Diesen Blog durchsuchen

Freitag, 21. Februar 2020

Das Licht der letzten Tage

Hallo meine apokalyptischen Leser,

heute wenden wir uns einem Buch zu, dass nur die hartgesottenen im Moment lesen sollten. In dieser apokalyptischen Geschichte versinkt die Menschheit im Zuge eines Virus, das mit SARS verwandt ist. Das Buch hatte ich bereits im letzten Jahr zum Geburtstag bekommen von der lieben Sabrina.

Die Fakten:
  • Autor: Emily St. John Mandel
  • Titel: Das Licht der letzten Tage (Original: Station Eleven)
  • Übersetzung: Wibke Kuhn
  • Erschienen: 2015
  • Verlag: Piper
  • Seiten: 403
  • Preis: 16,00 Euro
  • Klappentext: "Ein Wimpernschlag, und die Welt ging unter. Eine Pandemie hat fast die gesamte Menschheit dahingerafft, doch selbst zwanzig Jahre danach geben die Überlebenden nicht auf. Obwohl Tod und Verfall ihre ständigen Begleiter sind, haben sie nicht vergessen, wie wunderschön die Welt war. Sie erinnern sich an all das, was einst so selbstverständlich war, und sie weigern sich zu akzeptieren, dass es für immer verloren sein soll. Auf ihrem Weg durch eine leere Welt werden sie von unerschütterlicher Hoffnung geleitet, denn sie wissen: Selbst das schwächste Licht erhellt die Dunkelheit.

Zur Handlung: An dem Tag, an dem Arthur Leander, ein alternder, einst sehr berühmter Schauspieler, auf der Bühne starb, dachte noch niemand an den Weltuntergang. Nur wenige Tage später waren 90% der Menschen auf der Welt tot - vom Virus dahingerafft, auf Autobahnen erfroren oder im Chaos der Flucht getötet. Vor dieser Apokalypse gab es kaum ein Entkommen. Doch einige wenige schaffen es. In den nächsten zwanzig Jahren ist es an ihnen, die Zivilisation zu erhalten.

Kirsten war acht, als die Zivilisation unterging. Sie stand auf einer Bühne, als eine Tochter von King Lear, und nur Momente später war alles anders. Inzwischen ist sie eine junge Frau mit wenigen unklaren Erinnerungen an die Zeit zuvor. Doch noch immer ist sie Schauspielerin - mit einer Theater- und Orchestergruppe zieht sie durch den Norden der ehemaligen USA und erinnert die wenigen Überlebenden in ihren Siedlungen daran, dass die Menschheit immer ein Weg gefunden hat, weiter zu bestehen.

Wenn man dieses Buch beginnt, sollte man wenigst möglich darüber wissen. Wichtige Infos sind vor allem, dass es um eine schwere Viruskrankheit geht, die die Menschheit ausrottet (für Viele im Moment vielleicht triggernd) und wir einer Vielzahl von Charakteren zu unterschiedlichen Zeitpunkten vor und nach dieser Apokalypse folgen. Sie alle sind verbunden durch den Schauspieler Arthur Leander, auch wenn sie es teilweise gar nicht wissen. 

Als Hauptcharakter könnte man dennoch Kirsten sehen. Auch wenn wir von vielen anderen Charakteren erfahren, kehren wir doch immer wieder zu ihr zurück. Sie war auch einer meiner zwei Lieblingscharaktere. Sie ist bodenständig, tapfer und talentiert. Ich mochte an ihr, dass sie zwar eine sehr begabte Kämpferin sein kann und super auf sich selbst aufpassen kann, gleichzeitig aber eben nicht allein durch die Welt zieht, wie solche Charaktere es in anderen Büchern oft tun, sondern zur Theatergruppe gehört. Sie hat sehr komplexe Beziehungen zu ihren Mitmenschen - Freundschaften, Liebschaften und auch Abneigungen. Das war für mich unglaublich realistisch.

Als weiteren Charakter mochte ich Miranda sehr. Sie ist die erste Ehefrau von Arthur und ihre Kunst in Form von zwei Comics ist es, die einige der Charaktere über Zeit und Orte hinweg verbindet. Auch sie ist eine starke junge Frau, allerdings lernt sie das erst, während wir sie beobachten. Der Titel "Das Licht der letzten Tage" bezieht sich auf die Comics, die ihre Leidenschaft waren. Mit ihr verbunden mochte ich auch Clark, ein Jugendfreund von Arthur. Er ist als einziger wesentlicher Charakter im Buch homosexuell und wir sehen ihn in ganz unterschiedlichen Phasen seines Lebens, aber immer hat er eine sehr beruhigende Kraft.

Arthur Leander selbst fand ich ein bisschen anstrengend, allerdings fand er das am Ende wohl auch von sich selbst. Aber seine Herkunftsgeschichte fand ich sehr faszinierend - ich möchte so gern mal diese Insel sehen. Er wird, während wir ihn vor allem aus Sicht anderer Charaktere betrachten, berühmt und ist der Dreh- und Angelpunkt der Handlung, obwohl alles mit seinem Tod beginnt.

Besonders gefallen hat mir an diesem Buch, wie liebevoll und detailgenau die Verbindungen zwischen den Charakteren hergestellt werden. Wenn man aufmerksam liest, fallen einem schon sehr früh Dinge auf - Hundenamen zum Beispiel. Immer wieder finden sich diese Kleinigkeiten, die andeuten, wer Charaktere sind und wie sie dorthin gekommen sind. Es zeigt auch, dass man sich im Leben dann doch oft auch zweimal trifft. Das Buch ist dadurch irgendwie spannend, denn man möchte verstehen, wie alles zusammenhängt, aber auch unglaublich zart gewoben. 

Natürlich kommt man aber in einer solchen Welt nicht ohne Gefahren aus. Viele Dinge bekommt man im Buch aber nicht explizit beschrieben - so gibt es keine Szenen von sexueller Gewalt oder ähnliches. Es wird aber schon berichtet, dass dies existiert. Es gibt allerdings einige anderweitige Gewaltszenen - vor allem gegen Ende. Dies ist aber nicht der Hauptfokus der Geschichte und das sollte man auch nicht erwarten.

Am Ende wird es aber nochmal richtig spannend, es steht sehr viel auf dem Spiel und man fiebert einige Seiten nochmal richtig mit. Ich finde das Ende absolut gelungen, denn obwohl man merkt, wie das Buch zu Ende geht, weiß man doch, dass die Geschichte nicht aus ist. Hinter der letzten Seite wird es mit den Charakteren weitergehen. Ich fand das toll gemacht und mich hat das Ende sehr zufrieden und begeistert zurückgelassen.

Alles in allem kann ich also nichts Schlechtes über das Buch sagen. Auch wenn manche Teile sich vielleicht erst etwas langweilig lesen, wird doch immer schnell klar, dass alles miteinander verbunden ist. Die wichtigsten Charaktere sind starke Frauen, mit denen man sich identifizieren kann. Das Schöne und Schreckliche an diesem Buch ist, dass es so realistisch ist. Sollte also das Corona uns doch noch alle erwischen, so kann ich mir gut vorstellen, wie eine Kristen zwanzig Jahre später mit ihren Freunden durch diese Welt zieht und Shakespeare aufführt. Wer also den Mut hat, in dieses Gedankenspiel im Moment abzutauchen, der sollte dieses Buch lesen.

Habt ihr Station Eleven bereits gelesen, als es herauskam? Und würdet ihr euch in der aktuellen Lage für das Buch interessieren, oder lieber warten, bis das Corona-Virus eingedämmt ist?

Bis bald,
Eure Kitty Retro





Meine Bewertung:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen