitel aus der Sicht von Akin und vielleicht auch 1-2 Kapitel von jemand anderem, da bin ich gerade gar nicht mehr sicher. Dadurch erfahren wir aber mehr und mehr über die wahren Zusammenhänge hinter der Geschichte. Und da lauern wirklich abstoßende Geheimnisse auf uns. Das Buch ist damit auch noch provokant und erhält eine gewisse Art von Spannung, auch wenn ich es nicht als Mystery oder Thriller einstufen würde. Man sollte aber auf einiges gefasst sein, was man zunächst nicht kommen sieht, was manchmal auch nur angedeutet und dann erst nach 2-3 Kapiteln wirklich aufgelöst wird.

Alles in allem fand ich das Buch absolut mitreißend. Der Schreibstil war unglaublich, ich habe mich absolut verliebt in das Buch. Die Geschichte ist fesselnd, tragisch, teilweise abstoßend und regt viel zum Nachdenken an. Die angeschnittenen Themen sind unangenehm, aber wichtig. Ich kann nichts Schlechtes an diesem Buch finden, ich war in jedem Moment emotional eingebunden und konnte genau nachempfinden, wie Yejide sich fühlt. Es gibt eine ganze Reihe starker Frauen in diesem Buch, die eindrucksreich in Frage stellen, dass die Männer in diesem Buch scheinbar das herrschende Geschlecht sind. Dagegen stehen die Männer eigentlich alle in einem ziemlich schlechten Licht da...

Abschließen möchte ich noch mit einem Zitat von der Rückseite des Buches. Wenn euch dieses Zitat anspricht, dann kauft das Buch.

"There are things even love can't do... If the burden is too much and stays too long, even love bends, cracks, comes close to breaking and sometimes does break. But even when it's in a thousand pieces around your feet, that doesn't mean it's no longer love..."

Habt ihr schon von dem Buch gehört und es euch angeschaut? Ich kann es absolut empfehlen!

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen