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Mittwoch, 11. Juli 2018

Ponti

Hallo meine Horrorhasen,

heute möchte ich von einer Neuerscheinung aus diesem Jahr berichten, die mich allein aufgrund des wunderschönen Covers sofort in den Bann gezogen hat. Außerdem spielt es in Singapur, und solche exotischen Orte ziehen mich doch immer ein bisschen an. Auch die Kurzzusammenfassung hat etwas ganz Besonderes versprochen, also wanderte es in meinen Warenkorb.

Die Fakten:
  • Autor: Sharlene Teo
  • Titel: Ponti
  • Erschienen: 2018
  • Verlag: Picador
  • Seiten: 292
  • Preis: 12,99 Euro
  • Klappentext: "2003 Singapore. Friendless and fatherless, sixteen-year-old Szu lives in the shadow of her mother Amisa, once a beautiful actress and now a hack medium performing séances with her sister in a rusty house. When Szu meets the privileged, acid-tongued Circe, they develop an intense friendship which offers Szu an escape from her mother's alarming solitariness, and Circe is a step closer to the fascinating, unknowable Amisa. Seventeen years later, Circe is struggling through a divorce in fraught and ever-changing Singapore when a project comes up at work: a remake of the cult seventies horror film series 'Ponti', the very project that defined Amisa's short-lived film career. Suddenly Circe is knocked off balance: by memories of the two women she once know, by guilt and by a past that threatens her conscience..."



Zur Handlung: Amisa lebt als junges Mädchen in ländlicher Gegend in der Nähe von Singapur. Ihre Familie hat viele Kinder, doch Amisa bleibt am liebsten für sich. Sie hat lediglich einen kleinen Bruder, für den sie alles tun würde. Eines Tages ergibt sich die Chance für sie, nach Singapur zu gehen, wo sie aufgrund ihrer Schönheit für den Film Ponti entdeckt wird. Im Film ist eine wunderschöne Frau ein Monster, das seine Unsterblichkeit aus der Lebensenergie von Männern gewinnt.

Szu ist wiederum Amisas Tochter, die in einem Haushalt mit zwei Frauen aufwächst, die Séancen durchführen. Ihr Vater hat im Lotto gewonnen und ist daraufhin verschwunden. Ihre Mutter lebt völlig zurückgezogen und Szu erfährt kaum Liebe von ihr. Auch Szu bleibt lieber für sich und wird von anderen als Außenseiter wahrgenommen, bis sie auf Circe trifft. Diese kommt aus einer reichen Familie und ist schnell fasziniert von Szus Mutter. Durch die eigenwillige Freundschaft mit Szu kommt sie Amisa etwas näher. Doch dann ändert sich alles. Im Erwachsenenalter wird Circe dann wieder mit Amisa und der Vergangenheit konfrontiert, als sie ein Werbekonzept für die Neuverfilmung von Ponti entwickeln soll.

Das Buch wird auf drei Zeitebenen erzählt, wobei je nach Teil des Buches eine bestimmte Ebene überwiegt. Dadurch erhält man relativ umfassend Einblick in das Leben der drei Frauen. Wir beginnen dabei mit Szu, was ich gut fand, da mich ihre Geschichte auch am meisten interessiert hat. Mit ihr konnte ich noch am meisten mitfühlen, ich habe ihren Handlungsstrang gut verstanden und war interessiert daran, was so passieren wird.

Amisas Teil ist sehr seltsam. An sich ist sie verboten schön, innerlich aber kommt sie mit Menschen nicht gut zurecht. Sie stiehlt außerdem gern, meist nur belanglose Dinge. Dann trifft sie irgendwann im Wald seltsame Menschen und den Teil habe ich gar nicht verstanden. In der Stadt ändert sie sich dann sehr stark, vor allem nachdem ihre Schönheit von einem Regisseur entdeckt wird. An sich fand ich diesen Teil dann eher nachvollziehbar, aber es war teilweise schwer, diesen Charakter als eine Einheit zu sehen.

Circe fand ich persönlich nicht spannend. Ich konnte ihre Motivation gar nicht nachvollziehen. Auch hat ihr älteres Ich irgendwie nicht zu dem jungen gepasst, zumindest war das mein Eindruck. Andererseits zeigt das vielleicht auch, dass aus jedem noch so seltsamen Kind/Teenager mal ein ganz normaler, funktionierender Erwachsener werden kann. Vieles stellt dann auch die Faszination Circes mit Amisa ab, und da hat mir irgendwie der Bezug gefehlt, warum das so ist.

Die Freundschaft der beiden Mädchen ist sehr speziell und auch ein bisschen toxisch. Das kann vielleicht jeder, der als Teenager eine richtig gute, aber vielleicht auch schwierige Freundin hatte, nachvollziehen. Emotional habe ich mich damit aber nicht verbunden gefühlt, da ich nicht einschätzen konnte, warum die beiden nun eigentlich Freunde sind. Weil sonst keiner übrig war?

Das Buch lebt von seiner Atmosphäre. Ich hatte es in dem Glauben gekauft, dass es tatsächlich eine Horrorgeschichte ist, allerdings habe ich da etwas falsch interpretiert. Der Horrorfilm Ponti wird zwar grob umrissen und gibt dem Buch auch seinen Namen, aber es geht vor allem um diese drei Frauen und ihre Entwicklung gemeinsam und getrennt voneinander. Dennoch hat das Buch so etwas Bedrückendes, etwas Dunkles, was mir gut gefallen hat. Liegt auch daran, dass die Charaktere so ungewöhnlich sind.

Der Schreibstil hat mir diesbezüglich auch sehr gut gefallen. Er trägt zur Atmosphäre bei. Dabei sind die Kapitel von Szu aus der Ich-Perspektive geschrieben, die anderen beiden Perspektiven in der 3. Person. Damit wird Szu auch stilistisch mehr ins Zentrum der Erzählung gerückt und die beiden anderen Charaktere bilden eher einen Rahmen.

Das Ende fand ich dann doch etwas langweilig. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Atmosphäre des Buches immer mehr verdichtet, dann am Ende aber irgendwie gar nichts Krasses passiert. Das war dann doch enttäuschend. Leider hatte ich solche Effekte ja schon öfter bei Büchern aus dem asiatischen Raum. Vielleicht komme ich also einfach mit dem Erzählstil nicht klar. Dennoch hat es das Buch für mich dann doch abgewertet, da ich nicht das Gefühl hatte, dass das Buch wirklich eine Geschichte zu erzählen hatte. Vielleicht habe ich es aber auch nur nicht verstanden.

Alles in allem besticht dieses Buch für mich durch sein unglaublich schönes Cover und Design. Die Geschichte selbst war für mich ein bisschen belanglos und in Teilen schwer nachvollziehbar. Die Charaktere sind sehr besonders, aber nicht unbedingt so, dass man sie mag und mit ihnen mitfiebert. Das Buch hat eine sehr gute Atmosphäre, die düster und ein bisschen verstörend ist, was durch den Schreibstil wunderbar gestützt wird. Wer sich dafür interessiert, sollte ihm auf jeden Fall eine Chance geben.

Kennt ihr das Buch? Habt ihr es schon ins Auge gefasst?

Bis bald,
Eure Kitty Retro




Meine Bewertung:

 

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