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Mittwoch, 5. Februar 2020

Hamish und das tote Flittchen

Hallo meine Krimileser,

wir kennen das ja alle, wenn wir Bücher geschenkt bekommen, die wir uns nie ausgesucht hätten. So ein Buch möchte ich heute vorstellen. Ich muss ehrlich sein, als ich es damals auspackte, war ich nicht sicher, ob es sich um eine Beleidigung handeln sollte, denn der Titel ist schon mal sehr speziell. Aber nun habe ich es endlich gelesen und kann euch berichten.

Die Fakten:
  • Autor: M. C. Beaton
  • Titel: Hamish und das tote Flittchen (Original: Death of a Hussy)
  • Reihe: Hamish Macbeth 5
  • Übersetzung: Sabine Schilasky
  • Erschienen: 2018 (erstmals 1990)
  • Verlag: Bastei Lübbe
  • Seiten: 222
  • Preis: 10,00 Euro
  • Klappentext: "Maggie Baird verdankt ihr Vermögen einem Leben als Mätresse reicher Männer - und einem guten Händchen für Investitionen. Nun kommt sie als Frau mittleren Alters, dick und in Tweed gehüllt, ins schottische Lochdubh, wo sie ein luxuriöses Cottage besitzt. Auf Maggies Einladung hin ziehen bald weitere Gäste ein: ihre Nicht und vier frühere Liebhaber, allesamt in Geldnöten. Als Maggie auf mysteriöse Weise stirbt, hat Lochdubhs Dorfpolizist Hamish Macbeth genau diese fünf Hausgäste im Verdacht, nachgeholfen zu haben. Und Hamish wäre nicht Hamish, wenn er einen Mörder einfach so entwischen ließe, mag dieser auch noch so ausgefuchst sein..."

Zur Handlung: Lochdubh ist ein verschlafenes Örtchen in Schottland. Dort passiert wirklich nicht viel, weswegen dem Ort kürzlich der Polizist entzogen wurde. Damit sind die eigensinnigen Bewohner des Ortes allerdings gar nicht zufrieden. Die frisch hinzugezogene Mrs Baird jedoch hat einen Plan: wenn alle im Ort plötzlich Straftaten melden, dann würde ihr Polizist sicher zurückgeschickt werden.

Hamish Macbeth hatte ein schlechtes Gefühl seit seiner Versetzung. Das Stadtleben bekam ihm nicht und sein Hund fühlte sich im Zwinger mit den anderen Polizeihunden sichtlich unwohl. Was für ein Glück also, dass er seinen Posten in Lochdubh schließlich zurückbekam. Und das nicht zu früh, denn kurze Zeit später fand ein Mord in diesem verschlafenen Ort statt...

Ab und an lese ich ganz gern Krimis und britische Autorinnen sind dabei auch selten eine Enttäuschung. Allerdings muss ich ähnlich wie bei meinem letzten Krimi in der Richtung - die Schandmaske von Minette Walters - sagen, dass das Buch schlecht gealtert ist. Denn obwohl es hier erst vor einigen Jahren auf den Markt kam, ist das Original so alt wie ich selbst. 

Hamish Macbeth ist der Hauptcharakter in diesem Buch. Offensichtlich gab es vorher schon einige Abenteuer mit ihm, aber es schadet nicht, hier mit Band fünf einzusteigen. Er wird als Mann ohne Ehrgeiz beschrieben, der eigentlich für immer nur Dorfpolizist sein möchte. Allerdings hat er auch ein Problem mit Autorität und macht lieber, was er will. Mich konnte er als Charakter nicht wirklich überzeugen.

Mrs Baird wird in der ersten Hälfte des Buches vor allem über ihr Gewicht definiert. Dabei ist das Buch so fat-phob, wie man es sich für die 90er nur vorstellen kann. Ich war davon wirklich sehr abgeschreckt. Auch Mrs Baird selbst erschrickt schließlich davor, wie sie aussieht, und lässt sich erstmal mit Schönheits-OPs pimpen. Neben dieser Stigmatisierung von Gewicht bekommen wir dann noch einen großen Haufen Slut-Shaming, denn Mrs Baird verdankt ihr Geld ihrem Geschick mit Männern. Hier werden wirklich alle Klischees bedient.

Die Nichte von Mrs Baird dagegen ist ein langweiliges Wesen. Sie ist in den dreißigern und hatte Lungenkrebs. Allerdings spielt das eigentlich keine Rolle. Sie findet alle anderen Menschen doof, weil immer alle gegen sie sind. Daher sind eigentlich immer alle gegen sie. Die vier Männer, die bei Mrs Baird einziehen, sind alles inzwischen mittellose Verflossene, die nur hinter Geld her sind. Ich fand es extrem schwer, sie auseinanderzuhalten.

Interessant fand ich schon mal, dass bei einem Buch von 220 Seiten der Mord erst bei gut 100 Seiten geschieht. Bis dahin erfahren wir so dies und das über die Charaktere. Vor allem geht es viel darum, wie Hamish sich nicht an Regeln und Pflichten halten kann und von seinen Vorgesetzten genervt ist. Und von Alison, der Nichte, genervt ist. Und wie die eine seltsame Obsession mit Autos entwickelt. Warum auch immer. Denn irgendwie geht es in dem Buch um Autos, aber irgendwie auch nicht. Ganz seltsam.

Das Ende war dann schon so, dass man mitraten konnte, aber jetzt auch kein spannender Show-Down. Hamish findet den entscheidenden Hinweis, den natürlich sonst alle übersehen haben, weil seine Vorgesetzten eben alle doof sind. Und das wars. Die letzten Seiten sind dann noch ein ganz seltsames, völlig unverknüpftes Ende, das vermutlich mehr zum gesamten Handlungsrahmen der Reihe gehört. Aber ich möchte hier ehrlich nicht weiterlesen.

Alles in allem ist das Buch ganz nette Unterhaltung, wenn man wirklich den Kopf abschalten möchte. Das Buch fliegt nur so dahin und ist locker an einem Tag zu lesen. Aber ich verstehe nicht, warum 2018 noch solche rückschrittlichen Geschichten übersetzt werden. Die Diskriminierung von dicken Menschen und von Frauen, die ihre Sexualität für sich nutzen, hat mir wirklich nicht gefallen und das Lesen erschwert. Und so prickelnd war der Fall dann leider auch nicht. Ich kann das Buch also nicht wirklich empfehlen.

Bis bald,
Eure Kitty Retro





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