zu meinem Geburtstag hat mir Sabrina von Lookatmybooks dieses Buch geschenkt und es passte recht gut in den Magical Readathon und das Reading Rush Stay at Home Special im April. Heute möchte ich euch davon berichten. Zuerst möchte ich sagen, dass ich den Film gesehen habe, kurz nachdem er veröffentlicht wurde, und den Film schon nicht besonders mochte. Daher hätte ich das Buch nicht selbst gekauft. Da es aber einmal da war, musste es auch gelesen werden.
Die Fakten:
- Autor: Colm Tóibín
- Titel: Brooklyn
- Erschienen: 2009
- Verlag: Penguin Books
- Seiten: 252
- Preis: 8,49 Euro
- Klappentext: "It is Ireland in the early 1950s and for Eilis Lacey, as for so many young Irish girls, opportunities are scarce. So when her sister arranges for her to emigrate to New York, Eilis knows she must go, leaving behind her family and her home for the first time. Arriving in a crowded lodging house in Brooklyn, Eilis can only be reminded of what she has sacrificed. She is far from home - and homesick. And just as she takes tentative steps towards friendship, and perhaps something more, Eilis receives news that sends her back to Ireland. There she will be confronted by a terrible dilemma - and a devestating choice between two worlds."
Zur Handlung: Eilis hat immer im Schatten ihrer großen Schwester gestanden. Während diese eine moderne junge Frau ist, die ihren eigenen Weg geht und großes Ansehen genießt, beschäftigt sich nie jemand lange mit Eilis. Die Jungen aus dem Ort sind nicht an ihr interessiert - und sie auch nicht an ihnen. Sie arbeitet in einem kleinen Laden immer nur am Sonntag.
Alles ändert sich aber an dem Tag, als ihre Schwester einen Pastor mit nach Hause bringt. Schnell wird klar, dass der Plan der Schwester ist, dass Eilis nach Amerika gehen soll, um dort ein neues Leben zu beginnen. Die Mutter ist nicht begeistert, sieht aber, dass Eilis keine Zukunft in ihrem Heimatort hat. So wird Eilis in die große Welt hinausgeschickt.
Dieses Buch weiß nicht recht, was es sein will. Man könnte sagen, es ist eine Coming-of-Age-Geschichte, aber Eilis wird kein Stück erwachsen und schafft es auch im letzten Moment nicht, mal eine eigene Entscheidung für ihr Leben zu treffen. Man könnte sagen, es ist eine Romanze, aber dafür, dass Eilis gleich mit zwei Typen anbandelt, wird es nicht wirklich romantisch, und Eilis ist sich ziemlich sicher, dass sie keinen der beiden Typen wirklich liebt. Man könnte meinen, es ist eine Geschichte über Migration, und das trifft wohl noch am ehesten zu, ist gleichzeitig aber nur ein winziger Teil der Geschichte. Alles in allem ist es einfach kein gutes Buch.
Ok, ab hier Spoiler-Alert: Eilis als unser Hauptcharakter ist so, wie ein weißer Mann eine Frau in den 50ern sieht: willenlos. Ihr Familie schiebt sie nach Amerika ab, ihre Mitbewohnerinnen und die Vermieterin schieben sie hin und her, der erste Typ, der sich irgendwie interessiert zeigt, kriegt sie ins Bett, dann schickt der Pastor sie zurück nach Irland, dort wollen verschiedene Personen sie verkuppeln, was auch super klappt - obwohl sie ja gar kein Single mehr ist - und schließlich will jemand am Ende alles auffliegen lassen und sie verschwindet zurück nach Amerika...
Das, was ich an diesem Buch am besten fand, war die Auseinandersetzung mit der Migrationserfahrung. Eilis stürzt in eine Welt, die sie sich gar nicht vorstellen kann, plötzlich ist sie mitten drin. Und dann kommt das Heimweh und sogar eine Art Depression. (Die wird dann natürlich mit ein bisschen Aufmerksamkeit von einem Mann geheilt und so, achja, und von Bildung.) Das haben auch andere Personen positiv gesehen. Dennoch interessieren mich Bücher in diese Richtung eigentlich mehr, wenn es nicht um weiße Frauen in den 50ern geht.
Der romantische Part war mehr als fragwürdig. Das fängt natürlich an dem Moment an, wo sie gesteht, dass sie ihren Liebhaber ja gar nicht liebt - zumindest sich selbst. Aber sie will ihn natürlich nicht verletzen - weswegen sie ihn heiratet. It was the 50s... Und davor gibt es noch eine sehr fragwürdige Sexszene, die sich wohl so liest, wie Männer sich das erste Mal einer naiven Frau vorstellen: sie will es nicht, hat aber eben irgendwie das rummachen angefangen, es ist ziemlich schmerzhaft, aber gerade dadurch ja irgendwie schön?! Also lieber gleich noch ein zweites Mal... also, will sie auch nicht, aber er halt. Und am Ende war es ja offensichtlich doch so schön, dass das ganze Haus was davon hatte.
Noch seltsamer wird es, als Eilis nach Hause zurückkehrt. Denn hier ist sie plötzlich ein Star, mit ihren schicken amerikanischen Kleidern. Und siehe da, der beste Fang im ganzen Ort, der sie vor ihrem Amerikatrip hat kalt abblitzen lassen (natürlich nur, weil er ja nicht wusste, wie man mit Frauen redet - it was the 50s!), findet sie jetzt richtig hot. Und gleich mehrere Leute finden, dass Eilis doch mit ihm zusammenkommen sollte. Und Eilis wäre nicht Eilis, wenn sie das einfach fröhlich mitspielt. Nicht dass der Typ inzwischen viel besser mit Frauen reden könnte. Blöd nur, dass sie keinem gesagt hat, dass sie verheiratet ist. Romaaaantisch.
Ich glaube, damit habe ich eigentlich alles gesagt. Ich mochte den Blick in das amerikanische Kaufhaus der 50er Jahre - da arbeitet Eilis schließlich. Ich mochte auch, dass Eilis die Abendschule besucht, um sich weiterzubilden - warum ist sie nicht einfach dabei geblieben? Ich mochte auch ein bisschen dieses Setting in einem Lodging Haus. Das hatte ich schon in ein paar Mal in historischen Romanen und finde das irgendwie spannend. Aber das meiste war einfach Mist.
Ich kann euch das Buch also nicht empfehlen. Und wenn ihr immer noch wollt, schaut den Film. Auf den 250 doch sehr klein bedruckten Seiten passiert nichts, was nicht auch irgendwie im Film war.
Mich würde interessieren, ob irgendwer ein besseres Leseerlebnis hatte? Ich meine, irgendwer dachte ja auch, das wäre verfilmungswürdig...
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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