Hallo meine Bücherfreunde,
heute möchte ich etwas ausführlicher über das zweite Buch sprechen, das ich für meine 7 Bücher in 7 Tagen Challenge gelesen habe. Dieses Buch hatte ich in der Bibliothek gesehen, kannte es aber schon aus Reviews und war sehr interessiert. Es geht in diesem Buch um eine Teenagerin, die HIV-positiv ist - ein sehr wichtiges Thema.
Die Fakten:
- Autor: Camryn Garrett
- Titel: Full Disclosure
- Erschienen: 2019
- Verlag: Penguin
- Seiten: 290
- Preis: 8,37 Euro
- Klappentext: "Simone has got high school down. She's made friends, she's directing the school musical, and she's making out with Miles, the most attractive boy in school. She's also HIV-positive - and that complicates things. Because last time she told someone, the fallout was devastating. And when Simone finds an anonymous threat in her locker threatening to turn her world upside down, she begins to wonder if the only way to rise above is to face the haters head-on..."
Zur Handlung: Simone ist 17 Jahre alt, wurde von einem schwulen Pärchen adoptiert und sie ist HIV-positiv. Vor einigen Monaten musste sie deswegen an eine neue Schule wechseln, denn viele Schüler und Eltern glauben immer noch an diverse Stereotype und Vorurteile, wenn es zu HIV kommt. Daher will Simone ihre Erkrankung in der Schule geheimhalten.
Alles wird allerdings kompliziert, wenn ihr Crush Miles ihr gesteht, dass er Gefühle für sie hat. Simone möchte unbedingt mit ihm zusammen sein, aber es ist nur fair, wenn sie ihm vorher die Wahrheit über ihre Krankheit sagt. Doch gerade diese Situation hat in ihrer letzten Schule für das große Chaos gesorgt, aus dem Simone schließlich an eine neue Schule fliehen musste...
Full Disclosure als Titel steht für den Fakt, dass eine Person, die HIV-positiv ist, dies ihren potentiellen Sexualpartnern deutlich machen muss, bevor es zu irgendwelchen Handlungen kommt, aus denen eine Ansteckung folgen kann. Während es eine unkontrollierte Verbreitung des Virus verhindern soll, ist es auch eine stigmatisierende Erfahrung für die Betroffenen, denn sie wissen nie, wie ihr gegenüber reagieren wird. Über die vielen Vorurteile, die es heute noch in Bezug auf HIV gibt, schreibt die Autorin in diesem Buch.
Ich finde es zunächst einmal total wichtig, dass es dieses Buch - und hoffentlich noch viel mehr - zu dem Thema gibt. Ich bin zwar schon eine ganze Weile aus der Schule raus, aber ich kann sagen, dass HIV in meinem Unterricht nur minimal behandelt wurde. Wir haben kaum Informationen darüber erhalten, außer "Nimm Kondom, dann alles gut" - was Quatsch ist. So können die Stigmata und Vorurteile langfristig in den Köpfen der Menschen überleben, obwohl sich medizinisch in den letzten Jahrzehnten sehr viel getan hat und es inzwischen sehr sichere Möglichkeiten gibt, mit einem HIV-positiven Partner Liebe, Sex und Familie zu erfahren.
Simone als Hauptcharakter habe ich in mein Herz geschlossen. Sie ist eine starke junge Frau, die sicherlich nicht frei von Angst ist (im Gegenteil), aber sich am Ende darüber hinwegsetzt und sich von anderen Menschen ihr Glück nicht nehmen lässt. Dabei ist sie eingebettet in eine liebenswürdige Familie, ihre Väter sind vielleicht noch nicht ganz bereit, sie als fast-Erwachsene anzuerkennen, aber sie sind sehr fair und liebevill, und in ein Freundesnetzwerk, dass sie aufhängt, bevor sie ganz am Boden landet. Dadurch wirkte Simone wie eine richtige Teenagerin, die nicht immer rational handelt, aber im Prinzip versucht das Richtige zu tun. Ein paar Szenen waren dann ein wenig arg... dramatisch.
Ihr Crush Miles war auch ein toller Charakter. Man könnte jetzt sagen, dass es wie ziemlich jeder Crush in dieser Art Büchern ist, der Simone wirklich für ihren Charakter liebt und den Dinge wie ihre Krankheit nicht verschrecken können. Man kann immer darüber streiten, wie realistisch das auf der High School ist, aber es ist schön, solche Vorbilder zu haben in der Literatur. Ich mochte ihn und habe für die beiden das Beste gewollt.
Die Diversität in dem Buch hat mir sehr gut gefallen und hat sich sehr natürlich angefühlt. Simone und Miles sind beide Schwarz und bewegen sich in ihrer Schule in Gebieten, die eher weiß geprägt sind: dem Schulmusical und dem Lacrosse-Team. Darüber werden Themen von Rassismus angesprochen. Simones beste Freundinnen kommen beide aus asiatischen Einwandererfamilien und darüber werden auch Themen der Model Minority angesprochen. Simones Eltern sind ein schwules Pärchen, wobei ein Vater aus einer lateinamerikanischen Familie kommt und der andere auch schwarz ist. Es wird gezeigt, wie schwer es in dieser Generation war, seine Sexualität auszuleben. Eine von Simones besten Freundinnen ist lesbisch, die andere bisexuell und Simone selbst ist noch dabei ihre Sexualität zu erkunden, nachdem sie an der letzten Schule in ein Mädchen verliebt war und jetzt in einen Jungen. Alles fühlt sich aber sehr organisch an. Ich hatte nie das Gefühl, dass hier irgendwas nur eingebaut wurde, um die Geschichte "diverser" zu machen. Zu den einzelnen Repräsentationen kann ich nicht viel sagen, aber Simones Gedanken über ihre Sexualität konnte ich gut nachvollziehen und fand ich authentisch.
Was mir an dem Buch nicht gefallen hat, und weswegen ich ihm Punkte abgezogen habe, ist die völlig unnötige Handlung rundum den Erpresser. Simone wird bedroht, dass sie nicht mit Miles zusammen sein soll, sonst wird ihre Krankheit für alle in der Schule öffentlich gemacht. Diese Handlung ist in solchen Jugendromanen schon total ausgelutscht und am Ende immer irgendwie dasselbe. Das Buch hat das absolut nicht gebraucht, denn es hat ein solides Thema, tolle Charaktere, und die Situation am Ende hätte auch anders herbeigeführt werden können. Auch macht die Autorin gar nicht wirklich etwas daraus, denn Simone geht nicht auf die Erpressung ein und datet weiter Miles. Es war aus meiner Sicht total unnötig und hat der Geschichte nicht geholfen. Und ganz ehrlich, wie viel Erpressung gibt es bitte an amerikanischen Schulen?
Alles in allem hat mir das Buch aber wirklich gut gefallen. Ich mochte die Charaktere und ich habe viel gelernt (auch wenn ich vermutlich schon etwas mehr über HIV wusste als die meisten Menschen). Ich finde es toll, dass Jugendbücher sich auch solchen Themen widmen, vor allem weil es auch sexpositiv war und so viel Diversität in die Diskussion gebracht hat. Es zeigt sehr gut, dass ein Coming-Out auch vor Freunden immer noch sehr schwierig und schmerzhaft sein kann, und wir alle mehr daran arbeiten sollten, wie wir auf Menschen reagieren, die in irgendeiner Form anders als wir sind. Für Teenager kann ich das Buch absolut empfehlen.
Habt ihr euch schon mal mit HIV beschäftigt? Könnt ihr mir ähnliche Bücher wie dieses empfehlen?
Bis bald,
Eure Kitty Retro
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