heute möchte ich von einer Neuerscheinung aus diesem Jahr berichten, die mich allein aufgrund des wunderschönen Covers sofort in den Bann gezogen hat. Außerdem spielt es in Singapur, und solche exotischen Orte ziehen mich doch immer ein bisschen an. Auch die Kurzzusammenfassung hat etwas ganz Besonderes versprochen, also wanderte es in meinen Warenkorb.
Die Fakten:
- Autor: Sharlene Teo
- Titel: Ponti
- Erschienen: 2018
- Verlag: Picador
- Seiten: 292
- Preis: 12,99 Euro
- Klappentext: "2003 Singapore. Friendless and fatherless, sixteen-year-old Szu lives in the shadow of her mother Amisa, once a beautiful actress and now a hack medium performing séances with her sister in a rusty house. When Szu meets the privileged, acid-tongued Circe, they develop an intense friendship which offers Szu an escape from her mother's alarming solitariness, and Circe is a step closer to the fascinating, unknowable Amisa. Seventeen years later, Circe is struggling through a divorce in fraught and ever-changing Singapore when a project comes up at work: a remake of the cult seventies horror film series 'Ponti', the very project that defined Amisa's short-lived film career. Suddenly Circe is knocked off balance: by memories of the two women she once know, by guilt and by a past that threatens her conscience..."
Zur
Handlung: Amisa lebt als junges Mädchen in ländlicher Gegend in der Nähe von
Singapur. Ihre Familie hat viele Kinder, doch Amisa bleibt am liebsten für
sich. Sie hat lediglich einen kleinen Bruder, für den sie alles tun würde.
Eines Tages ergibt sich die Chance für sie, nach Singapur zu gehen, wo sie
aufgrund ihrer Schönheit für den Film Ponti entdeckt wird. Im Film ist eine
wunderschöne Frau ein Monster, das seine Unsterblichkeit aus der Lebensenergie
von Männern gewinnt.
Szu ist
wiederum Amisas Tochter, die in einem Haushalt mit zwei Frauen aufwächst, die
Séancen durchführen. Ihr Vater hat im Lotto gewonnen und ist daraufhin
verschwunden. Ihre Mutter lebt völlig zurückgezogen und Szu erfährt kaum Liebe
von ihr. Auch Szu bleibt lieber für sich und wird von anderen als Außenseiter
wahrgenommen, bis sie auf Circe trifft. Diese kommt aus einer reichen Familie
und ist schnell fasziniert von Szus Mutter. Durch die eigenwillige Freundschaft
mit Szu kommt sie Amisa etwas näher. Doch dann ändert sich alles. Im
Erwachsenenalter wird Circe dann wieder mit Amisa und der Vergangenheit
konfrontiert, als sie ein Werbekonzept für die Neuverfilmung von Ponti
entwickeln soll.
Das Buch
wird auf drei Zeitebenen erzählt, wobei je nach Teil des Buches eine bestimmte
Ebene überwiegt. Dadurch erhält man relativ umfassend Einblick in das Leben der
drei Frauen. Wir beginnen dabei mit Szu, was ich gut fand, da mich ihre
Geschichte auch am meisten interessiert hat. Mit ihr konnte ich noch am meisten
mitfühlen, ich habe ihren Handlungsstrang gut verstanden und war interessiert
daran, was so passieren wird.
Amisas Teil
ist sehr seltsam. An sich ist sie verboten schön, innerlich aber kommt sie mit
Menschen nicht gut zurecht. Sie stiehlt außerdem gern, meist nur belanglose
Dinge. Dann trifft sie irgendwann im Wald seltsame Menschen und den Teil habe
ich gar nicht verstanden. In der Stadt ändert sie sich dann sehr stark, vor
allem nachdem ihre Schönheit von einem Regisseur entdeckt wird. An sich fand
ich diesen Teil dann eher nachvollziehbar, aber es war teilweise schwer, diesen
Charakter als eine Einheit zu sehen.
Circe fand
ich persönlich nicht spannend. Ich konnte ihre Motivation gar nicht
nachvollziehen. Auch hat ihr älteres Ich irgendwie nicht zu dem jungen gepasst,
zumindest war das mein Eindruck. Andererseits zeigt das vielleicht auch, dass
aus jedem noch so seltsamen Kind/Teenager mal ein ganz normaler,
funktionierender Erwachsener werden kann. Vieles stellt dann auch die
Faszination Circes mit Amisa ab, und da hat mir irgendwie der Bezug gefehlt,
warum das so ist.
Die
Freundschaft der beiden Mädchen ist sehr speziell und auch ein bisschen
toxisch. Das kann vielleicht jeder, der als Teenager eine richtig gute, aber
vielleicht auch schwierige Freundin hatte, nachvollziehen. Emotional habe ich
mich damit aber nicht verbunden gefühlt, da ich nicht einschätzen konnte, warum
die beiden nun eigentlich Freunde sind. Weil sonst keiner übrig war?
Das Buch
lebt von seiner Atmosphäre. Ich hatte es in dem Glauben gekauft, dass es
tatsächlich eine Horrorgeschichte ist, allerdings habe ich da etwas falsch
interpretiert. Der Horrorfilm Ponti wird zwar grob umrissen und gibt dem Buch
auch seinen Namen, aber es geht vor allem um diese drei Frauen und ihre
Entwicklung gemeinsam und getrennt voneinander. Dennoch hat das Buch so etwas
Bedrückendes, etwas Dunkles, was mir gut gefallen hat. Liegt auch daran, dass
die Charaktere so ungewöhnlich sind.
Der
Schreibstil hat mir diesbezüglich auch sehr gut gefallen. Er trägt zur Atmosphäre
bei. Dabei sind die Kapitel von Szu aus der Ich-Perspektive geschrieben, die
anderen beiden Perspektiven in der 3. Person. Damit wird Szu auch stilistisch
mehr ins Zentrum der Erzählung gerückt und die beiden anderen Charaktere bilden
eher einen Rahmen.
Das Ende
fand ich dann doch etwas langweilig. Ich hatte das Gefühl, dass sich die
Atmosphäre des Buches immer mehr verdichtet, dann am Ende aber irgendwie gar
nichts Krasses passiert. Das war dann doch enttäuschend. Leider hatte ich
solche Effekte ja schon öfter bei Büchern aus dem asiatischen Raum. Vielleicht
komme ich also einfach mit dem Erzählstil nicht klar. Dennoch hat es das Buch
für mich dann doch abgewertet, da ich nicht das Gefühl hatte, dass das Buch
wirklich eine Geschichte zu erzählen hatte. Vielleicht habe ich es aber auch
nur nicht verstanden.
Alles in
allem besticht dieses Buch für mich durch sein unglaublich schönes Cover und
Design. Die Geschichte selbst war für mich ein bisschen belanglos und in Teilen
schwer nachvollziehbar. Die Charaktere sind sehr besonders, aber nicht
unbedingt so, dass man sie mag und mit ihnen mitfiebert. Das Buch hat eine sehr
gute Atmosphäre, die düster und ein bisschen verstörend ist, was durch den
Schreibstil wunderbar gestützt wird. Wer sich dafür interessiert, sollte ihm
auf jeden Fall eine Chance geben.
Kennt ihr
das Buch? Habt ihr es schon ins Auge gefasst?
Bis bald,
Eure Kitty
Retro
Meine
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